Vodafone & Liberty Global: Übernahme von Unitymedia durch Vodafone Kabel – Monopol oder Chance? (Update)

Unitymedia ist als Marke vorbei & Kabel-Tarifaktion für kurze Zeit: Vodafone hat Unitymedia übernommen, um so zum größten Kabelnetzbetreiber Deutschlands zu werden. Damit wächst das bisherige Kabelnetz von Vodafone um die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg.

Mit der lang erwarteten Fusion zwischen Vodafone Kabel und Unitymedia ist ein deutschlandweites Kabelnetz aus einer Hand entstanden. Den Zusammenschluss unterzeichneten die Mutterkonzerne Vodafone Group und Liberty Global im Jahr 2019. Damit bei den Angeboten von Internet über das TV-Kabel keine Monopolherrschaft entsteht, wurde die Fusion nur unter Auflagen genehmigt. So soll das vereinigte Vodafone-Kabelnetz auch für Drittanbieter geöffnet werden. Neben Vodafone sind nur noch Pyur (ehemals Tele Columbus) und andere, noch viel kleinere regionale Kabelnetzbetreiber vertreten. Die Telekom vermarktet nur in wenigen Regionen Kabelanschlüsse.

Vodafone schließt Übernahme von Unitymedia ab

Vodafone & Unitymedia: Kopplung der beiden Netze

Eine schwierige Aufgabe für die nächsten Jahre ist die Kopplung der beiden Kabelnetze von Vodafone und Unitymedia. Beide sollen zu einem Netz verschmelzen und die Marke Unitymedia soll im Laufe der Übernahme eingestellt werden. Eine Voraussetzung für die Genehmigung der Fusion ist, dass der Konkurrent Telefónica ein sogenanntes Vorleistungsprodukt bekommt. Telefónica wird also in Zukunft die Möglichkeit haben, Kabelanschlüsse im kombinierten Unitymedia-Vodafone-Netz anzubieten. Auf Nachfrage von Handyhase.de teilte ein Sprecher mit, dass dies im Detail noch ausgearbeitet werden muss und nicht in diesem Jahr gestartet werden kann. Das Vorleistungsprodukt sei jedoch in seinen Grundzügen fertig.

Übernahme Unitymedia durch Vodafone fix? Noch hat jemand mitzureden!

Insgesamt sollen die Kabelnetze von Unitymedia in Deutschland (Hessen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg), Ungarn, Rumänien und der Tschechischen Republik übernommen werden. Aber noch ist der Deal nicht fix, da noch die zuständigen Wettbewerbsbehörden ein Wörtchen mitzureden haben. Die Zustimmung für eine Übernahme geschieht damit aktuell noch unter Vorbehalt. Gelingt aber der Zusammenschluss, dann ist erstmal in Deutschland ein Kabelnetzbetreiber vertreten, der in allen Bundesländern Haushalte mit Kabel-Internet versorgen kann.

Telekom könnte größten Konkurrenten bekommen

Für die Deutsche Telekom bedeutet dies ein Wettbewerber mit eigener Infrastruktur! Aber warum? Immerhin bietet die Deutschen Telekom doch DSL- und VDSL-Tarife im Festnetz-Internet-Bereich an? Grund dafür ist, dass an jedem Wohnort bzw. in einem Haus in erster Linie ein Kabelnetzbetreiber Verträge mit der jeweiligen Wohnungsbaugesellschaft hat. Anders verhält es sich bei den DSL- und VDSL-Anbietern, bei denen ein viel höherer Konkurrenzdruck vorliegt. So stehen an Deinem Wohnort in der Regel gleich mehrere Internet-Provider zur Auswahl. Im Endeffekt konkurrieren also nicht die Kabelnetzbetreiber untereinander, sondern mit den DSL- und VDSL-Anbietern! Dadurch könnte die Deutsche Telekom noch mehr unter Druck geraten! Immerhin beherrscht die Deutsche Telekom 75% aller Endkundenanschlüsse im Zugangsmarkt.

Telefónica als lachende Dritte

Die Fusion wurde unter der Voraussetzung genehmigt, dass Vodafone das Kabelnetz für die Vermarktung durch andere Anbieter öffnet. So ist bekannt, dass Telefónica noch 2020 ins Kabelnetz von Vodafone gelassen wird und Anschlüsse unter dem eigenen Namen vermarkten kann. Dies bestätigte uns eine Telefónica-Sprecherin im Februar 2020 auf Anfrage. Wann und mit welchen Tarifen dies passieren wird, ist allerdings noch offen.

Da Telefónica schon lange DSL-Anschlüsse unter der Marke o2 anbietet, passen Kabel-Internetanschlüsse gut ins Angebot. Denkbar wären Double- und Triple-Play-Anschlüsse, die sich mit dem Kombi-Vorteil verknüpfen lassen. Auch eine Kooperation mit dem Netzbetreiber Pyur und Telefónica ist bekannt.

Der langsame „Schwund“ der Kabelnetzbetreiber

Den Stein ins Rollen gebracht hat eigentlich Liberty Global 2011 mit der Übernahme des in Baden-Württemberg ansässigen Kabel-Internet-Anbieters Kabel BW. Seither wurde Stück für Stück das Kabelnetz in das von Unitymedia integriert. 2014 hat wiederum Vodafone den damaligen Platzhirsch unter den Kabelnetzbetreibern, Kabel Deutschland, übernommen, der immerhin fast allen Bundesländern, außer Hessen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg, tätig war. Durch die Übernahme von Unitymedia, würde der letzte große Kabel-Internet-Provider einverleibt werden, aber dadurch ein bundesweiter Konkurrent für die Telekom geschaffen werden.

Der CEO von Vodafone Deutschland, Hannes Ametsreiter, sieht den Zusammenschluss positiv: „Wir bauen 25 Millionen Gigabit-Anschlüsse für 50 Millionen Menschen bis 2022. Das ist gut für den Verbraucher. Gut für den Wettbewerb. Und gut für Deutschland.“ Damit will das Unternehmen die Gigabit-Ziele der Bundesregierung für 2025 noch schneller erreichen. Für Verbraucher könnte dies ein Ausbau von großflächigen und bezahlbaren Gigabit-Anschlüssen bedeuten.

Kommentar der Redaktion: Flächendeckend 50 MBit/s, aber nicht Gigabit Speed

Sind wir doch mal ehrlich! Das Ziel der deutschen Bundesregierung war es bis 2018 für eine flächendeckende Versorgung mit 50-MBit/s-Anschlüssen zu sorgen. Doch die Zahlen und vielen weißen Flecke im ländlichen Gebiet sprechen dagegen. Zudem werden oftmals sogar in den Großstädten keine 50 MBit/s im Download erreicht! Sollte der Zusammenschluss durch die Wettbewerbsbehörde genehmigt werden, könnte dies ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung bedeuten, wenn man die Anschlüsse unabhängig von der vor Ort verfügbaren Technologie betrachtet. An großflächige Gigabit-Anschlüsse 2025 ist aber derzeit noch nicht zu denken.

Die Politik und Netzbetreiber sollten sich nicht dabei überbieten, wer die schnellste Leitung hat, sondern daran messen und Taten folgen lassen, dass eine bundesweite, flächendeckende Internet-Versorgung Zustande kommt! Damit müssten doch 50 MBit/s für alle bis 2025 umsetzbar sein, oder?

Gut finden wir auch, dass die Telekom damit endlich einen Ernst zunehmenden Gegner findet, was sich auch positiv auf die Preisgestaltung künftiger Angebote auswirken könnte. „Könnte“, weil es natürlich auch zu einem Duopol von Vodafone Kabel und der Deutsche Telekom kommen kann, bei dem anderen Anbieter wieder das Nachsehen haben. Wir werden ja sehen, wie sich dies entwickeln wird und noch ist ja nichts fix!

Erster bezahlbarer Gigabit-Tarif von Unitymedia

Erst kürzlich hat immerhin Unitymedia einen ersten Schritt Richtung Gigabit-Gesellschaft getan und bietet in Bochum einen Gigabit-Tarif zum Einführungspreis von 50 € pro Monat an! Weitere Städten sollen folgen.

Aller Hintergrundinformationen zum Thema Internet- und Festnetz-Tarife sowie deren Vor- und Nachteilen, erhältst Du auf unserer Ratgeberseite!

Profilbild von Marleen
Die Technik- und Mobilfunk-Expertin Marleen ist bereits seit 2009 kein unbeschriebenes Blatt mehr in der Branche. Nach dem Studium der Information- und Medientechnik absolvierte sie ein Volontariat bei einem großen Telekommunikationsmagazin und verblieb dort auch 9 Jahre. Bereits dort hatte sie ersten Kontakt mit Schnäppchen. Seit November 2017 ist Marleen als Chefredakteurin bei Handyhase.de tätig.

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