Langzeittest in acht Ländern

Too Good To Go im Langzeittest: Wie wir 130 Essen in acht Ländern retteten und dabei Spaß hatten

Restaurants, Bäckereien, Supermärkte und Hotels werfen regelmäßig Essen weg. Too Good To Go will dies ändern. Handyhase.de hat im Langzeittest sehr leckeres und manchmal viel zu viel Essen entdecken können. Probleme gab es dabei so gut wie gar nicht.
Too Good to go Erfahrungen und Test

Too Good to Go bietet viele Möglichkeiten Restessen zu verwerten. (Bild: Too Good To Go)

Too Good To Go im Langzeittest: Unsere Erfahrungen in acht Ländern

Heute keine Idee, was Du vielleicht essen solltest? Warum dann nicht zu Diensten greifen, die Restessen abgeben? Einer dieser Dienste ist Too Good to Go, was in etwa so viel heißt wie „Zu schade zum Wegschmeißen“. Der Name ist Programm. Diverse Geschäfte wie Restaurants, Supermärkte, Hotels oder Bäckereien senden über die App Informationen an Dich, welche Waren sie abzugeben haben.

In dieser App suchst Du nach Geschäften in Deiner Nähe oder auch weiter entfernt, kannst Dir die Beschreibungen anschauen und Bewertungen lesen oder auch abgeben. So findet man in der Regel vor allem in großen Städten eine gute Auswahl an Lebensmitteln, die sonst in der Tonne landen würden.

Beim Supermarkt sind das typischerweise Lebensmittel nahe dem Mindesthaltbarkeitsdatum oder auch des kritischen Verbrauchsdatums, die vergünstigt abgegeben werden. Restaurants oder Kantinen haben am Ende des Arbeitstages ebenfalls oft noch viel Essen übrig, Bäcker möchten ihr Brot weitergeben und manche Kioske ihre frisch belegten Brötchen am Abend loswerden.

Dabei findet sich ein ausgiebiges Angebot, auf das wir zunächst in Deutschland im Detail eingehen. Der internationale Teil kommt später. Wir haben auch mit vielen Leuten in den Geschäften gesprochen, die für die Abgabe verantwortlich sind und dabei interessante Hintergrundinformationen erhalten.

Mindesthaltbarkeitsdatum vs. Verbrauchsdatum

Vorher wollen wir noch einmal auf die Haltbarkeit der Waren eingehen. Verkauft wird in der Regel nach Mindesthaltbarkeits- (kurz MHD) oder auch Verbrauchsdatum. Letzteres ist kritisch zu sehen. Ist das Verbrauchsdatum überschritten, solltest Du die Finger von dem Produkt lassen.

Leider neigen einige wenige Supermärkte dazu, Waren mit überschrittenem Verbrauchsdatum über Too Good To Go zu verkaufen. Dann kannst Du Dich beschweren. Nach dem Übersenden eines Fotos gibt es unserer Erfahrung nach sehr schnell das Geld zurück und Too Good To Go leitet weitere Schritte ein, damit das nicht noch einmal passiert.

In Berlin gibt es viel Auswahl. (Screenshot: Handyhase.de)

Das Mindesthaltbarkeitsdatum, kurz MHD, ist hingegen wörtlich zu nehmen. Es hält mindestens bis zu dem Datum und ist häufig länger gut. Es kommt aber auf die Ware an. Ein abgelaufenes MHD einer Dose mit einer Suppe hält sich Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte danach. Die Literpackung Milch ist hingegen vielleicht nur ein paar Tage extra genießbar. Bei Schokomilch ist deutlich mehr drin, denn der Zucker sorgt für Haltbarkeit.

Bei Käse ist es oft eine Frage des Genusses. Gefällt Dir überreifer Weichkäse? Dann sind ein paar Extratage drin. Magst Du den intensiven Geschmack nicht, dann wird der Käse für Dich persönlich vielleicht schon eine Woche vor dem MHD ungenießbar.

Hier ist ein bisschen Abwägung und ein Gefühl für Lebensmittel notwendig. Hast Du Zweifel, dann kannst Du eine beliebige Suchmaschine befragen. Name des Lebensmittels und MHD schickt Dich in der Regel in entsprechende Foren. Nicht bei allen Lebensmitteln ist die Sache mit dem MHD nämlich so eindeutig.

Und dann gibt es noch Waren wie Früchte. Auf einer Banane steht nun einmal kein MHD drauf. Sie sieht aber vielleicht nicht mehr so lecker aus, wäre aber etwa noch für einen Bananen-Shake verwendbar. Auch solche Ware landet öfter bei Too Good To Go.

Wer ist bei Too Good To Go dabei

Supermärkte

Bei Supermärkten finden sich häufig Filialen der Edeka-Gruppe wieder. Aber leider meist nur diese, die als Vollsortimenter gelten. Der Netto-Markendiscount (rotes Logo, ebenfalls zu Edeka zugehörig) macht nach unserer Erfahrung nicht bei Too Good To Go mit. Das mag daran liegen, dass diese Märkte mit einem höheren Kostendruck arbeiten. Personal abstellen, das für Dich eine Tüte vorbereitet? Das ist dort oft kaum vorhanden.

Die genossenschaftlich organisierten Edeka-Filialen entscheiden hingegen selbst, ob sie mitmachen, wie uns eine Edeka-Sprecherin auf Nachfrage sagte.

Dafür finden sich auffallend oft unabhängige hochspezialisierte Supermärkte. So haben wir etwa in Berlin einen rumänischen Supermarkt entdeckt, dessen Existenz wir gar nicht kannten; aber auch in einem bekannten Asia-Laden regelmäßig eingekauft. Auch Alnatura taucht in der Liste gerne auf. Die App ist manchmal für Überraschungen gut.

Imbisse, Snacks und Restaurants

Auch Imbiss-, Snack- und Kaffee-Ketten machen kräftig mit. Neben bekannten Namen wie Nordsee, Ditsch und Le Crobag finden sich genauso hochpreisige Anbieter wie Starbucks oder Pret-A-Manger oder komplett unabhängige Geschäfte wie Delikatessengeschäfte. Von der Döner-Bude über den Frittenladen bis zum Fried-Chicken-Spezialisten haben wir einiges gefunden.

Für umgerechnet 6 Euro gab es in Kraków zwei Dürum Döner, die auch noch extra viel Inhalt hatten. (Screenshot: Handyhase.de)

Oft machen auch Restaurants mit. Die Auswahl ist aber bei Weitem nicht so vollständig wie bei anderen. Nach unserer Erkenntnis, die freilich eine persönliche Erfahrung ist, machen nur wenige Restaurants mit. Solche, die auf sogenanntes Convenience Food setzen, können nur wenig am Ende des Tages übrig haben. In der Tendenz sind es also ordentliche Restaurants mit ordentlicher Küche, die etwas übrig haben.

Hotels, Kantinen und Buffets

Groß verbreitet ist das Angebot von Hotels. Die bieten meist die Reste des Frühstücks an, das Du dann als Spätstück abholen kannst. Denn das geht oft erst ab 10, 11 oder manchmal 12 Uhr los. Wenn Du etwas länger schläfst, ist das aber eine spannende Option.

Dieses Spätstück kann nicht bei der Tafel abgegeben werden. Denn diese Lebensmittel müssen schnell konsumiert werden. Hotels haben leider das prinzipbedingte Problem, dass sie ein großes Frühstücksbuffet aufstellen müssen. Das erwarten die Gäste. Am Ende bleibt daher oft viel übrig – zu viel.

Dabei sind es nicht nur billige Hotels. Selbst das Waldorf Astoria in Berlin macht bei Too Good To Go mit. Das Waldorf Astoria gehört sogar zu den Hotels, die abends aus ihrem Restaurant noch Sachen abgeben. Das ist recht selten. Und es ist ziemlich teuer, aber Du bekommst auch Dinge, die andere Hotels kaum anbieten. Lobenswert: Das Waldorf Astoria verlangt, dass Du zumindest abends eigene Behälter mitbringst. Auch das ist selten.

Für den Mittagstisch sind dagegen Kantinen oder ähnliche Betriebe hervorragend. Auch die haben typischerweise am Ende des Geschäftstages noch Essen übrig und viele Kantinen sind Betrieben zugehörig. Über die App von Too Good To Go entdeckst Du dann Geschäfte an Orten, die Du vielleicht sonst nie gefunden hättest.

  • Zu den interessantesten Kantinen gehörte für uns das Erlebnis ins Sozialgericht am Düsseldorfer Hauptbahnhof zu gehen. Denn um in diese Kantine zu kommen, musst du erst einmal durch eine Sicherheitskontrolle, um Dir Dein essbares Gericht abzuholen.

Sehr interessant sind auch Buffets. Die meisten, die wir entdeckt haben, geben vorwiegend abends reichlich Essen ab. Manche bieten Reste zweimal am Tag. Das Mittagessen hält sich nämlich nicht bis zum Abendbuffet.

Hier gibt es ein paar Unterschiede bei der Abholung. Mal bekommst Du eine Verpackung und füllst die nach Belieben, mal bringst Du Deine Verpackung selbst mit (achte auf die Beschreibung!) und mal wird es für Dich fertig abgepackt. Das variiert selbst beim selben Laden manchmal von Tag zu Tag. Selten gibt es übrigens auch Mehrwegverpackungssysteme. Leider musst Du dann mit einer zweiten App herumhantieren. Das haben wir nicht ausprobiert, da wir dieses Konzept nur bei Dienstreisen gesehen haben und die Mehrwegbehälter so nur mit Schwierigkeiten hätten zurückgeben können.

Findest Du ein solches Geschäft aber in Deiner Nähe, kann es nicht schaden, das auszuprobieren.

Bäckereien und besondere Anbieter

Vollkommen unübersichtlich ist das Angebot der Bäckereien. Gefühlt macht etwa in Berlin die halbe Stadt mit beim Verkauf übrig gebliebener Backwaren. Es sind nämlich nicht nur die traditionellen Backfilialen. Wir waren dabei oft erstaunt, wie viel Ware am Abend übrig bleibt. Aber dazu später mehr in den Erfahrungen.

Am kuriosesten waren sicher die Erlebnisse mit Getränkehändlern und Diskos. Bei beiden hätten wir LKW-weise Getränke retten können. Mit einem viel zu kleinen Rucksack ausgestattet, gab es kistenweise Capri-Sonne, die das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben. Die ungesunden Zuckergetränke halten sich aber ewig. Für den Händler war eindeutig, dass er die Ware loswerden und sich die Entsorgung mehrerer Paletten sparen wollte. Capri-Sonne ist eigentlich eines der teuersten Getränke, auf den Literpreis gerechnet. Nicht bei ihm.

Und die Disko? Da gab es haufenweise Eistee im 0,5-Liter-Tetrapack, der sogar ein paar Wochen vor dem MHD war.

Ulkig, aber doch naheliegend, war ein Blumenhändler, den wir in Zürich entdeckt haben. Es sind nicht nur essbare Waren dabei, auch wenn das eher selten der Fall ist. Dabei gibt es eben nicht nur Lebensmittel, die schlecht werden können. So etwas wirst Du allerdings nur selten sehen.

Selbiges gilt für saisonale Angebote. Nach Ostern oder Weihnachten gibt es etwa viele Süßigkeitenläden, die dann günstig Naschereien abgeben. Gerade Schokolade wird kaum schlecht, sieht aber vielleicht nicht mehr so lecker aus.

Wichtig an allem: Die App erlaubt Dir anhand der Bewertungen oft kleine Schätze zu heben. Klar, Du könntest auch in Kartendiensten stöbern. Doch Du müsstest erst einmal eine Idee haben. Etwas zu finden, dessen Existenz Du Dir nicht bewusst bist, ist nicht so einfach. Meist entdeckst Du solche Läden beim Vorbeilaufen.

Too Good To Go kann auch helfen, das lokale Angebot genauer kennenzulernen und gelegentlich zu experimentieren. Und wenn Du im Urlaub bist: Auch da findest Du tolle Angebote abseits der Touristenfallen. Die Bewertungen basieren nämlich meist auf der lokalen Bevölkerung – und wer weiß besser Bescheid als jene, die dort wohnen?

Wir haben Too Good To Go dabei in zahlreichen Ländern getestet. Unser Hauptaugenmerk lag natürlich auf Deutschland. Bei Dienstreisen oder auch Urlauben haben wir Too Good To Go in Österreich, der Schweiz, Schweden, Polen, Frankreich, im Vereinigten Königreich und in den USA ausprobiert.

Die Erfahrungen mit Too Good To Go

Unsere Erfahrungen mit Too Good To Go waren überwiegend positiv. Überraschend positiv sogar, denn wirkliche Pleiten kommen selten vor. Selbst wenn mal etwas nicht stimmt, was bei uns hauptsächlich in Supermärkten der Fall war, dann galt es nur ein paar Dinge wegzuwerfen und der Rest war völlig in Ordnung.

Es ist aber eine der wenigen negativen Erfahrungen. Aufgefallen ist uns dabei vorwiegend eine Filiale innerhalb der Edeka-Gruppe. Die Treugut-Filiale in Berlin gab uns in drei von fünf Fällen Waren, die ein bis zwei Tage zuvor tatsächlich per Verbrauchsdatum abgelaufen waren. Dann galt es ein bis zwei Dinge sofort in die Biotonne zu geben, während wir die „abgelaufene“ MHD-Ware ohne Probleme verwerteten.

  • Eine Beschwerde bei Too Good To Go reicht dann aber, um das Geld zurückzubekommen. Das Einreichen von Fotos ist allgemein sehr simpel gehalten und der Support in der App gut geregelt.

Da es auch in anderen Filialen im recht losen Edeka-Verbund zumindest Einzelfälle gab, haben wir bei der Pressestelle nachgefragt. Die bestätigte uns: „Produkte, deren Verbrauchsdatum überschritten ist, dürfen nicht abgegeben werden, auch nicht zu reduzierten Preisen“, und setzte sich mit dem betroffenen Markt in Verbindung. Edeka versprach, dass es eine Nachschulung für das Personal der Filiale geben wird.

In sehr seltenen Fällen wurde das Angebot storniert, was sicherlich ärgerlich ist, wenn man schon auf dem Weg ist. Das kann etwa passieren, wenn am Abend wider Erwarten doch nichts für Dich übrig ist. Das passiert manchmal so kurzfristig, dass auch eine Stornierung nicht mehr klappt.

Aber selbst wenn das passiert: Manche sind kulant. Unser Dönerladen um die Ecke hatte beispielsweise einmal keinen Döner mehr übrig. Als Ausgleich gab es zwei Schnitzel im Brot. Das war Ware, die noch am nächsten Tag verkauft worden wäre, da sie aus dem Kühlschrank geholt wurde. Ein sympathisches Verhalten.

Allgemein ist auch die Abholung meistens sehr freundlich. Bei manchen Geschäften kannst Du auswählen, als würdest Du regulär kaufen. Das verhindert, dass Du etwas mitnimmst, was Du vielleicht nicht magst. Häufig ist das etwa bei Ditsch, Nordsee, Bretzelkönig oder Pret-A-Manger der Fall. Aber nicht alle Filialen handhaben dies so. Du hast auch keinen Anspruch darauf.

Wann immer wir ins Gespräch kamen, zeigte das Personal eine hohe Zufriedenheit. Die Kundschaft ist gut und freundlich, und es macht Spaß, das Essen abzugeben. Selbst wenn es mal Probleme gab, von denen berichtet wurde: Das Personal betonte immer sofort, dass dies absolute Einzelfälle seien, die dann etwa fordern, sich etwas aussuchen zu können.

In vielen Fällen standen wir außerdem mit anderen App-Nutzern in der Schlange. Die Stimmung war ohne Ausnahme immer gut.

Die Kosten für ein Too Good To Go Paket

In den meisten Fällen zahlst Du über die App etwa ein Drittel des originalen Verkaufspreises. Das schwankt aber von Land zu Land und auch in Deutschland gibt es Geschäfte, die dynamische Preise haben. Je später Du Waren reservierst, desto billiger werden sie.

Manchmal stimmen die Preise aber überhaupt nicht und das meist im positiven Sinne. Wenn ein Supermarkt keine Lust hat, alles auszurechnen, dann bekommst Du für fünf Euro durchaus eine Tüte, die über 20 Euro wert ist. Wir haben aber auch einen Fall erlebt, bei dem ein Imbiss eigentlich nur sein Standardprodukt für einen leicht reduzierten Preis abgegeben hat. Hier haben wir eigentlich kein Essen gerettet. Der Imbiss wollte wohl eher neue Kundschaft anlocken.

Too Much To Go: Massenhaftes Essen

Eines der – sagen wir mal – Luxusprobleme ist, dass Du kaum abschätzen kannst, wie viel Essen Du eigentlich bekommst. Zwar gibt es einen Preis, der gedrittelt oder halbiert wird, doch das sagt nicht viel aus.

Doch was steckt drin? In sehr vielen Fällen viel zu viel. Gerade bei den Bäckern hatten wir oft das Problem kiloweise Brot zu bekommen. Was macht man eigentlich mit zwei Einkaufstüten mit Brötchen? Sorge also schon mal für Platz im Gefrierfach. Aber auch so manches Restaurant gibt so viel Essen ab, dass wir eigentlich selbst ein eigenes Too Good To Go hätten abgeben können.

Im besten Fall hatten wir fast eine Woche an dem Essen zu knabbern. Gerade bei den Brotbergen – das ist durchaus wörtlich zu nehmen – ließ sich kaum verhindern, etwas zu entsorgen oder weiterzugeben. Freunde, Familie, Kollegen, Mitbewohner: Je nach Essenspaket profitieren hier alle.

Wenn Le Crobag immer zu viel Essen hat

Etwas überrascht waren wir von den Erfahrungen mit Le Crobag, die oft an Bahnhöfen zu finden sind. Denn am Ende des Geschäftstags ist selbst mit Too Good To Go immer noch viel Ware in der Auslage. Das Personal erklärte uns dieses Überangebot damit, dass es die Anweisung gibt, die Auslage immer voll zu haben.

Jetzt fragst Du Dich vielleicht, warum solch eine Verschwendung? Der Grund ist einfach. Wenn die Auslage voll ist, dann wird mehr gekauft. Es sieht nicht aus, als würdest Du Reste kaufen. Gerade größere Le Crobag-Filialen haben am Ende dann selbst mit Too Good To Go viel Ware übrig.

Wir finden das ein wenig merkwürdig, dass auf der einen Seite mit Too Good To Go gegen Lebensmittelverschwendung gekämpft wird, die von Le Crobag aber eigentlich befeuert wird.

  • Wir haben dazu bei Le Crobag um eine Stellungnahme gebeten, da es bei dieser Kette tatsächlich stark auffällt, wie viel Auslage zu Geschäftsende noch vorhanden ist. Das Unternehmen reagierte auf unsere Anfrage aber nicht.

Andere Ketten machen dies nicht. Die ebenfalls hochpreisige Kette Pret-A-Manger hat am Ende eines Tages in der Regel nur noch eine geringe Auswahl. Es kann sein, dass besonders leckeres Essen nicht mehr über Too Good To Go zu bekommen ist. Auch die Auslagen bei Ditsch sind gegen Ladenschluss eher spärlich. So sollte es sein, auch wenn es offenbar den Umsatz negativ beeinflusst.

In anderen Ländern fast nur gute Erfahrungen

Wir haben uns bisher auf Deutschland konzentriert. Doch Too Good To Go ist auch für Deine Reisen ziemlich praktisch, wenn Du weder Lust hast, teuer in ein Restaurant zu gehen, noch im Urlaub oder auf Geschäftsreise kochen willst.

Zudem findest Du hier erst recht Geschäfte und Restaurants, die Du ohne lokale Kenntnisse eher nicht gefunden hättest. Es gibt aber eine Sprachbarriere, denn die App hat keine Übersetzungsfunktion für die Beschreibungen. Wir haben daher manchmal versucht zu erraten, was angeboten wird. Allerdings sind wir dabei nicht besonders klug vorgegangen.

  • Denn die App hat eine Kopier-Funktion, wie wir erst kürzlich festgestellt haben. Einfach auf den Text den Finger gedrückt halten und schon wird die gesamte Beschreibung kopiert. Das ist sehr praktisch. So kannst Du den Text in eine Übersetzungsmaschine einfügen.

Ob Du nun den Text übersetzt oder nicht: Auch die Erfahrungen im Ausland haben uns überwiegend erfreut. Wir haben tolles Essen in Malmö und Wrocław gefunden. Auch in Österreich und vor allem in der Schweiz in Zürich wurden wir fündig.

Da die Schweiz ein extrem hohes Preisniveau hat, sparst Du hier richtig Geld. Außerdem neigen die Shops dazu, recht viel Essen abzugeben. In einem Land, in dem schon ein halbes Dutzend Chicken Nuggets 15 Euro kosten können, bewahrt Dich Too Good To Go fast vor einer Pleite.

Mit Too Good to Go lässt sich auch viel Geld sparen. (Screenshot: Handyhase.de)

Das Angebot in anderen Ländern ist dabei oft genauso groß wie hierzulande. Es gab meist auch etwas mehr Variation. Im Vereinigten Königreich machen zudem viele qualitativ hochwertige Essensketten mit. Die Dominanz der Backstuben war im Ausland nicht so extrem.

Zudem expandiert Too Good To Go deutlich. Als wir mit dem Test anfingen, fehlte etwa Tschechien. Das Land ist 2024 neu hinzugekommen. Mittlerweile findet sich primär in Prag eine große Auswahl an Angeboten. Das Unternehmen fokussierte sich zunächst auf größere Städte, wie die Presseabteilung uns sagte.

Die einzige Enttäuschung bei existierender Too-Good-To-Go-Unterstützung haben wir in den USA erlebt. Hier dominiert ein anderer Anbieter und die Auswahl mit Too Good To Go ist eher klein und oft mit langen Wegen verbunden. Too Good To Go sieht das ein wenig anders: „In den USA läuft das Geschäft sehr gut“, hieß es. Das mag sein, nutzt Dir aber nicht so viel, wenn der nächste Laden viel zu weit weg ist.

Dabei ist anzumerken, dass Too Good To Go nicht in allen Ländern ein Angebot hat. Während unserer Reisen gab es etwa nichts in Taiwan, Thailand, Malaysia, Japan oder Südkorea. Diese Region fehlt noch komplett. Ein wenig schade, denn kulinarisch wären diese Länder sicherlich spannend.

Hilft Too Good To Go armen Menschen oder schadet es?

So manch einer wird sich fragen: Warum wird das Essen nicht gespendet, statt damit noch Geld zu verdienen? Die Frage zu beantworten ist nicht so einfach. In verschiedenen Gesprächen haben wir etwa beim Abholen der Tüten nachgefragt, ob die Tafeln nicht eine Option wären.

Manche verneinten das sofort. So wären etwa die logistischen Anforderungen für manchen Backshop zu hoch. Das Essen muss sortiert werden, etwa nach Süßem und nach Deftigem. Das ist für eine kleine Bahnhofsfiliale mit Backwaren offenbar zu viel Arbeit – das muss nämlich nach Geschäftsschluss noch gemacht werden. Für Too Good To Go wird hingegen einfach eine Tüte zusammengestellt.

Problematisch sind auch die Mengen und die Frische. Es ist schwer vorstellbar, dass ein offenes Buffet am Abend verpackt, sortiert, abgeholt und am nächsten Morgen dann verteilt wird. Selbiges gilt für übrig gebliebenes Frühstück, das alsbald verzehrt werden muss. Eine Zwischenlagerung ist auszuschließen.

Bei den vielen Bäckereien, die ihr Brot in Massen abgeben, könnte man sich hingegen eine Weiterverteilung vorstellen, sofern die Menge ausreichend ist, um sie mit einem Fahrzeug abzuholen. Manchmal haben wir mehrere Einkaufstaschen an Brotwaren gesehen, die vor Too Good To Go vermutlich im Müll landeten.

  • Wir wollten schon 2023 dazu auch mit den Tafeln sprechen. Doch die lehnten eine Stellungnahme aufgrund von Zeitmangel ab. Auf eine Nachfrage mehrere Wochen später reagierte der Verein dann gar nicht mehr und wir haben es dabei belassen.

Die ärmsten kommen nicht an Too Good To Go heran

Während unserer Recherchen haben wir Flaschen sammelnde Menschen gesehen, die den Dienst für sich nutzten. Vor allem an Bahnhöfen war das mit ein wenig Beobachtung zu erkennen und oft mit Backwaren verbunden. Die Menschen verdienten mit Flaschensammeln etwas Bargeld, hatten ein sehr günstiges Smartphone und die App installiert.

Doch das sind bereits Hürden, die nicht alle bewältigen können. Schon ein Smartphone zu nutzen, fällt älteren Menschen, die überproportional oft von Armut betroffen sind, schwer.

Laut dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend leidet rund ein Viertel der über 80-Jährigen unter Armut. Das ist ein Alter, in dem das Digitale oft nicht Teil des Lebensalltags ist.

Aber selbst wenn diese Hürde genommen ist: Dazu benötigt man noch eine Bezahlkarte. Ein einfaches Konto mit Girocard (heutzutage manchmal noch EC-Karte genannt, auch wenn es diese nicht mehr gibt) reicht nicht.

Denn Too Good To Go verlangt als hinterlegtes Zahlungsmittel Visa, Mastercard. Diese kann hinterlegt oder über Apple Pay und Google Pay genutzt werden. Andere Kartensysteme wie Girocard oder American Express sind per Apple Pay zwar beispielsweise möglich, werden von der App aber nicht akzeptiert. Ein Bankkonto lässt sich auch nicht nutzen, außer Du hast Paypal. Dieser Umweg ist möglich. Doch hier wird es für viele Ältere schon zu kompliziert, da sie in jüngeren Jahren nie gelernt haben, damit umzugehen.

Als Paypal vor 26 Jahren entstand und damals noch ein kleiner Nischenanbieter war, waren die heute 80-Jährigen bereits 54 Jahre alt und das Internet noch längst nicht überall verbreitet – erst recht nicht in Deutschland, das ohnehin beim Thema Digitalisierung bis heute starke Probleme hat. Und wenn es schon mit der Digitalisierung im Staat nicht klappt, dann kann man das kaum von allen Schichten der Gesellschaft erwarten.

Dazu kommt noch eine weitere Hürde. Ein sogenanntes Basiskonto, auf das ein Anrecht besteht, ist ziemlich teuer. Teurer als typische Gehaltskonten. Die ärmsten der Armen können sich dies nur bedingt leisten.

Nach allen Beobachtungen sind wir aber der Meinung, dass Too Good To Go eine positive Wirkung hat. Es wird Essen verwertet, das anders logistisch meist kaum weiterverwendet werden kann und bei der Abgabe wird noch Geld verdient. Für Geschäfte ist das durchaus ein Anreiz, denn Wegwerfen ist viel zu oft billiger als Aussortieren, neu sortieren und weitergeben.

Auch Too Good To Go verdient damit Geld.

Was das Unternehmen selbst verdient

Im Vordergrund der App steht das Retten von Essen. Was nicht ganz so groß an die Glocke gehängt wird, ist hingegen das Geld, das Too Good To Go mit der Dienstleistung verdient. Verschwiegen wird es aber nicht. Zur öffentlichen Selbstbeschreibung gehört auch die Gewinnabsicht. Das Geschäftsmodell bezeichnet das dänische Unternehmen als „For people, profit and the planet“: Für Menschen, Profit und den Planeten.

  • Auf Nachfrage gab das Unternehmen auch offen die Preise zu. So zahlt Dein Restaurant, Dein Supermarkt oder Dein Bäcker in Deutschland eine Jahresgebühr von 39 Euro.

An jedem Verkauf verdient das Unternehmen ebenfalls mit. Bei einem Verkaufspreis von vier Euro geht ein Euro an Too Good to Go, also 25 Prozent.

Too Good To Go Parcel

Recht neu ist der Paketdienst von Too Good To Go. Dazu können wir bisher nur wenig sagen. Über die App werden große Pakete angeboten, die meist mehr als 20 Euro kosten. Der Inhalt ist nach unserem bisherigen Empfinden aber die Mühen nicht wert oder zu speziell. Es fehlen allgemeine Angebote und manche Sachen hinterlassen den Eindruck, als seien es Probierpakete.

Der Verdacht erhärtet sich dann vor allem, wenn die Mindesthaltbarkeit laut Beschreibung bisweilen ein halbes Jahr in der Zukunft liegt. Hier retten wir kaum schwer verkäufliche Lebensmittel.

Du kannst hin und wieder in das Angebot reinschauen, solltest den Wert des Pakets aber mindestens einmal überschlagen, bevor Du bei Too Good To Go Parcel bestellst.

Statistische Betrachtungen

Der Test von Too Good To Go basiert auf über 130 Stichproben. Da wir nicht tausende Essen durchprobiert haben, sind allgemeingültige Aussagen schwierig. Tendenzen lassen sich aus den 130 Testversuchen aber ableiten, etwa für Großstädte. Die hier gemachten Erfahrungen basierten zudem auf Teilnehmern mit überwiegend guter Bewertung (4 von 5 Sternen oder höher). Wir haben also eine Vorauswahl getroffen und bewusst schlecht bewertetes Essen nicht getestet. Das empfehlen wir auch Dir.

Probier schlecht bewertete Anbieter lieber erst gar nicht. Bei neuen und noch nicht bewerteten Angeboten besteht so freilich ein Risiko, das Du aber bei Angeboten für ein paar Euro vielleicht hinnehmen kannst.

Gerade in ländlichen Gegenden ist die Auswahl nicht gut. Die hier geschilderten Erfahrungen wirst Du auf dem Land nicht haben. Auch deswegen handelt es sich hier nur um Stichproben. Wir freuen uns aber, wenn Du Deine Erfahrungen in besonderen Gebieten mit uns teilst.

Aber selbst zwischen Großstädten sind die Erfahrungen sehr unterschiedlich. So war London kulinarisch etwa erheblich besser in der Auswahl als Berlin. Auch in München übertraf ein nur wenige Tage dauernder Test die Ergebnisse in Berlin auf Anhieb.

Welche Smartphones unterstützt werden

Die App ist verfügbar in Apples App Store, in Googles Play Store und in der Huawei App Gallery. Unser Test bezieht sich auf die iOS-Version.

Fazit: Too Good To Go ist ein tolles Werkzeug

Alles in allem hatten wir bei der Rettung der rund 130 Essen viel Spaß. Selbst wenn Deine Intention nicht das Retten ist: Es lohnt sich. Viele neu entdeckte Geschäfte, leckeres Essen und natürlich auch viel gespartes Geld. Hier gibt es kaum etwas zu meckern.

Echte Probleme gab es zudem nur sporadisch. Wir würden sagen, dass etwa jede zehnte Abholung nicht ideal ist. Aber selbst dann sind wirklich schwerwiegende Probleme selten. Da wir auf die Bewertungen achten, können wir viele Probleme ausschließen.

Ärgerlich waren aber natürlich die Probleme mit den Supermärkten. Aber selbst in diesen Fällen haben wir noch Essen gerettet und mussten nur wenig wegwerfen. Ein bisschen musst Du auf die Ware doch achten.

Wir werden Too Good To Go jedenfalls weiter benutzen und freuen uns über jedes neu entdeckte Geschäft, das wir unserer Favoritenliste in der App hinzufügen können.

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Profilbild von Andy
Andy ist seit September 2023 ein kleines Teilzeit-Rädchen (Häschen?) im Handyhase-Team. Bereits seit 2005 ist er schon als IT-Journalist tätig und war mal Sysadmin. Er hat einen Hang zu sehr besonderen Themen und Gesellschaft. Durch viele Reisen sind aber auch das Thema Flug und Zug zum Spezialgebiet geworden, das er in anderen Publikationen abdeckt.

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