Ein halbironischer Erfahrungsbericht

Telekom Glasfaser, Anschlusskosten, Erfahrungen: Von Vertretern, Versprechungen und einer Prise Verwirrung

Der Glasfaserausbau ist in aller Munde. Nachdem in ganz Deutschland Straßen aufgebohrt und Kabel verlegt wurden, geht es jetzt daran, die passenden Tarife schmackhaft zu machen. Ein Erfahrungsbericht über windige Vertreter, einen langen Geduldsfaden und die berühmt-berüchtigte letzte Meile. Oder auch: Wie kommt das Kabel denn jetzt zum Anschluss – und wer trägt die Kosten?!
Telekom Glasfaser Anschlusskosten

Telekom Glasfaser: Alles ganz einfach, aber wer trägt die Anschlusskosten? (Bild: telekom.de)

Telekom Glasfaser in der eigenen Wohnung: Verlegt sich wie von selbst!

Schon vor Monaten haben die T-Cars Großes angekündigt, mittels KI ganze Kleinstädte ausgemessen. Aufgebohrte Straßen, frischer Teer – ist das Internet etwa kein Neuland mehr?

Die Vermutung liegt nahe, wenn nach ISDN und DSL nun eine neue Ära anbricht. Glasfaser raunt es aus allen Ecken. Selbst unsere Vermieterin ist ganz aus dem Häuschen: Sie wolle sich der Moderne nicht versperren, im Gegenteil. Das Zeitalter der Glasfaser solle nur flugs bei ihr klopfen, sie sei bereit – und ebenso ihre immobilienbesitzenden Freundinnen.

Geradezu sehnsüchtig wird also auf den Vertreter mit dem magentafarbenen Logo auf der Jacke mit seiner Auswahl an Anschlüssen für jeden Glasfaserbedarf gewartet. Und überhaupt, das Kabel verlege sich schließlich wie von selbst. Das behauptet selbst die Telekom auf ihrer Infoseite.

Der Vertreter ließ jedenfalls nicht lange auf sich warten. Uns wurde neben eigenen Erlebnissen auch die eine oder andere Geschichte zugetragen. Mal ehrlich, Telekom: Das geht besser!

Aber der Reihe nach. Es geht um die „letzte Meile“ und die Frage: Was kostet der Kabelschacht?

Erfahrungen: Wenn der Telekom-Vertreter klingelt …

Im Doppelpack verlangten kürzlich zwei Telekom-Vertreter Einlass („Hier ist die Telekom, öffnen Sie die Tür!“). Jung und motiviert, frischen Wind in die verstaubten Internetanschlüsse einer Kleinstadt mitten in Deutschland zu bringen.

Alles kein Problem, beteuern sie.

Überhaupt, alles sei viel schneller, viel besser, modern eben. Die Kosten des zukünftigen Glasfaser-Vertrags (Telekom Magenta Zuhause, dank Glasfaser nun auch mit dem Zusatz GIGA) sind schnell auf dem Tisch. Im ersten Vertragsjahr wird’s sogar günstiger. Wer kann da schon Nein sagen? Aber Moment, wie kommt das Kabel in die eigene Wohnung?

… und den Glasfaser-Wohnungsanschluss ohne Anschlusskosten verspricht

Beide winken ab, darüber müssen wir uns nun wirklich keine Sorgen machen. Im Gegenteil.

Zwei Dosen an beliebigen Orten der eigenen Wohnung seien möglich, die Plätze können wir frei wählen. Alles andere übernehme die Telekom. Kostenfrei, versteht sich. Nur auf den Techniker müssten wir warten. Der übernimmt alles, keine Frage.

Und das kostet nichts extra? Unsere Augenbraue ist so hoch gezogen, dass wir quasi mit den kürzlich aufgestellten 5G-Funkmasten mithalten können.

Keine Extrakosten. Nur Extra-Speed. Das Glasfaserversprechen.

Die Vertreter nicken eifrig und zücken ihre Stifte. Nur eine Unterschrift und schon geht’s los. Ab ins moderne Netz.

Ja dann, alles klar, oder?

Warten auf den Techniker: Ein langer Geduldsfaden

Noch am gleichen Tag, ja, geradezu Minuten später, der Anruf: Die Telekom-Hotline sei es, ein kurzer Datencheck. Sie haben sich für Glasfaser entschieden? Ja, wunderbar. Keine Extrakosten. Der Techniker wird sich um alles kümmern. Wann? Na zwischen Mai 2023 und Mai 2024. Genauer sei das nicht zu sagen.

Ein langer Geduldsfaden muss also her. Zeit, sich umzuhören, wie es anderswo in Deutschland läuft.

Telekom Glasfaser Anschlusskosten: Ein Techniker ist genervt

Eine weitere Kleinstadt am anderen Ende von Deutschland. Auch hier war die Telekom fleißig: Über die Hotline wurde ein Glasfaseranschluss vermittelt. Der Techniker kümmere sich, und Extrakosten werden selbstverständlich auch nicht anfallen. Alles ganz einfach, Sie müssen nur Zuhause sein.

Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis der Techniker vor der Tür stand. Er wolle das Kabel nun verbinden. Wo denn der Kabelschacht verlegt sei?

Ratlose Blicke, schulterzucken.

So war das nicht vereinbart.

Das sieht der Techniker ganz genauso: So war das nicht vereinbart! Er sei nur hier, um das bereits ordnungsgemäß per Kabelschacht in die Wohnung und zum Anschlussort verlegte Kabel anzuschließen.

Ach, Sie haben gar kein Kabel? Nun denn, das kostet extra.

Nach langem hin und her ein Seufzen. Ja, das sei ein großes Problem, so der genervte Techniker. Er könne ausbügeln, was Vertreter und Hotline fälschlicherweise behaupten: Der Anschluss, der ist kostenlos. Sei aber kein Kabel innerhalb der Wohnung bis zum gewünschten Anschlussort verlegt worden, dann müsse der Techniker ran, und das kostet, natürlich kostet das.

Aber er kenne das. Die Vertriebler seien an ihren Abschlüssen interessiert. Und er müsse es ausbaden. Und jetzt müsse er zum nächsten Termin, wie man denn nun verfahren wolle? Verlegen Sie das Kabel selbst?

Unbedingt an den Kabelschacht denken, unbedingt! Ja, theoretisch gerne. Nur: Wo sollen wir auf die Schnelle ein Glasfaserkabel samt Kabelschacht herbekommen?

Der Techniker winkt ab. Kein Problem, lasse ich Ihnen da. Und bis zum nächsten Termin – wo wir wieder beim Geduldsfaden wären!

Telekom: Letzte Meile bei Glasfaser-Anschlüssen

Letzte Meile bei Glasfaser-Anschlüssen – Die Telekom-Infoseite suggeriert stolz: Alles gar kein Problem. Die Leitungen müssen allerdings selbst verlegt werden.

Eigenleistung, Anschlusskosten und ein teurer Wunschort

Zurück im Hasenbau: Hier ist mittlerweile ein Brief eingetroffen. Neben Auftragsbestätigung und jeder Menge Informationen zur Glasfaser erfahren wir im Kleingedruckten: „Das Anlegen des Leitungsweges vom Hausanschluss zur Glasfaser-Dose wird in der Regel in Eigenleistung erbracht.“

Netterweise können wir direkt einen QR-Code scannen und dort die Zubuchoption „Glasfaserdose am Wunschort“ wählen. Kostenpflichtig, versteht sich. Die (gut versteckte) Infoseite listet dann auch alle Kosten auf: Rund 90 € kostet der vielbeschworene Wunschort. Ein Test der WLAN-Verbindung? Kostet extra. Und die Anfahrtskosten von rund 50 € kommen auch noch dazu.

Interessant: Wir lesen von einem Wunschort mit maximal einem Wand- oder Deckendurchbruch.

Von wegen zwei Glasfaser-Dosen nach Wahl! Von wegen alles kostenlos.

Telekom Glasfaser am Wunschort: Das kostet!

Telekom Glasfaser am Wunschort: Das kostet!

Liebe Telekom, wir können ja nachvollziehen, dass die Gratismentalität in Deutschland unbeliebt ist. Das nun mehrfach beobachtete Geschäftsgebaren sowohl von Vertretern vor Ort als auch durch die Vertriebshotline samt großzügig versprochener kostenfreier Einrichtung hinterlässt allerdings einen mehr als faden Beigeschmack.

Transparenz sieht anders aus!

Hast Du ähnliche Erfahrungen gemacht? Dann schreib uns gerne in die Kommentare, wie Dein Wechsel zur Glasfaser abgelaufen ist!

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Schon seit 2011 ist Steffi als Redakteurin für verschiedene Online-Magazine und -Blogs unterwegs. Für Technik begeistert sie sich jedoch schon viel länger. Ihr erstes Handy? Ein Nokia 3310. Nach einem iPhone und einem Windows Phone (nein, kein Witz!) begleitet sie mittlerweile ein Android-Smartphone durchs mobile Leben.