Hohe Kosten nahe Schweiz, GB & Westbalkan?

Roaming in Grenznähe: Überblick über aktuelle Regelungen und Kosten an den EU-Grenzen

Durch das Roaming in Grenznähe können nach wie vor ungewollte Kosten entstehen. Nämlich dann, wenn sich Dein Handy in ein fremdes Netz außerhalb der EU einwählt. Das gilt sogar hier in Deutschland. Ein Überblick über Roaming-Kosten an der Grenze und die aktuellen gesetzlichen Regelungen.
Roaming in Grenznähe

Roaming in Grenznähe: Vorsicht an der EU-Grenze, etwa zur Schweiz

Roaming in Grenznähe

Mit dem EU-Roaming ist eigentlich alles klar. Innerhalb der EU gilt: Die Tarifnutzung kostet im Ausland ebenso viel wie im Inland, Roam Like at Home nach Fair-Use-Policy eben. Neben hilfreichen Zusatzregelungen (Norwegen, Island und Liechtenstein gehören zum regulierten EU-Roaming, nicht aber zur EU) gilt es jedoch, weitere Feinheiten zu berücksichtigen.

Vorsicht ist zum Beispiel an den Außengrenzen der EU geboten. Die sind gar nicht so weit entfernt. Und können schnell zur Roaming-Kostenfalle werden.

Roaming-Kosten an der Grenze: Aus Versehen richtig teuer?!

Unbeabsichtigt können beim Roaming an der Grenze also hohe Kosten entstehen. In welchen Regionen Du Vorsicht walten lassen solltest, verraten die folgenden Abschnitte: In der Schweiz, auf dem Westbalkan und möglicherweise auch an der Grenze zu Großbritannien kann Roaming richtig teuer werden!

Grenzgänger und Pendler: Vorsicht an der Grenze zur Schweiz

Die EU-Außengrenze ist gar nicht so weit weg. Durch das Schweiz-Roaming rückt das Problem des grenznahen Roamings auch hierzulande in den Fokus.

Insbesondere im Telekom-Netz gibt es Entwarnung: Netzbetreiber Telekom integriert die Schweiz jedenfalls in die MagentaMobil-Tarife. Auch bei fraenk ist Schweiz-Roaming dabei, ebenso wie bei Prepaidanbietern wie ja! mobil und PENNY mobil.

Bei letzteren Marken ist auch die im Herbst 2023 gestartete Tagesflat interessant: Der Unlimited Daypass bietet unbegrenzt Datenvolumen für 24 Stunden in Deutschland, der EU und in der Schweiz.

  • Aufgepasst: Es wird bei vielen Providern zwischen Telefonie und Datenroaming (mobiles Internet) unterschieden, bei anderen Providern (Vodafone- und o2-Netz) wird es dagegen nochmal richtig teuer.

Übrigens aktiviert Netzbetreiber 02 in allen ab 05.07.2023 abgeschlossenen Mobile-Tarifen die Roaming-Plus-Schweiz-Pakete, die eine Laufzeit von einem Tag, einem Monat oder zwei Jahren haben und sich dementsprechend an Durchreisende, Urlauber oder Pendler richten.

Grenzregion Westbalkan bekommt eigenen Roaming-Tarif

Roaming auf dem Westbalkan wie in Serbien, Bosnien und Herzegowina oder Albanien ist teuer. Aktuell ist jedoch ein eigener Roaming-Verbund in der Mache. Dieser senkt die Roaming-Kosten innerhalb der Westbalkan-Staaten und gleicht diese schrittweise an das EU-Roaming an.

Das ist nicht nur für Reisen in die Westbalkan-Staaten relevant, sondern auch für alle, die in der Grenzregion wohnen und zwischen den Staaten pendeln. Sowie natürlich für alle, die sich auf dem Weg in die Türkei befinden.

Brexit mit neuer EU-Grenze

Nach dem Brexit teilen Irland und Nordirland nun ebenfalls eine EU-Grenze. Immerhin: Im Brexit-Roaming wurde der regulierte Roaming-Tarif auch auf Großbritannien erweitert. Bislang gelten die Regelungen zeitlich befristet.

Da laut EU-Recht „Initiativen gefördert werden [sollen, die] Roamingentgelte […] zwischen der Union und Drittländern […] senken“, dürfte eine weitere Verlängerung wahrscheinlich (aber gewiss nicht mit absoluter Sicherheit gegeben) sein.

Geister-Roaming in Grenzgebieten

An den Außengrenzen der EU, insbesondere in Grenzgebieten, kann es außerdem zu Geister-Roaming kommen. Was es mit der Kostenfalle auf sich hat, liest Du im verlinkten Beitrag nach.

Vatikanstadt ohne eigenes Handynetz

Wer sich indessen Rom und damit die Vatikanstadt als Reiseziel gesetzt hat, mag stutzig werden: Was hat es mit dieser Grenz-Roaming-Regelung auf sich?

Beim klassischen Sightseeing in Rom dürfte jedenfalls nichts passieren, denn der Vatikan betreibt kein eigenes Handynetz, in das sich Dein Smartphone aus Versehen einwählen könnte. Hier handelt es sich also um rein theoretische Überlegungen. In der Praxis bleibst Du im italienischen Netz (und damit im regulierten EU-Roaming-Tarif).

Roaming an der Grenze zu Polen und Tschechien

Keine Sorgen muss sich indes machen, wer im Roaming an der Grenze zu Polen oder Tschechien unterwegs ist. Beide Länder fallen in den regulierten EU-Roaming-Tarif. Für Anwohner oder Studierende (etwa der Viadrina in Frankfurt (Oder)) gelten allenfalls die Regelungen für europäische Pendler (Details weiter unten).

Ganz anders sieht es an der EU-Außengrenze von Polen, Slowenien und Ungarn zur Ukraine aus – hier kann es zu unerwünschten Mehrkosten kommen, wenn sich das Handy automatisch mit einem Tarif aus der EU in einem ukrainischen Netz einbucht. Perspektivisch soll es jedoch ein „Roam like at home“-Abkommen zwischen der EU und der Ukraine geben.

Dauerhaftes Roaming zwischen EU-Staaten für Pendler

Ein Sonderfall ist das dauerhafte Roaming innerhalb der EU für Pendler – wenn Du zwischen EU-Staaten pendelst. Etwa von Deutschland in die Niederlande, nach Österreich oder nach Frankreich. Oder das weiter oben genannte Beispiel der Grenze zu Polen und Tschechien.

Eigentlich sieht die EU eben vor, dass gemäß Fair-Use-Policy keine dauerhafte Nutzung des Inlandstarifs im Ausland bestehen darf.

Für Pendler oder Anwohner grenznaher Regionen gilt jedoch:

  • Sofern Du Dich täglich in Dein heimisches Mobilfunknetz einwählst, kannst Du Deinen Tarif im Inland und im EU-angehörigen Nachbarland nutzen.

Weitere Informationen auch auf den Seiten der EU:

„Wenn Ihr Wohnsitz und Ihre Arbeitsstelle in unterschiedlichen EU-Ländern liegen, können Sie sich für einen Mobilfunkbetreiber in einem der beiden Länder entscheiden. Roaming ist dann mit einer SIM-Karte aus Ihrem Wohnsitzland oder aus dem Land, in dem Sie arbeiten, möglich. Die Regelung der angemessenen Nutzung gilt, solange Sie sich mindestens einmal täglich in das Netz Ihres „heimischen“ Betreibers einwählen; dies zählt als Anwesenheitstag in Ihrem Vertragsland (selbst wenn Sie sich an diesem Tag auch noch ins Ausland begeben).“

Provider sollen über teure Roaming-Tarife informieren

Mit dem erweiterten und leicht verbesserten EU-Roaming gilt mittlerweile eine sogenannte Pflicht zur Transparenz: Provider müssen über unbeabsichtigte Kosten informieren, die bei Einwahl in ein Netz außerhalb der EU entstehen können.

Dazu schreibt die Bundesnetzagentur:

„Darüber hinaus wurden die Transparenzverpflichtungen in Bezug auf […] unbeabsichtigtes Roaming auf Schiffen und Flugzeugen oder Grenznähe erweitert.“

Wer es genauer wissen möchte, findet dazu in der Roaming-Verordnung EU2022/612 in Abschnitt 48 die passenden Informationen:

„Kunden, die in Grenzregionen wohnen, sollten nicht unnötig hohe Rechnungen aufgrund von unbeabsichtigtem Roaming erhalten. Die Roaminganbieter sollten deshalb alle angemessenen Schritte unternehmen, um das Risiko des unbeabsichtigten Roamings so weit wie möglich gering zu halten und die Kunden davor zu bewahren, dass ihnen Roamingentgelte berechnet werden, während sie sich in ihrem Heimatmitgliedstaat befinden. Derartige Schritte sollten finanzielle Obergrenzen, Mechanismen zur Deaktivierung des Roamings in Netzen außerhalb der Union — soweit dies technisch möglich ist — oder andere entsprechende Maßnahmen umfassen. Die Schritte sollten insbesondere geeignete Maßnahmen für die klare und verständliche Bereitstellung von Informationen umfassen, damit die Kunden in die Lage versetzt werden, derartige Fälle von unbeabsichtigtem Roaming aktiv zu verhindern.“

Preisobergrenze für grenznahes Roaming

Zwar sollen laut EU-Gesetzgebung Rechnungsschocks vermieden werden, doch eine feste Preisobergrenze wurde in der Roaming-Gesetzgebung nicht definiert. Die Bundesnetzagentur rät dazu, beim Provider nachzufragen und auf die Info-SMS zum grenznahen Roaming zu achten:

Dort soll der Provider ausführen, ob es eine Preisobergrenze gibt, oder eben nicht: „In diesem Fall wird Ihnen bei der Einreise mitgeteilt, dass die Kostenbegrenzungsfunktion nicht zur Verfügung steht“.

  • Besser: Schon im Vorfeld nachfragen und auch sicherstellen, ob es eine solche Grenze gibt.

Roaming in Grenznähe am Handy deaktivieren

Möchtest Du nun auf Nummer sicher gehen? Dann schalte am besten Datenroaming am Handy aus. Je nach Software-Version kann sich die Einstellung an unterschiedlicher Stelle befinden.

Fündig wirst Du bei Android zum Beispiel unter „SIM-Karte und mobile Daten“ –> Wahl der aktiven SIM-Karte (bei DualSIM-Handys) und anschließend unter „Daten-Roaming“.

Roaming am Handy ausschalten

Roaming am Handy ausschalten: In den Einstellungen kannst Du Datenroaming sowie den WLAN-Call abschalten

Weitere nützliche Einstellungen dienen vor allem dazu, Kostenfallen bei Telefonaten zu vermeiden:

  • WLAN-Call scheint auf den ersten Blick eine gute Alternative zu teuren Minutentarifen zu sein, verursacht im Roaming aber ebenfalls Kosten. Im Ausland also besser drauf verzichten!
  • Auch die Mailbox kann im Ausland Kosten verursachen. Besser: Schalte diese ab.
Drillisch Roaming-Sperre

Bei einigen Anbietern, wie etwa den Drillisch-Marken winSIM, sim.de, handyvertrag.de u.a., ist die SIM-Karte in den ersten 7 Wochen nach Vertragsstart für eine Auslandsnutzung gesperrt.

Diese Sperre kannst Du jederzeit selbst über Deine persönliche Servicewelt freischalten:

„Vertrag“ ➞ „Tarifoptionen“ ➞ „Sperr-Dienste“ ➞ „Sperre der Nutzung im Ausland“

Häufige Fragen zum Roaming in Grenzregionen (FAQ)

Noch Fragen zum Roaming in Grenzregionen? Die folgenden FAQ liefern Antworten.

Kann ich Roaming an der Grenze abschalten?

Befindest Du Dich an der Grenze, kannst Du Roaming auch abschalten. Das ist über die Einstellungen Deines Handys möglich.

Was gilt an Grenzen innerhalb der EU im Roaming?

Innerhalb der EU-Grenzen gilt im Roaming, dass Du Deinen Inlandstarif ebenso im EU-Ausland nutzen kannst. Die EU hat dazu die Fair-Use-Regelung verabschiedet, die die dauerhafte Nutzung eines ausländischen Tarifs im Inland vermeiden soll. Anwohner einer Grenzregion, zum Beispiel an den Grenzen von Deutschland zu Österreich, Polen oder Frankreich, müssen jedoch keine hohen Extrakosten befürchten.

Welche Kosten entstehen im Roaming an der EU-Grenze?

Durch Roaming an der EU-Grenze können hohe Kosten entstehen. Das gilt insbesondere an der Grenze zur Schweiz sowie zu den Westbalkan-Staaten, wenn sich Dein Handy noch vor der Grenze in ein europäisches Handynetz einwählt. Provider müssen seit Sommer 2022 darüber informieren, wenn Du Dich in Grenznähe aufhältst und auch versehentlich hohe Kosten im Nicht-EU-Roaming entstehen könnten.

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Profilbild von Stefanie
Schon seit 2011 ist Steffi als Redakteurin für verschiedene Online-Magazine und -Blogs unterwegs. Für Technik begeistert sie sich jedoch schon viel länger. Ihr erstes Handy? Ein Nokia 3310. Nach einem iPhone und einem Windows Phone (nein, kein Witz!) begleitet sie mittlerweile ein Android-Smartphone durchs mobile Leben.

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