Nomophobie: Das kannst Du gegen die Angst vor Handy-Verlust unternehmen
Im Jahr 2021 nutzten in Deutschland rund 78 Prozent der Bevölkerung ein Smartphone. Die durchschnittliche Nutzungsdauer lag bei fast 4 Stunden pro Tag. Wie oft nutzt Du Dein Smartphone? Und wie fühlt es sich für Dich an, kein Handy zur Hand zu haben?
Nomophobie – Was ist das und woher kommt sie?
Nomophobie, abgeleitet von „No-Mobile-Phone-Phobia“, bezeichnet eine neue Form der Angststörung, die besonders dann auftritt, wenn das Smartphone nicht in der Nähe ist.
- Die Angst, nicht erreichbar zu sein, kann negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben.
Eine Studie der Privaten Hochschule Göttingen zur neuen Angststörung Nomophobie kam zum Ergebnis, dass diese vor allem bei exzessiver Smartphone-Nutzung auftritt.
Die Studie zeigte außerdem,
„dass fast die Hälfte der Teilnehmenden (49,4 %) ein mittleres Maß an Nomophobie aufwies, weitere 4,1 % eine schwere Nomophobie.“
Nomophobie weist zwar Überschneidungen zur Handy-Sucht auf, stellt aber eine eigenständige Erkrankung dar und wird den Angststörungen zugeordnet.
- Wichtig: Noch ist Nomophobie nicht als offizielle Krankheit anerkannt.
Anzeichen und Warnsignale für Nomophobie
Wie fühlst Du Dich ohne Smartphone? Unwohl, ängstlich, nervös oder gereizt? Weitere typische Symptome können Verunsicherung, innere Unruhe, Zittern oder Schweißausbrüche sein.
Dimensionen, an denen die Angst für den Smartphone-Verlust gemessen werden, sind:
- „Nicht kommunizieren können“
- „Verbindungsverlust“
- „Nicht auf Informationen zugreifen können“
- „Komfortverzicht“
Die Stärke der Ausprägung der vier Dimensionen bei den Betroffenen ist ausschlaggebend für die Ausprägung der Nomophobie.
Interessant ist auch, dass Frauen stärker von Nomophobie betroffen sind als Männer. Die Ängste können auftreten, wenn das Smartphone verloren geht, Du vom Smartphone getrennt bist (und dieses zum Beispiel in einem anderen Raum liegt) oder aber auch, wenn Du keinen Empfang hast (und damit nicht online bist).
Hilfsangebote und Maßnahmen zur Selbsthilfe
Hilfreich bei Nomophobie ist wahrscheinlich, die Nutzungsdauer des Smartphones zu reduzieren, da diese in direkter Weise mit der Angststörung korreliert.
- Eine Möglichkeit bietet da z.B. eine gezielte digitale Auszeit.
- Auch Meditations- und Atemübungen können helfen.
Da hinter Nomophobie auch häufig andere psychische Erkrankungen wie z.B. Angst- und Zwangsstörungen oder eine soziale Phobie stecken können, rät Dr. Andreas Hagemann, Ärztlicher Direktor der Privatklinik Merbeck außerdem dazu, diese primären, also vorausgehenden bereits existierenden Störungen mittels kognitiver Verhaltenstherapie zu therapieren.
Kurzum: Glaubst Du, von Nomophobie betroffen zu sein und besteht ein Leidensdruck, dann wende Dich unbedingt an Fachpersonen.
Zum Abschluss gibt es hier noch ein paar schnell umsetzbare Tipps und Tricks in akuten Phasen:
- Langsamer Entwöhnungsprozess: Taste Dich Minute für Minute an die Zeit ohne Handy heran.
- Zugang zum eigenen Smartphone erschweren: Lass z.B. Deine Passwörter von anderen Personen ändern oder lege Dein Handy bewusst in andere Räume.
- Alternativen für das Smartphone nutzen: Für Musik kannst Du auch Dein Radio anstellen, fürs Uhrzeit Ablesen eine Armbanduhr nutzen oder das Kochbuch für Rezepte zu Hilfe nehmen.
- Ersatzgegenstand suchen: Beschäftige Deine Hände zum Beispiel mit einem Antistressball, um so das Bedürfnis zu umgehen, Dein Smartphone zu nutzen.
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