Nokia XR20 im Test: Preiswerte Outdoor-Features für Alle?

Robuste Smartphones sind meist sehr teuer sowie langsam, und genau hier will das Nokia XR20 ansetzen. Wir haben uns angeschaut, ob 5G, gute Ausstattung und ein gefälliges Design tatsächlich reichen, um Kundenherzen höher schlagen zu lassen.
Nokia XR20 Test

Robust und dennoch ordentlich ausgestattet: Das Nokia XR20 Foto: Handyhase.de)

Technische Daten zum Nokia XR20

Willst Du die wichtigsten Eckdaten zum Nokia XR20 wissen? Hier sind sie.

Nokia XR20 Test & Daten

HMD Global hat mit einigem Erfolg die Marke Nokia wiederbeleben können mit guten und preislich attraktiven Mittelklasse-Smartphones. Mit dem Nokia XR20 gibt es nun das erste gezielte Outdoor-Modell der Finnen zu bestaunen, und hier gibt es deutlich Licht und Schatten. Vor allem unter Berücksichtigung des Herstellerpreises von 579 € für das uns vorliegende 128-GB-Modell. Für die Variante mit nur 64 GB Speicher verlangt HMD Global 499 € unverbindliche Preisempfehlung.

Nokia XR20 Test

Unspektakulär komm die Rückseite des Nokia XR20 daher (Foto: Handyhase.de)

Design: Ausgelegt auf Robustheit

Wer das Nokia XR20 das erste Mal anfasst, wird direkt positiv überrascht. Zum Einen ist es mit 250 Gramm kein Fliegengewicht, was eine gewisse Robustheit suggeriert. Im Test lässt sich das auch bestätigen: Das Kunststoffgehäuse mit gummierter Oberfläche hat diverse Stürze in Wald, Mittelgebirge und auch auf harten Asphalt problemlos überstanden. Damit ist das IP68- und sogar MIL-STD810H-zertifizierte Android-Smartphone wirklich gut gerüstet.

Ein interessanter Designkniff ist das Gehäuse auch an sich. Auf den ersten Blick so aus, als ob das Nokia XR20 in einer Schutzhülle steckt. Bei genauerem Hinsehen entpuppen sich die überstehenden Elemente als Teil des Gehäuses und schützen so auch gleich noch das Display bis zu einem gewissen Grad bei Stürzen.

Nokia XR20 Test

Der Rahmen wirkt eher wie eine zusätzliche Schutzhülle anstelle eines Gehäuses (Foto: Handyhase.de)

Die seitlichen Tasten sind allesamt gut zu erfühlen und besitzen einen spürbaren Druckpunkt. In der Powertaste ist zugleich der Fingerabdrucksensor integriert, der flott und treffsicher entsperrt. Neben der mittlerweile Nokia-typischen Google-Assistant-Taste findest sich auf der Stirnseite eine weitere Taste wieder. Diese kann mit verschiedenen Apps oder Funktionen belegt werden, die durch Druckmuster ausgelöst werden. Extrem praktisch, um die Taschenlampe zum Beispiel auch im Standby schnell zu starten.

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In der Powertaste ist der Fingerabdrucksensor versteckt (Foto: Handyhase.de)

Display: Robust und tauglich im Freien

Schade ist, dass HMD Global im Nokia XR20 auf ein IPS-Panel anstelle eines AMOLED-Panel setzt. Zwar ist das 6,67 Zoll Display mit 2400 mal 1080 Pixel Auflösung scharf und angenehm hell, gerade im Freien bei Sonnenlicht. Allerdings wirkt die Darstellung etwas blass, Kontraste sind nicht allzu stark und 60 Hertz Bildwiederholfrequenz sind nicht mehr ganz zeitgemäß. Ein manuelles Nachjustieren bringt nur bedingt Abhilfe, zumal das Glas in der Sonne spiegelt.

Nokia XR20 Test

Angenehm hell ist das Display des Nokia XR20 unter freiem Himmel (Foto: Handyhase.de)

Highlight ist das eingesetzte Corning Gorilla Glas Victus, womit das Nokia XR20 im Test richtig gut abschneidet. Die zuvor erwähnten Stürze haben das Victus-Glas nicht im geringsten gestört: Keine Kratzer, Splitter oder sonstigen Beschädigungen sind zu sehen. So macht ein Outdoor-Smartphone Spaß!

Kamera: Enttäuschende 48 Megapixel

Mit der 48 Megapixel Dualkamera ist das Nokia XR20 durchaus als Exot zu betrachten. Die Kamera-App selbst ist etwas behäbig beim Auslösen. Bei der Bildqualität zeigt sich das Smartphone nicht überragend, vor allem wegen der ZEISS-Algorithmen für die Kamera-Software. Bei Tageslicht sind Fotos scharf, gut belichtet und haben eine natürliche Farbwiedergabe. Meist macht sich jedoch die fehlende optische Bildstabilisierung bemerkbar und Fotos neigen zu Bildrauschen und verschwommenen Details.

Der zweite Sensor nimmt Fotos mit 13 Megapixel im Ultraweitwinkel-Format auf. Unterm Strich kann der ZEISS-Schriftzug am Kameramodul die Erwartungen an die Bildqualität nicht halten.

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Auch in seinem Outdoor-Smartphone setzt HMD Global auf die ZEISS-Kooperation (Foto: Handyhase.de)

Selfies nimmt das Nokia XR20 mit bis zu 8 Megapixel auf. Die Bildqualität reicht für Instagram und Co durchaus. Für Hochglanzfotos reicht es aber nicht, da sind andere Smartphones zum Teil deutlich besser. Auch der Bokeh-Effekt bei Portrait-Aufnahmen kann nicht bedingt begeistern: Mal sind Kanten sehr sauber ausgeschnitten und dann im selben Bild an anderer Stelle total verwaschen und unsauber. Das ist auf unserem Portrait-Testfoto bestens zu sehen.

Videos sind maximal mit FullHD und 60 Frames/Sekunde möglich, stabilisiert wird ausschließlich elektronisch. Die Bildqualität ist eher durchwachsen und mit der Fotoqualität vergleichbar.

Prozessor & Leistung: Gemächliches Arbeitstier

Verbaut ist der Qualcomm Snapdragon 480G, einem Achtkern-Prozessor der unteren Mittelklasse. Entsprechend mäßig fällt auch die Systemleistung aus, trotz 6 GB Arbeitsspeicher. Der interne Speicher ist je nach Modell mit 64 oder 128 GB bestückt und kann bei Bedarf mit einer microSD erweitert werden.

Bei der Bedienung im Alltag zeigt sich das Nokia XR20 öfters von einer gemächlicheren Seite. Das heißt aber nicht, dass die Darstellung ständig ruckelt, das ist nicht der Fall! Im Vergleich zu anderen Smartphones im Preisbereich bis 500 € ist der Unterschied jedoch spürbar.

Dem für ein robustes Outdoor-Smartphone eher flachen Gehäuse geschuldet ist die Größe des Akkus von gut 4630 mAh Kapazität. Eine Akkuladung reicht Dank des sparsamen Qualcomm-Prozessors gut für zwei Tage moderater Nutzung aus. Ein Ausdauer-Künstler ist das Nokia XR20 zumindest nicht. Dafür kann es drahtlos aufgeladen werden mit maximal 15 Watt. Per Kabel sind maximal 18 Watt möglich, zumal ein Netzteil nicht zum Lieferumfang gehört.

Nokia XR20 Test

USB C als USB 3.0 Spezifikation ist bemerkenswert für ein Outdoor-Modell (Foto: Handyhase.de

Dual-SIM und mehr

Natürlich ist auch das Nokia XR20 im Test Dual-SIM-fähig. 5G-Unterstützung gibt es nur für die Hauptkarte, der zweite SIM-Slot ist LTE-only. Komplettiert wird die Funkausstattung mit Dualband WiFi-ac, Bluetooth 5.1 und GPS inkl. GLONASS- und Galileo-Unterstützung. Durchaus interessant: Die Typ-C Buchse unterstützt den USB-Standard 3.0 und ist damit tatsächlich etwas Besonderes in der Mittelklasse. Auch NFC und eine 3,5 Klinkenbuchse für Kabel-Headsets bietet das Nokia XR20.

Insgesamt gesehen leistet sich das Nokia XR20 bei der Kommunikation keine nennenswerte Patzer. Weder bei LTE-Verbindungen, noch bei Telefonaten oder im WLAN-Betrieb. Alles ist wie erwartet flott. Selbst der 5G-Empfang im Telekom- und Vodafone-Netz ist ordentlich, wenngleich die Signalstärke erwartungsgemäß hinter Premium-Smartphones bleibt. Auch die Navigation per GPS ist problemlos, ein GPS-Fix relativ schnell gefunden.

Software: Nacktes Android mit Mehrwert

Ausgeliefert wird das Nokia XR20 im Test mit Android 11 und das in der One-Variante. Das bedeutet, dass die Updates für das System von Google direkt kommen und was soll man sagen: Die monatlichen Patches standen in unserem Test zeitnah zu den Pixel-Modellen zum Download bereit. Eine Selbstverständlichkeit ist das nicht, zumal HMD Global ein paar Erweiterungen des Systems vorgenommen hat.

Nokia XR20 Test

Android 11 in der Android-One-Version ist auf dem Nokia XR20 vorinstalliert (Screenshots: Handyhase.de)

Bloatware hält sich einigermaßen in Grenzen. Neben den Google-Anwendungen sind eine Hilfe-App sowie FM Radio von Nokia vorhanden, Amazon Shopping, ExpressVPN, Netflix und Spotify. Unterm Strich ist das Nokia XR20 im Test somit relativ spartanisch ausgestattet. Praktisch ist hingegen, dass das Nokia XR20 – wie viele Outdoor-Smartphones auf dem Markt – über eine zusätzliche programmierbare Zusatz-Taste verfügt. Sie kann mit zwei Funktionen belegt werden. Am nützlichsten ist sicherlich die Taschenlampe ein- und auszuschalten. Vor allem klappt dies mehr oder weniger zuverlässig auch im Standby-Betrieb des Gerätes.

Ansonsten bietet sich die Android-Standardkost an Sachen Funktionalität. Die Gestensteuerung mit Wischgesten ist Geschmackssache, kann allerdings zur klassischen Drei-Tasten-Steuerung umgeswitcht werden. Die nicht neu belegbare Taste für den Google Assistant kann immerhin bei Bedarf deaktiviert werden und Gesten wie Doppeltap auf das Display oder umdrehen zum Stummschalten werden ebenso unterstützt.

Fazit & erste Einschätzung zum Nokia XR20 Test

Mit dem Nokia XR20 wagt HMD Global durchaus einen bemerkenswerten Spagat: Ein Outdoor-Smartphone sowohl preislich als auch vom Design her schmackhaft machen für den Massenmarkt. Dies funktioniert durch die 5G-Untertsützung, das robuste Gehäuse nebst Glas und der sinnvollen Features wie programmierbarer Aktionstaste und Ausdauer auch recht gut. Knackpunkt ist aber der Preis und das was dafür geboten wird.

Klar, Outdoor-Smartphones SIND eine Nische, allerdings eine meist kostspielige und das Design ist meist auch nicht wirklich einladend. Insofern kann das Nokia XR20 durchaus für den einen oder anderen genau richtig sein. Vor allem ist der Update-Support mit drei Jahren für Android-Upgrades und vier Jahren für Sicherheitspatches keine Selbstverständlichkeit.

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Profilbild von Stefan
Der Hardware-Hai Stefan hat seine Mobilfunk-Anfänge schon weit vor seinem Studium der Angewandten Informatik unternommen. Seitdem hat sich das Hobby zum Beruf gewandelt und während des Studiums erfolgte 2012 der Einstieg in die Blogger- & Redaktions-Welt.

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