Die Rückkehr einer Mobiltelefon-Legende

Nokia 3210 (2024): Test der Neuauflage des Kulthandys

Mit dem Nokia 3210 feiert eines der größten Kulthandys nach 25 Jahren ein Comeback. Die Neuauflage bringt Verbesserungen wie LTE und Farbdisplay mit sich. Das knapp 80 Euro kostende Mobiltelefon bietet sich als Zweitgerät oder für die digitale Entgiftung an. In unserem Test erfährst Du, ob die Rückkehr gelungen ist.
So sieht das Nokia 3210 aus

So sieht das Nokia 3210 aus

Nokia 3210: Die Snake-Maschine ist wieder da

Der hier schreibende Autor ist Baujahr 1981, hat also die Veröffentlichung des Nokia 3210 vor 25 Jahren live miterlebt. Während die Freunde munter Snake spielten, war er durch sein Motorola M3888 auf SMS und Telefonie beschränkt. Immerhin durfte der Redakteur jetzt das Comeback-Modell ausprobieren. Smart ist hier gar nichts, es handelt sich um ein Feature-Phone.

Telefonie und SMS stehen im Fokus. Wenn Du mit klassischen Smartphones mit Vertrag nichts anfangen kannst oder ein günstiges Zweithandy suchst, ist diese Produktkategorie ideal. Es gibt aber trotzdem so manche Komfortfunktion, wie ein farbiges LC-Display, LTE-Mobilfunkstandard und eine Kamera. Ebenfalls klasse ist der wechselbare Akku. Wir verraten Dir, in welchen Disziplinen das Nokia 3210 überzeugt.

Und schon ganz am Anfang der Hinweis: Hier bist Du in der Preisklasse unter 100 Euro unterwegs. Einen Überflieger kannst Du also nicht erwarten …

Kompaktes Design mit Retro-Charme

Lediglich 122 mm Höhe und 52 mm Breite misst das Feature-Phone. Das sind handliche Abmessungen. Mit 13,1 mm ist es allerdings recht pummelig. Zum Vergleich: Das Galaxy S24 hat Dimensionen von 147 x 70,6 x 7,6 mm. Das Nokia 3210 ist ein Plastikbomber. Es besteht vollständig aus Kunststoff. Das fühlt sich nicht besonders hochwertig, aber robust an.

Die Rückseite lässt sich abnehmen. Auf diese Weise kommst Du an die zwei Steckplätze für SIM-Karte und Speicherkarte. Des Weiteren lässt sich bei Bedarf der Akku austauschen. Vorne gibt es eine numerische Tastatur, ein Steuerkreuz sowie Tasten für das Menü und Anrufe. Du kannst über das Display wischen, bis der Arzt kommt, es gibt keinen Touchscreen.

Die Bedienung ist so nostalgisch, wie der Look es verspricht. Einen Staub- und Wasserschutz hat das Nokia 3210 übrigens nicht.

Kleines Handy, kleines Display

Display des Nokia 3210

Display des Nokia 3210

Aufgrund des Bedienkonzeptes lässt sich bei dieser Art Handy kein großer Bildschirm verbauen. Entsprechend ist die Anzeige mit 2,4 Zoll nicht allzu riesig. Uns haben aber die Farben und die stabilen Blickwinkel sehr gut gefallen. Es dürfte sich um ein IPS-LCD handeln. Die QVGA-Auflösung (320 x 240 Pixel) resultiert in 167 ppi. Einzelne Bildpunkte sind gut erkennbar.

Die maximale Helligkeit ist gemessen am Preis ziemlich gut. Bei mittlerer Sonneneinstrahlung kannst Du die Anzeige noch problemlos ablesen. Sie reagiert auch flott auf die Eingaben der Tastatur und zeigt weder ein Ruckeln noch ein Schlieren.

Kamera des Nokia 3210 im Check

Das Originalmodell hatte keine Kameras, die Neuauflage kommt zumindest mit einer rückseitigen Einheit daher. Diese löst mit 2 Megapixel auf. Sensor und Blende sind unbekannt. Ein Autofokus fehlt. Für dunklere Szenerien kannst Du aber auf einen LED-Blitz zurückgreifen. Schade ist, dass es keine Frontkamera gibt. Videotelefonie ist also nicht möglich.

Die Fotoqualität ist eher unterdurchschnittlich. In diesem Preisbereich kann man eben keine Wunder erwarten. In Innenräumen setzt schnell Bildrauschen ein, sobald es etwas dunkler ist. Draußen bei Tageslicht gehen die Ergebnisse noch in Ordnung. Es fehlen aber Details und die Schärfe ist mäßig. Der Weißabgleich verrichtet auch nicht immer einen guten Job. Die Farben weichen gelegentlich ab.

Kurzum: nimm für wichtige Erinnerungen ein anderes Kamera-Handy. Das Nokia 3210 sollte nur im Notfall für Fotos verwendet werden.

Performance des Nokia 3210: Chipsatz im Test

Arbeitsgeschwindigkeit im Alltag

Der im 22-nm-Prozess gefertigte Chipsatz Unisoc T107 ist explizit für Feature-Phones gedacht. Insofern ist der Einsatz im Nokia 3210 konsequent. Die CPU taktet mit bis zu 1 GHz und basiert auf der Architektur Cortex-A7. Aufgrund der niedrigen Displayauflösung, dem fehlenden 5G und des genügsamen proprietären Betriebssystems S30+ ist die Leistung absolut ausreichend.

Die Bedienung des Nokia 3210 ist stets flüssig. Entsprechend musst Du Dir trotz geringem Arbeitsspeicher von 64 MB RAM keine Sorgen machen. Wir empfehlen Dir aber dringend, eine microSD-Speicherkarte zu verwenden. Von den 128 MB des Handys sind ab Werk nur noch 12 MB übrig. Nach 29 Fotos wurde uns mitgeteilt, dass der Speicher voll ist.

Internet und Telefonie ausprobiert

Von seinen Smartphone-Geschwistern wie das von uns getestete HMD Pulse Pro erbt das Nokia 3210 die Webbrowser-Funktionalität. Du kannst mit dem Mobiltelefon also unterwegs ins Internet gehen. Allerdings ist die Verbindung auf 2G (GSM) via GPRS und Edge (sehr langsam) oder 4G (LTE) beschränkt. Ein WLAN-Modem besitzt das Gerät nicht.

Aufgrund des kleinen Displays und der groben Auflösung macht Surfen auf dem Nokia 3210 aber keinen Spaß. Außerdem dauert es ziemlich lange, bis Webseiten vollständig geladen sind und die Darstellung ist häufig fehlerhaft. Wie Du Dir Internetausflüge auf diesem Handy vorstellen kannst, siehst Du anhand des eingebetteten Fotos.

Im Internet mit dem Nokia 3210

Im Internet mit dem Nokia 3210

Von der Gesprächsqualität waren wir hingegen begeistert. Das Nokia 3210 ist in erster Linie zum Telefonieren da und diese Aufgabe meistert es mit Bravour. Wir hatten keine Abbrüche und eine gute Verständigung. Bislang ist uns allerdings nicht bekannt, ob das Handy die Telefonie über das 4G-Netz (VoLTE) unterstützt. Wir werden die entsprechende Information nachreichen.

Die Akkulaufzeit des Kulthandys

Früher hatten die Mobiltelefone weitaus weniger Technik an Bord, hielten dafür aber auch deutlich länger durch. Das neue Nokia 3210 hat ein paar moderne Upgrades im Vergleich zu seinem Ahnen. Wirkt sich das negativ auf die Ausdauer aus? Mitnichten. Wir hatten das Produkt eine Woche lang im Alltagseinsatz und noch schätzungsweise 75 Prozent Restladung.

Die Rückseite des Nokia 3210 lässt sich abnehmen

Die Rückseite des Nokia 3210 lässt sich abnehmen

Da es nur eine Batteriegrafik und keine Prozentangabe gibt, lässt sich der Wert nicht akkurat bestimmen. Wir haben mit dem Handy (Displayhelligkeit 5 von 7) Snake gespielt, Fotos geschossen, die Galerie genutzt im Internet gesurft, Radio gehört und telefoniert. Bei einer Nutzungszeit von einer Stunde täglich dürftest Du mehrere Wochen mit einer Akkuladung auskommen.

Telefonieren kannst du laut Hersteller HMD Global fast zehn Stunden am Stück.

Nokia 3210 im Vergleich mit der Konkurrenz

Hierzulande gibt es viele Feature-Phones der Nokia-Marke. Ansonsten veräußern die Firmen Bea und Doro solche Handys, die aber hauptsächlich für Senioren gedacht sind. Eine nennenswerte Alternative zum Nokia 3210 ist das Panasonic KX-TU550EXB. Dieses hat ein größeres Display (2,8 Zoll) mit identischer Auflösung, ebenfalls LTE und Bluetooth.

Ein Vorteil des Panasonic-Handys ist das gemäß MIL-STD-810G stoßfeste Gehäuse. Die Kamera löst aber mit 1,2 Megapixel nochmals niedriger als jene des Nokia 3210 auf. Außerdem handelt es sich um ein Klapphandy, das du vor der Verwendung immer öffnen musst. Das KX-TU550EXB hat eine UVP in Höhe von 89,99 Euro.

Fazit zum Nokia 3210

Nokia 3210 hat USB-C an Bord

Nokia 3210 hat USB-C an Bord

Alleine schon beim Einschalten wirst Du aufgrund des Original-Starttons zurück in die Vergangenheit versetzt. Das Nokia 3210 strotzt vor Retro-Charme und sieht mit seinem leicht metallisch schimmernden Gehäuse ansprechend aus. Es fühlt sich sehr robust an. Uns haben vor allem das Display, die flüssige Bedienung und die lange Akkulaufzeit gefallen.

Überdies funktioniert das Radio auch ohne Kopfhörer. Für weitere Unterhaltung sorgt unter anderem eine gelungene Neuauflage von Snake. Ein Netzteil liegt dem Handy bei, was heute keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Geladen wird modern über USB-C. Wen die mäßige Kamera nicht stört und nicht vorhat, mit dem Nokia 3210 im Internet zu surfen, wird sicher Freude an dem Gerät haben.

Die Preisempfehlung für das Feature-Phone lautet 79,99 Euro. Im Onlinehandel findest Du das Nokia 3210 aber schon ab circa 64 Euro.

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Profilbild von André
Mobilgeräte aller Art sind neben der Fotografie die große Leidenschaft von André. Diese Leidenschaft verbindet er seit 2008 mit einer weiteren Passion, dem Schreiben. Angefangen bei einem US-amerikanischen Android-Blog folgten eine Festanstellung bei einem Technik-Portal und Tätigkeiten bei diversen (Online-)Redaktionen. Mittlerweile selbstständig ist der gebürtige Pfälzer bestrebt, informative und unterhaltsame Artikel aus der Welt der Mobilfunkbranche bereitzustellen.