Vor 20 Jahren: UMTS-Start von Vodafone bringt 3G ins deutsche Mobilfunknetz
Auf Knopfdruck Selfies verschicken, Videos unterwegs streamen oder mit dem Smartphone durch die Gegend navigieren – das ist heute selbstverständlich. Vor 20 Jahren war es jedoch etwas komplett Neues, mobil schnell im Web zu surfen.
Möglich macht es der 3G-Standard, auch UMTS genannt. Statt bloß Textwüsten zu laden und im Schneckentempo aufbauende Webseiten ermöglichte er erstmals, annähernd so schnell wie Zuhause an einem per Kabel mit dem Internet verbundenen Computer zu surfen. Genau heute vor 20 Jahren ging es los, und zwar mit dem UMTS-Start von Vodafone.
UMTS-Start von Vodafone: Am Anfang war ein Datenstick
Vodafone war der erste Anbieter, der 3G hierzulande ans Netz brachte. Passende Handys gab es noch nicht. Stattdessen war das erste kommerzielle UMTS-Produkt ein Datenstick.
Er war für Notebooks gedacht – handlicher ging mobiles Surfen im 3G-Netz anfangs nicht. Am 12. Februar 2004 kam der Datenstick in den Handel. Ohne Vertragsbindung kostete er 999 Euro, mit Vertragsbindung 395 Euro. Vodafone rechnete je nach Tarif zeitbasiert oder nach Übertragungsvolumen ab.
Damals wurden für 30 Internetstunden rund 70 Euro fällig. Waren die aufgebraucht, schlugen weitere zehn Minuten Surfvergnügen mit mehr als einen Euro zu Buche.
Mit dem UMTS-Start von Vodafone stiegt die mobile Surfgeschwindigkeit auf 384 kBit/s. Das war deutlich mehr als die bis dahin gängige WAP-Technologie bot. Mit ihr waren nicht mehr als 10 kBit/s an Tempo möglich. Das viel leistungsfähigere 3G-Mobilfunknetz ermöglicht erstmals, Internetseiten ohne lange Wartezeiten unterwegs aufzurufen. Das war so manchen Nutzerinnen und Nutzern die beträchtlichen Gebühren wert.
UMTS revolutionierte das mobile Surfen
Wegen der hohen Kosten nutzte zum UMTS-Start von Vodafone und darüber hinaus vor allem die Geschäftskundschaft das schnelle mobile Internet. Als 3G-fähige Handys auf den Markt kamen, interessierten sich auch Konsumentinnen und Konsumenten für schnelles Surfen abseits des Festnetzanschlusses. Dennoch blieb mobiles Internet eine Nische. Daran änderte auch nichts, dass sich das Tempo erhöhte und die Ladezeiten sich verkürzten. Mit der UMTS-Erweiterung HSPA+ waren Mitte der 2000er Jahre Datenraten von 42 Mbit/s möglich. Das ist auch heute noch eine im Alltag respektable Geschwindigkeit.
Richtig massentauglich wurde mobiles Internet jedoch erst mit dem Nachfolgestandard 4G, auch als LTE bekannt. Erst damit wurden Datentarife für viele Menschen bezahlbar. Da aber LTE technisch auf 3G-Mobilfunk aufbaute, legte der UMTS-Start von Vodafone einen wichtigen Grundstein für das mobile Internet wie wir es heute kennen.
„UMTS war der Start für eine Mobilfunk-Revolution. Plötzlich konnten wir mit unseren Handys nicht mehr nur telefonieren, sondern auch das Internet nutzen. Diese neue Mobilfunktechnologie war der Startpunkt für all die digitalen Services, die wir heute täglich und ganz selbstverständlich mit unseren Smartphones im LTE- und 5G-Netz nutzen: von Musik-Streaming, über Social-Media bis zum Online-Banking“, erzählt Tanja Richter, die seit 30 Jahren im Vodafone-Konzern arbeitet und seit April 2022 die Technik und den Netzausbau verantwortet.
Teurer 3G-Standard blieb Nische
Dass die ersten kommerziellen UMTS-Angebote preislich nicht für den Massenmarkt attraktiv waren, lag auch an den teuren Lizenzen für die Mobilfunkfrequenzen. Die Bundesregierung entschied sich, die Lizenzen im Jahr 2000 zu versteigern. Sechs Netzbetreiber trieben bei einer Auktion die Preise derart in die Höhe, dass sich am Ende nur noch vier Firmen die Lizenzen leisten wollten.
Weil es noch wenig Datendienste und Geräte für UMTS gab, war die Aussicht gering, das viele ausgegebene Geld schnell wieder mit Gewinn hereinzuholen. Daher ließen sich die Firmen Zeit, die teuren Mobilfunkstationen zu bauen, die nötig waren, damit 3G ans Netz gehen konnte. Als UMTS dann 2004 auf den Markt kam, waren die Tarife auch deshalb teuer, weil die Netzbetreiber die hohen Lizenzkosten auf die Nutzungsgebühren umschlugen.
Anbieter wie Vodafone üben noch heute Kritik an der Lizenzvergabe von damals. „Rückblickend erwies die Vergabe der UMTS-Frequenzen im Jahr 2000 dem Mobilfunkausbau in Deutschland einen Bärendienst. Die Netzbetreiber mussten mehr als 50 Milliarden Euro für Lizenz-Papiere bezahlen. Das hat den Ausbau hierzulande über viele Jahre ausgebremst, während die Netze in anderen Ländern wuchsen“, sagt Tanja Richter.
Richter befürwortet, dass die zuständige Bundesnetzagentur plant, künftig die Frequenzen nach dem Ende des Lizenzzeitraums nicht mehr zu versteigern, sondern die Lizenzen zu verlängern.
Davon würden bestehende Lizenzinhaber wie Vodafone, Telekom und O2 profitieren. Neuere Anbieter wie 1&1, die ihr eigenes Netz gerade aufbauen, hätten es so aber schwieriger, an genügend Lizenzen für ein flächendeckendes Angebot zu kommen.
Funkfrequenzen zu behalten oder zu bekommen, ist deshalb so wertvoll, weil es nur eine begrenzte Anzahl davon gibt, und die gleichen Frequenzen für neuere, bessere Mobilfunkstandards weitergenutzt werden können.
UMTS ist Geschichte – LTE gewinnt an Tempo
Weil UMTS technisch nicht mehr auf der Höhe der Zeit war, schalteten alle Netzbetreiber die entsprechende Technik im Jahr 2021 ab. Stattdessen nutzten sie die freigewordenen Frequenzen und Sendestationen seitdem für den Nachfolgestandard LTE. UMTS-Pionier Vodafone erzielte im eigenen Netz eine Leistungssteigerung bei der Internet-Geschwindigkeit zwischen 15 bis 20 Prozent, in einigen Städten mehr.
Dass 3G nicht mehr verfügbar ist, stellt daher kein Problem dar. Denn 20 Jahre nach dem UMTS-Start von Vodafone ist außer 4G-LTE auch der 5G-Standard immer häufiger verfügbar. Welche Vorteile Dir das konkret bietet, zeigt unser großer Vergleich der Mobilfunkstandards.
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