Vodafone 5G+: Netzbetreiber schaltet Standalone-Nutzung für alle frei
Vodafone bietet ab sofort 5G-Standalone die gesamte Kundschaft bundesweit an. Dieser Modus, der zunächst aktiviert werden muss, kommt ohne LTE-Hilfe zum Verbindungsaufbau aus. Potenziell ist Standalone-5G ein echter Fortschritt durch die deutlich geringeren Latenzzeiten, die für bestimmte Anwendungen wichtig sind. Es gibt jedoch noch zahlreiche einschränkende Faktoren.
Provider schaltet neues Feature für alle frei
Mit Vodafone geht heute einer der großen deutschen Mobilfunknetzbetreiber einen durchaus wichtigen Schritt hin zu einem 5G-Netz, das sein Potenzial voll ausnutzt: Vodafone schaltet Standalone-5G ab sofort bundesweit für alle Kunden frei, das erklärt das Düsseldorfer Unternehmen in einer Presseinformation.
Zuletzt hatten die Vodafone-Techniker noch weitere 10.000 Standorte für 5G+, wie Vodafone diesen Modus nennt, fit gemacht. Damit unterstützen nun 16.000 von insgesamt 26.000 Standorten diesen Betriebsmodus. Auch die Telekom arbeitet schon an der Einführung von bundesweitem Standalone-5G, die Telefónica hatte bereits im vergangenen Jahr die o2-5G-Plus-Option freigeschaltet.
Manuelle Aktivierung nötig, aber kostenlos möglich
Der 5G+-Modus kann zwar von allen Vodafone-Kunden genutzt werden, dies geschieht jedoch nicht automatisch – aus gutem Grund.
Wer Standalone-5G nutzen möchte, kann die Verwendung im Kundenportal, etwa der Mein-Vodafone-App, aktivieren. Positiv: Hierfür fallen keine weiteren Kosten an.
Dennoch betreibt Vodafone auch den altbekannten Mischmodus mit einem Datentransport über 5G und einer Signalisierung über LTE weiter, denn längst noch nicht alle Endgeräte sind bereit für 5G+. Tatsächlich sind derzeit nur wenige geeignet und selbst wenn das eigene Smartphone den Modus technisch unterstützt, muss auch eine entsprechend angepasste Version der Netzbetreibereinstellungen verfügbar sein. iPhones fallen hier übrigens nach wie vor heraus.
Vorteile von Standalone-5G
Zunächst ist es im Sinne der Verbindungskomplexität ein prinzipieller Vorteil, dass Geräte nicht mehr auf mehrere Netze angewiesen sind, um Sprache und Daten zu transportieren. Insbesondere Telefonie läuft bislang zumeist über LTE oder 2G. Hier bleibt abzuwarten, wie sich Voice over New Radio, also die 5G-Sprachtelefonie, grundsätzlich entwickeln wird.
Darüber hinaus sind die sehr niedrigen Latenzen der größte Vorzug von Standalone-5G: Theoretisch möglich und immer wieder schlagwortartig genannt sind Laufzeiten von einer Millisekunde, erreicht werden diese Dimensionen aber noch nirgends. Vodafone stellt immerhin weniger als zehn Millisekunden in Aussicht, was fraglos gut ist, aber schon nicht mehr allzu weit entfernt von ordentlichen Festnetz-Pingzeiten.
Für bestimmte Anwendungen wie Onlinegaming sind niedrige Latenzzeiten vital und sind auch vor allem für Echtzeitdienste relevant, wie sie im industriellen Umfeld genutzt werden. Perspektivisch rückt hier auch das autonome Fahren in den Blick.
92 Prozent 5G-Abdeckung für die Bevölkerung
Laut Vodafone erreicht man nun 92 % der Bevölkerung mit dem eigenen 5G-Netz, 90 % sollen auch 5G+ nutzen können. Das klingt beeindruckend, doch Angaben wie diese beziehen sich stets nur auf die Bevölkerung, nie auf die Fläche. Weiße Flecken wird es also weiterhin geben und sie werden auch nur sehr langsam kleiner, in Wald und Feld wird man wohl auch noch viele Jahre keinen Mobilfunkempfang haben.
Immerhin: Vodafone nutzt für sein 5G-Netz neben den Frequenzen um 1,8 und 3,5 GHz auch das 700-MHz-Band, das eine deutlich größere Reichweite hat und sich etwa zur Erschließung ländlicher Gegenden eignet.
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