Vertragsstrafe für Temu: Verbraucherschützer wollen mehr Produktsicherheit auf China-Marktplatz
Temu wurde vom Verbraucherzentrale-Bundesverband zur Kasse gebeten. Der chinesische Marktplatz mit den verlockend niedrigen Preisen hatte zuvor gegen eine Unterlassungserklärung verstoßen, die die Verbraucherschützer dem Unternehmen zugesandt hatten. Darin hatte sich Temu unter anderem verpflichtet, für die gesetzlich vorgeschriebenen Kennzeichnungen der über seine Plattform vertriebenen Produkte zu sorgen. Konkret abgemahnt hatte der VZBV Temu aufgrund eines fehlenden CE-Kennzeichens auf einem für Kinder vorgesehenen Tablets.
Verbraucherschützer: Bei Temu genau hinschauen
Temu hatte die geforderte Unterlassungserklärung im vergangenen Jahr zunächst unterzeichnet und sich damit den möglichen Vertragsstrafen im Falle einer Verletzung ausgesetzt – die wurde nun fällig, wenn sie auch sehr überschaubar ausfällt: Da der Mangel nicht abgestellt wurde, hat der VZBV eine Vertragsstrafe in Höhe von 5.100 Euro gegen Temu verhängt, die auch bezahlt wurde, wie der Verband erklärt. Für den Fall wiederholter Verstöße ist eine erhöhte Vertragsstrafe von immer noch unerheblichen 10.000 Euro festgesetzt.
Allerdings besteht in diesen Punkten fraglos ein immenses Eskalationspotenzial und die jetzt verhängte Strafzahlung dürfte zukünftig vor allem als Präzedenzfall herangezogen werden.
In einer entsprechenden Mitteilung kommentiert Jutta Gurkmann, Geschäftsbereichsleiterin Verbraucherpolitik, den Vorgang und mahnt, bei Temu müsse weiter genau hingeschaut werden, um zu prüfen, wie ernst es dem Unternehmen mit den in einer Unterlassungserklärung abgegebenen Zusagen ist.
Temu polarisiert
Billig-Marktplätze wie Temu und Shein sind zu einem Aufreger-Thema geworden. Die Produkte stehen im Ruf, oft mangelhaft bis minderwertig zu sein, dazu oft auch gesundheitsschädlich und unter fragwürdigen Umständen gefertigt, welche Erfahrungen wir mit der Rabattmaschine Temu gemacht haben, lest ihr in unserem Erfahrungsbericht. Westliche Fertiger und Handelsunternehmen sehen ihr Geschäftsmodell durch die Flut an Billigware bedroht, Verbraucher geben in Befragungen an, den Produkten nicht zu trauen – gleichwohl nimmt der Absatz der Unternehmen, die nicht als Hersteller, sondern nur Vermittler für chinesische Fabrikationsunternehmen auftreten, auch in westlichen Märkten rapide zu.
Mit den buchstäblich unschlagbaren Preisen haben die Marktplatzbetreiber in Zeiten wirtschaftlicher Nöte bei vielen Verbrauchern ein mächtiges Argument. Das mag die teils in scharfem Ton geführten Debatten um das Phänomen erklären. Ewig wird der Extrempreiskrieg aber ohnehin kaum anhalten. Was aktuell zu beobachten ist, sind aggressive Markteschließungskämpfe, in denen kaum wirtschaftlich agiert wird. Auf Dauer werden auch Temu und Co. diese Preisniveaus nicht durchhalten können, ordnen Handelsexperten die Situation ein. Zudem sind verschärfte regulatorische Auflagen bereits in der Diskussion und könnten dem Hype um die Superschnapper ein Ende machen.
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