Paris‘ Navigo-Fahrkarten funktionieren jetzt direkt im iPhone
Wenn Du zu den Olympischen Spielen nach Paris in den Raum Île-de-France fahren willst und ein iPhone hast, dann kannst Du direkt in der Wallet Navigo für Bus und Bahn benutzen. Navigo ist ein E-Ticket- oder auch Smartticket-System, mit dem Du Fahrscheine nutzen kannst. Bisher gab es das beispielsweise als Plastikkarte, die man kontaktlos an entsprechende Lesegeräte hält, um dann mit dem Nahverkehr zu fahren und unter anderem mit dem iPhone aufladen konnte.
Dazu wird die Navigo-Karte einfach ans iPhone gehalten und beispielsweise über die App SNCF Connect ein entsprechendes Ticket gekauft und auf die Karte geladen.
Diesen Weg kannst Du Dir in der Zukunft sparen und die Apple Wallet nutzen, um eine virtuelle Navigo-Karte anzulegen.
Wie Du Navigo hinzufügst
Navigo verlangt mindestens iOS 17.5, um die virtuelle Karte zu erstellen. Dazu gehst Du in Deine Apple-Wallet, klickst auf das Plus-Symbol und navigierst Dich dann unter den ÖPNV-Karten bis nach Frankreich. Auch eine Nutzung mit der Apple Watch ist möglich.
Per Apple Pay kannst Du dann verschiedene Fahrscheine hinzufügen. Den Rest macht das System. Interessanterweise lassen sich auch reduzierte Fahrscheine kaufen. Das ist bei Bus- und Bahnsystemen mit einer Kreditkarte als Fahrschein üblicherweise nicht möglich, da das Kontrollgerät nicht weiß, wie alt eine Person ist, der die Kreditkarte gehört. Personalisierte E-Tickets sind dann das Mittel der Wahl, sei es über eine Smartphone App oder als Plastikkarte.
Die Navigo-Karte im Wallet lässt sich auch im Express Mode nutzen, dann brauchst Du nur noch das iPhone direkt übers Lesegerät am Bahnhof halten. Entsperren musst Du Dein iPhone dann nicht mehr. Zudem sollte die Navigo-Karte auch in der Gangreserve noch arbeiten, wenn Dein Akku langsam schlappt macht.
In Europa neu
Navigo gehört zu den E-Ticket-Systemen, die bereits sehr gut innerhalb des iPhone-Universums genutzt werden können und mit dem Hinzufügen der Navigo-Karten ins Wallet wird es noch einmal etwas einfacher. Es ist das erste Mal, dass in Europa Apple so eine Lösung anbieten kann. In den USA, Japan, China und Hong Kong gibt es das schon länger. Praktisch, wenn Du das örtliche Nahverkehrssystem nicht gut kennst und Du auch keine Lust hast, Dir für jede Stadt eine App zu installieren.
Sonst kann in Europa nur mit Kredit- oder Debitkarten innerhalb der Wallet eine Fahrt bezahlt werden. In manchen Städten sogar inklusive Express Mode, wie aus einem Support-Artikel von Apple hervorgeht. Die Liste von Apple ist allerdings nicht vollständig. Das liegt auch daran, dass die Annahme von kontaktlosen Bezahlkarten oder eben Apple Pay relativ einfach im Nahverkehr freigeschaltet werde kann. Im Zweifel schaust Du nach dem Wellensymbol auf einem Lesegerät am Bus oder dem Eingang eines Bahnhofs:
Das steht für EMV-Transaktionen, sprich kontaktloses Bezahlen. Normalerweise funktioniert dann auch Apple Pay mindestens mit Visa und Mastercard. Das ist übrigens nicht mit NFC (nutzt ein silisiertes N als Symbol) zu verwechseln. Deine Kreditkarte kann kein NFC, aber Apple Pay nutzt NFC, um sich als Kreditkarte auszugeben.
In Deutschland ist eine Navigo-ähnliche Lösung kaum zu erwarten
Falls Du nun neidisch auf die Franzosen schaust: In Deutschland ist so eine einfach zu bedienende Lösung wie Navigo bis auf Weiteres nicht zu erwarten. Hierzulande wird auf eine sehr besondere Lösung gesetzt: das E-Ticket Deutschland. Das zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass es langsam ist und deutschlandweit in verschiedenen Art und Weisen umgesetzt wurde. Es ist aber schon ein Nachfolger mit dem Namen „(((etiCORE“ geplant, der vielleicht alles einfacher macht.
Denn obwohl das E-Ticket Deutschland, auch bekannt unter dem sperrigen Namen VDV Kernapplikation, ein Standard ist, kannst Du in der Regel die Karten nur regional und eingeschränkt einsetzen. Mit einer Berliner Fahrcard kannst Du beispielsweise kein Guthaben aufladen oder Fahrscheine des Rhein-Main-Verkehrsverbundes speichern. Selbst das Deutschlandticket kann nicht überall mit allen Lesegeräten kontrolliert werden.
Aufgrund der schlechten Umsetzung des E-Ticket Deutschland gibt es auch zahlreiche ergänzende Systeme. In Berlin gibt es etwa eine BVG-Guthabenkarte. Die Berliner haben sich gegen das E-Ticket Deutschland für Guthaben entschieden. Die Guthabenkarte funktioniert aber beispielsweise nur in der U-Bahn. Mit der S-Bahn lassen sich diese Karten nicht nutzen. Die Städte Hamburg und Mainz haben ebenfalls solche Doppelsysteme.
Das schränkt die Nutzung auf dem Smartphone ein. Es bleibt wohl bei Zahlung etwa aus dem Apple Wallet per Apple Pay mit Visa und Mastercard, und selten auch andere Karten. Oder es bleiben spezialisierten Apps. Sehr beliebt ist dabei die Verwendung von QR-Codes in einer App, die allerdings langsam in der Benutzung sind. Eigentlich praktisch: Der Standard des QR-Codes (ISO 18004) sieht explizit ein Ausdrucken als Alternative vor. In Deutschland wird das allerdings in der Regel nicht akzeptiert und als Schwarzfahren gewertet – hierzulande ist das eine Straftat.
Kommentar verfassen