Missbrauch der Marktmacht bei Musik-Abos

EU verhängt Milliarden-Strafe gegen Apple wegen Spotify

Im App Store ist ein Musik-Abo teurer als beim Abschluss über die Webseite? Ist okay, wenn Du darauf hingewiesen wirst. Weil Apple diesen Tipp bisher verbietet, gibt es jetzt eine Strafe.
Eine Hand tippt auf einem iPhone-Display auf die App-Logos von Apple Music und Spotify

Spotify hatte sich über unfaire Verhältnisse im App Store von iOS und iPadOS beschwert. Als Ergebnis verhängt die EU eine Milliarden-Strafe gegen Apple. (Bild: Pexels / Cottonbro Studio)

Nach einer Beschwerde von Spotify verhängt die Europäische Kommission eine Milliarden-Strafe gegen Apple. Konkret soll der iPhone-Konzern 1,8 Milliarden Euro zahlen. Er habe sich nicht an die Wettbewerbsregeln in der EU gehalten und beim Vertrieb von Musikstreaming-Apps in seinem App Store seine Marktmacht missbraucht, entschied die Brüsseler Behörde.

Warum die EU eine Milliarden-Strafe gegen Apple verhängt

Die EU-Kommission gab Spotifys Beschwerde recht und befand, dass Apple den schwedischen Anbieter daran gehindert hat, auf einen günstigeren Abo-Abschluss außerhalb des Software-Shop von iOS und iPadOS aufmerksam zu machen.

Zwar bietet Spotify wegen des Streits mit Apple daher seit einer Weile einfach keine Abo-Buchung in der iOS- und iPad an. Stattdessen lässt sich ein Abo nur im Browser abschließen. Aber bewenden ließ Spotify es dabei nicht. Stattdessen wendete sich der Anbieter an die EU. Die kam nach einer Untersuchung zu dem Schluss: Apples Verhalten widerspricht dem Kartellrecht in der EU.

Der Hintergrund: Wenn Du ein Abo eines Anbieters im App Store buchst, verdient Apple mit. Die Provision, die der Anbieter Apple zahlt, schlägt er Dir auf den Abo-Preis im App Store auf. Wenn Du hingegen auf der Webseite des Anbieters buchst, fällt keine Provision für Apple an. Daher erhältst Du dort das Abo für weniger Geld.

Für Dich wäre das nett zu wissen, bevor Du auf den Abonnieren-Button auf Deinem iPhone oder iPad drückst. Doch genau diesen Tipp dürfen Dir Anbieter bisher nicht geben, weil Apple es so will.

Das gilt außer für Spotify auch für andere Musikstreaming-Anbieter und zwar seit zehn Jahren, so die Einschätzung der EU. Weil daher wohl viele Kundinnen und Kunden mehr gezahlt haben, also es hätte sein müssen, fällt die Strafzahlung zu „Abschreckungszwecken“ von Apple so hoch aus.

Apple will die Strafe nicht akzeptieren

Apple kritisiert in einem Statement die Entscheidung der EU-Kommission und kündigt an, Berufung gegen die Strafe einzulegen. Der iPhone-Konzern sieht „keine stichhaltigen Beweise“ dafür, das Verbraucherinnen und Verbraucher geschädigt wurden. Apple findet, den Markt nicht behindert, sondern sogar gefördert zu haben.

Dass Spotify heute der weltgrößte Anbieter beim Musikstreaming sei, wäre zu einem großen Teil dem App Store zu verdanken. Ohne die Verbreitung über diesen Software-Shop wäre Spotifys App nicht so bekannt und hätte nicht sie viel Zuspruch, wie es heute der Fall ist. Mit dem Aufwand für die bereitgestellte Technik und App-Prüfungen begründet Apple, warum der Konzern eine Provision für Abos verlangt, die in iPhone- und iPad-Apps abgeschlossen werden. Spotify wirft er vor, diese Leistungen aktuell kostenlos zu erhalten, weil der Musikanbieter derzeit nur Abo-Abschlüsse im Browser akzeptiert.

Auf die eigentliche Kritik der EU geht Apple im Statement aber nicht ein. Diese bezieht sich im Kern nicht auf die Provisionszahlungen, sondern darauf, dass Apple Hinweis auf eine provisionsfreien und damit günstigeren Vertriebsweg außerhalb der iOS- und iPad-Apps unterbindet.

Apple senkt Provision und erlaubt alternative App Stores

Unabhängig vom Streit mit Spotify und der von der EU verhängten Milliarden-Strafe gegen Apple reduziert der Konzern die Höhe der Provision. Bisher verlangte der Konzern 30 Prozent im ersten Abo-Jahr, 15 Prozent ab dem zweiten. Nun werden es jeweils 17 und zehn Prozent. Hintergrund ist ein anderes Vorhaben der EU. Am 7. März 2024 tritt nämlich der Digital Markets Act (DMA) der EU in Kraft. Er ist generell dazu gedacht, die Marktmacht von großen Digital-Konzernen wie Apple, Google und Microsoft zu stutzen.

Eine weitere Reaktion auf den DMA von Apple ist, alternative App Stores und andere Standard-Browser als Safari auf iOS- und iPad-Geräten zuzulassen. Die Software ist seit den Updates auf die OS-Version 17.4 bereits darauf umgestellt.

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Profilbild von Berti Kolbow-Lehradt
Berti ist freier Technikjournalist mit einem Her(t)z für Smartes - vom Smartphone bis zum Smart Home. Weil er dazu gerne Tipps gibt, trägt er den Beinamen "RatgeBerti" und schreibt darüber außer für die Handyhasen für viele weitere große Magazine. (Foto: Daniel Kunzfeld)

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