Lycamobile insolvent: Steuerschulden im achtstelligen Bereich – Fall überaus kurios
Lycamobile hat 70 Mio. € Steuerschulden und ist insolvent
Wie das Handelsblatt berichtet, soll Lycamobile 70 Mio. € an Steuerschulden angehäuft haben und die Vorgeschichte dazu ist mehr als kurios. 2013 schloss der Anbieter mit einer irischen Schwestergesellschaft eine Partnerschaft und ging fortan davon aus, keine Umsatzsteuer mehr in Deutschland zahlen zu müssen, da die Provisionen über den irischen Geschäftsbereich laufen. Ein Irrtum, wie sich nun herausstellt.
Der Streit mit den Behörden läuft demnach bereits seit Jahren und es kam in dieser Zeit zu zahlreichen Gerichtsverfahren. Diese urteilten allesamt – zuletzt auch im Februar 2021 – dass Lycamobile hierzulande sehr wohl steuerpflichtig ist. Kurioserweise änderte Lycamobile am 07.05.2021 den Namen des Unternehmens auf „Amalasandan Dienstleistungen GmbH“ und meldete daraufhin Insolvenz an. Der neue Fantasiename soll laut dem Bericht lediglich vom eigentlichen Namen ablenken.
Noch kurioser wird der Fall allerdings, wenn man das Erlebnis des aktuell verantwortlichen Insolvenzverwalters Jan Roth mit einbezieht. Dieser fand nur ein Büro einer Anwaltskanzlei vor, wo das Unternehmen „Amalasandan“ lediglich Untermieter ist. Mitarbeiter scheint es nicht zu geben, genauso wenig fehlt nun der Zugriff auf benötigte Unterlagen.
Weitere Kuriositäten gibt es im Beitrag zu den Lycamobile-Erfahrungen.
Anbieter bis zum Hals voll mit Problemen – Geschäft in Deutschland geht weiter
Doch die Probleme enden hier nicht. Lycamobile stehen auch in anderen Ländern Verfahren wegen Steuerhinterziehungen bevor. Beispielsweise wird dem Unternehmen in Frankreich Geldwäsche und Hinterziehung von Umsatzsteuer vorgeworfen und es kam 2016 zu Razzien der Büros. In Großbritannien sollen Behörden wegen der Umsatzsteuer ebenfalls ein Auge auf Lycamobile geworfen haben.
In Deutschland jedenfalls geht das Geschäft für Kunden des Anbieters normal weiter. Auch lassen sich weiterhin neue Verträge – trotz Insolvenz – abschließen. Der Konzern betreut aktuell über 15 Millionen Kunden in rund 23 Ländern. Wie es aber insgesamt nun weiter geht, bleibt vorerst offen.
2021 hat auch der Handyshop Preisböerse24 Insolvenz angemeldet. In einem Ratgeber berichten wir über die Hintergrunde und zeigen, wie sich Kunden in solch einem Fall am besten verhalten.
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