Lufthansa Industry Solutions

Lufthansa bietet kleine 5G-Box zum Austesten von Campus-Netzen

Mal kurz ein Campus-Netz ausprobieren? Dank Lufthansa Industry Solutions ist das möglich, denn die entwickelte eine kleine 5G-Box, die mittlerweile auch angeboten wird. Zusammen mit Workshops zeigt die Lufthansa, wie sich unkompliziert ein Campus-Netz ausprobieren lässt – ganz ohne Antrag bei der Bundesnetzagentur.

Die 5G-Campus-Netz-Box der Lufthansa. (Bild: Lufthansa Industry Solutions)

Das Wichtigste in Kürze

  • Lufthansa Industry Solutions hat eine 5G-Campus-Netz-Box konstruiert, die mit einer Powerbank betrieben werden kann
  • Im Rahmen von Workshops lässt sich so der Betrieb von Campus-Netzen ausprobieren
  • Lufthansa Industry Solutions berät zahlreiche Firmen

Schnell mal unterwegs ein Campus-Netz mit 5G-Mobilfunk aufbauen? Für die Lufthansa Industry Solutions ist das mittlerweile ein wichtiges Thema. Das Unternehmen, das zur Lufthansa Gruppe gehört, hat nämlich selbst die Fähigkeiten entwickelt, um ein solches privates 5G-Netz aufzubauen. Doch Lufthansa Industry Solutions (LHIND) geht noch weiter. Das Unternehmen bietet Beratung an und lässt Dich ein Campus-Netz sogar ausprobieren.

Was einst aus der Not geboren wurde, ist nun ein interessantes Geschäftsfeld für die Lufthansa-Tochter. Zu Corona-Zeiten gab es bei der Triebwerkswartung in Hamburg nämlich ein großes Problem. Zwar wurden die Triebwerke zum Hamburger Flughafen geschickt, wo Lufthansa Technik diese wartet. Doch die Besitzer konnten während der Pandemie-Hochzeit nicht reisen. Typischerweise lassen die Besitzer der Triebwerke dafür extra eigenes Personal zur Lufthansa Technik nach Hamburg einfliegen.

Es musste eine Lösung her, die ein Remote-Arbeiten für das Personal  rund um den Globus möglich wird. WLAN funktionierte in den großen Lufthansa-Hangars dabei nicht so zuverlässig, wie es für eine präzise Wartung und Bild-Übertragung über den Globus notwendig wäre. Daher hat Lufthansa Industry Solutions, damals noch als Teil der Lufthansa Technik, kurzerhand zwei 5G-Campus-Netze selbst aufgebaut.

Ein Non-Stand-Alone-Netz mit LTE-Anker und ein Stand-Alone-Netz. Entwickelt wurde dies 2021 und 2022 noch einmal erweitert. Dann allerdings nur noch als Stand-Alone-Netzwerk, das andere Campus-Netz wurde abgeschaltet. Mittlerweile werden auch große Teile der Flächen vor den Hangars mit dem eigenen 5G-Netzwerk abgedeckt. Dort ist der Aufbau von WLAN-Access-Points allgemein sehr schwierig.

Lufthansa präsentierte sich auf dem Mobile World Congress

Mittlerweile ist die eigene Technik so weit, dass Lufthansa Industry Solutions auch anderen Unternehmen beim Aufbau von Campus-Netzwerken hilft. Sogar auf Fachmessen wird das Unternehmen eingeladen. So hatte Handyhase etwa auf dem vergangenen Mobile World Congress sich einen entsprechenden Vortrag von Dr. Claudius Noack von der Lufthansa Industry Solutions angeschaut und hatte nun auf der Luftfahrtmesse Aircraft Interiors Expo in Hamburg die Gelegenheit, sich ausführlich mit Noack über das System zu unterhalten.

Laut Noack ist das Geschäftsfeld erfolgreich. Dabei berät er nicht nur Unternehmen in der Luftfahrt. Es gibt aber sicher einen Fokus darauf. So berät die Lufthansa Industry Solutions in Los Angeles etwa die Lufthansa Cargo in einem speziellen Fall. Denn dort werden Frequenzen genutzt, die normalerweise das Militär nutzt. Allerdings darf Lufthansa Cargo die Frequenzen nutzen, sofern sie diese im Zweifel auch wieder freigibt.

Der Flughafen Hamburg gehört ebenfalls zu den Kunden. Besonders spannend ist hierbei, dass das Lufthansa-Technik-Netz weiter besteht. Beide arbeiten mit denselben 100 MHz, was ein interessanter Forschungsfall ist, so Noack. In Zukunft will Lufthansa Industry Solutions etwa untersuchen, ob ein Betrieb mit 2 x 50 MHz an der Grenze zwischen den Netzen eine gangbare Option ist.

Selber testen mit der 5G-Box der Lufthansa

Wenn Du für ein Unternehmen oder eine Institution arbeitest, das sich für Campus-Netze interessiert, dann hat Lufthansa Industry Solutions dafür auch ein Angebot. Die kleine 5G-Box kannst Du nämlich im Rahmen von Workshops auch selbst ausprobieren.

Den dafür notwendigen Papierkram kannst Du Dir sogar sparen, denn die Lufthansa hat eine „Konfigurationsbezogene Standortbescheinigung“ der Bundesnetzagentur und kann daher die Box deutschlandweit für Tests in Betrieb nehmen. Darunter fallen auch Workshops, um sich mit der Technik vertraut zu machen. In anderen Ländern wird aber durchaus eine separate Beantragung bei der jeweils zuständigen Regulierungsbehörde notwendig.

 

Energie gibt es per USB Typ C. (Bild: Lufthansa Industry Solutions)

Erst wenn Du dann mit der Lufthansa-Box eigene Experimente durchführen willst in Vorbereitung für eine große Installation, brauchst Du eine eigene Bescheinigung. Das sollte aber nicht so schwer sein, in Deutschland gibt es mittlerweile zahlreiche Genehmigungen für Campus-Netze.

Wenig Hardware notwendig

Für den Betrieb der Box braucht es keine großartige Hardware. Normalerweise sind Installationen von 5G-Campus-Netzen kaum portabel. Viel Equipment steckt in Rack-Schränken. Hier lässt sich zwar einiges verkleinern, um so tragbare Racks zu haben, doch das ist trotzdem nicht besonders transportabel.

Anders die Lufthansa-Box, die offiziell 5G Pocket Demonstrator heißt. Was früher mal ein großer 5G-Koffer war, ist heute gut transportabel. Die Box selbst lässt sich mit ihren Antennen in einer Hand tragen. Für die Stromversorgung reicht eine Powerbank. Es braucht dann nur noch Geräte wie Smartphones oder Tablets, mit denen Du Deine Anwendungen auf dem Pocket Demonstrator testen willst.

Apple-Geräte wollten anfangs nicht

In den Anfangsjahren des Projekts war das übrigens durchaus eine Herausforderung: Dass die iPhones und iPads heute mit solchen privaten Stand-Alone-5G-Netzwerken überhaupt umgehen können, ist unter anderem der Lufthansa Industry Solutions zu verdanken. Die entdeckte nämlich seinerzeit einige Probleme zwischen dem Apple-Betriebssystem und 5G-Netzen ohne LTE-Anker (Stand Alone).

Allerdings konnten die iPads und iPhones sich in das damalige Non-Stand-Alone-Netzwerk einbuchen. Prinzipiell ging es also. Versuche, Apple davon zu überzeugen, die Probleme zu identifizieren und in der Folge zu beseitigen, scheiterten jedoch zunächst. Apple hatte kein Interesse an dieser Nische, vermutlich weil die Campus-Netzbetreiber nur vergleichsweise wenige Geräte haben.

Als Folge fing Lufthansa an, Samsungs Smartphones für die Demonstrationen der Anwendungen zu verwenden. Das wiederum rief dann schließlich Apple doch auf den Plan. Offenbar gefiel Apple der Umstand nicht, dass Samsung bei einem solchen Projekt glänzen konnte, während Apple ausgeschlossen blieb.

Die Kalifornier schickten kurzerhand eigenes Personal zur Lufthansa Technik nach Hamburg, um die Probleme zu identifizieren, und auch Lufthansa Industry Solutions experimentierte weiter, um die Fehler einzugrenzen. Der Fehler lag schließlich in einer Kombination aus privater Netz-ID (genauer: einer explizit länderspezifischen PLNM), ein 5G-Campus-Netz im Stand-Alone-Modus und der Sicherheitsarchitektur Suci (Subscription Concealed Identifier). Diese Kombination verhinderte, dass iPhones und iPads sich mit dem Lufthansa-Netz verbinden konnten. Es war eine Sicherheitsfunktion, die etwas zu weit ging.

Innerhalb der iOS-17-Veröffentlichungsreihe wurde dann schließlich das Problem behoben. Wie und unter welchen Umständen Du ein iPhone in ein privates 5G-Netzwerk integrieren kannst, ist auf Apples Webseite Apple-Geräte-Unterstützung für private 5G- und LTE-Funknetzwerke ausführlich dokumentiert.

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Profilbild von Andy
Andy ist seit September 2023 ein kleines Teilzeit-Rädchen (Häschen?) im Handyhase-Team. Bereits seit 2005 ist er schon als IT-Journalist tätig und war mal Sysadmin. Er hat einen Hang zu sehr besonderen Themen und Gesellschaft. Durch viele Reisen sind aber auch das Thema Flug und Zug zum Spezialgebiet geworden, das er in anderen Publikationen abdeckt.

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