Im Urlaub günstig im Internet Surfen? Viele Reisende kennen die eSIM gar nicht
Das Wichtigste in Kürze
- 20 Prozent der Menschen kennen laut Telna das eSIM-Konzept nicht.
- Mit eSIM-Profilen lässt sich viel Geld sparen, aber nicht alle Netzbetreiber sind glücklich darüber.
- Eine eSIM ist aber keine Garantie für günstige und leicht zu bekommende Tarife.
Auf dem vergangenen Mobile World Congress hat die Industrie über die Zukunft der eSIM diskutiert und wie viel Potenzial noch darin steckt. Und dies ist offenbar noch recht hoch. Denn wie der eSIM-Anbieter Telna auf dem Mobile World Congress angab, kennen noch gut 20 Prozent aller Nutzer die eSIM gar nicht. Es gibt aber regionale Unterschiede. In Ländern, in denen günstige Smartphones verkauft werden, ist der Bekanntheitsgrad der eSIM eher geringer, wie uns der Anbieter eSIM Go auf dem MWC 2025 sagte.
Das liegt aber auch daran, dass nicht alle Smartphones eine eSIM-Unterstützung mitbringen. Vor allem bei teuren Smartphones kannst Du das erwarten. Doch es gab letztes Jahr auch ein erstaunliches Beispiel eines High-End-Smartphones ohne eSIM: Das Xiaomi 14 Ultra kostete fast 1.500 Euro und hatte keine eSIM-Unterstützung.
Zum Glück hat Xiaomi den Fehler erkannt und mit dem Xiaomi 15 Ultra die eSIM nachgeliefert. Bei Apple gibt es solche Eigenarten nicht. Selbst das (vergleichsweise) günstige iPhone 16e hat eSIM-Support. Wenn Du ab und an verreist, raten wir Dir auf eine eSIM-Unterstützung zu achten, denn sie ist leider noch immer nicht selbstverständlich und wird oft übersehen.
Laut Telna sollen erst zum Jahr 2028 75 Prozent aller Smartphones eine eSIM-Unterstützung bieten. Vor allem auf Mittelklassegeräte mit Android hofft die Industrie, denn hier gibt es noch einige Lücken. Es ist also noch Luft nach oben für einen 10 Milliarden US-Dollar schweren Markt.
Neue Anbieter ohne Ausweispflicht
Das Anbieten einer eSIM hat einige Vorteile. Bei Ankunft am Flughafen musst Du nicht erst einen SIM-Karten-Shop suchen und Dein Ausweis oder Reisepass kann auch stecken bleiben. Häufig wird der nämlich für SIM-Karten verlangt. In Deutschland etwa aus Gründen der Terrorabwehr, auch wenn das Bundesinnenministerium die Wirksamkeit der Maßnahme nicht belegen kann. Ein Thema, das eSIM-Anbieter allgemein übrigens als seltsam einstufen.
Mit der eSIM hast Du das Problem in der Regel nicht. Wie eSIM Go allerdings im Gespräch mit Handyhase sagte, kommt das stark auf die nationalen Regeln an. Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass reine Daten-eSIM-Angebote so gut wie nie einen Ausweis brauchen. Problematisch wird es erst, wenn Du auch telefonieren willst oder Kurznachrichten via SMS empfangen möchtest. In unserem Airalo-Erfahrungsbericht fiel dabei etwa Thailand auf.
Das besonders günstige eSIM-Profil mit vielen bekommst Du nur gegen eine Ausweiskontrolle über das Internet, eKYC genannt. Der Grund: Das Profil beinhaltet auch eine Telefonie-Funktion. Laut eSIM Go ist auch Indien ein Land, bei dem strengere Regularien zu erwarten sind.
Roaming in fremden Netzen gefällt nicht jedem (Netzbetreiber)
Allgemein wird die Entwicklung in Richtung eSIM nicht überall gerne gesehen. Ein eSIM-Profil kann sich nämlich durchaus auch daheim lohnen. Ist Dein Datentarif leer und Du hast keine Lust in einem teuren Vertrag zusätzliches Volumen zu buchen, ist eine EU-eSIM schneller eingerichtet als der Gang zum Supermarkt, um sich eine SIM.
Wir vermuten, dass dies ein Grund sein dürfte, warum Telekommunikationsanbieter langsam großzügiger werden. Die Deutsche Telekom ging sogar noch weiter und hat in den teuren XL-Verträgen jetzt beispielsweise 5 Gigabyte Auslandsroaming integriert. Die Versuchung, ein eSIM-Profil zu installieren, sinkt dadurch. Profite durch (versehentliches) Auslandsroaming sinken dadurch aber auch. Es bleibt diesbezüglich auch spannend, wie günstige Anbieter auf die Entwicklung reagieren.
Ein weiteres Problem für die heimischen Netzbetreiber: Es sind plötzlich nicht nur Touristen, die mit ihren SIM-Karten und eSIM-Profilen im Netz unterwegs sind. Es entsteht Verwaltungsaufwand und bisweilen gibt es Probleme mit Notrufen, wie wir hörten.
Mehr eSIM-Geräte als je zuvor
Der Einsatz von eSIM-Technik hat freilich auch für die Netzbetreiber Vorteile. Der Anbieter von eSIM-Lösungen Thales sagte beispielsweise, dass es bei der Verteilung von Millionen von SIM-Karten deutliche Vorteile gibt. Vor allem bei dem Internet of Things, also etwa Sensoren im Straßenraum oder auch die Bushaltestelle mit einer digitalen Echtzeitanzeige der Abfahrten.
Solche IoT-Lösungen können in Massen verteilt werden, ohne das eine Person vor Ort eine SIM austauschen muss, weil etwa ein Update fällig ist oder der Vertrag gewechselt wird. Dank eSIM lässt sich das einfach über eine Software lösen. Wird ein Gerät irgendwo installiert, ist es auch gleich bereit für einen Internetvertrag. Das sind freilich Profianwendungen, die aber auch durchaus Dich betreffen könnten, wenn Du etwa ein IoT-Gerät zu Hause hast.
Warum eSIM-Profile in Sonderfällen sehr teuer sind
Wir haben auf dem MWC die Gelegenheit auch genutzt, herauszufinden, warum bestimmte eSIM-Profile erstaunlich teuer sind. Durch unseren Erfahrungbericht „Plötzlich offline in Monaco“ ist uns beispielsweise aufgefallen, dass Du mit eSIM-Verträgen für Reisende nicht unbedingt viel Geld sparst. Im Gegenteil, das Land ist in den meisten Verträgen ausgesprochen teuer. Wie eSIM Go uns sagte, liegt das an einer ungünstigen Verhandlungsposition.
So gibt es zwar viele Reisende, die gerne nach Monaco fahren und dort Daten nutzen wollen. Andersherum ist die Bevölkerung von Monaco aber ausgesprochen klein. Nicht einmal 40.000 Menschen leben dort, die im Umkehrschluss in anderen Ländern Daten bräuchten. Ein deutscher Anbieter könnte also kaum argumentieren, dass er mit Millionen von Kunden gerne eine günstige Roaming-Vereinbarung mit der Monaco Telecom hätte, aber andererseits Monaco Telecom nur wenige Menschen überhaupt in Deutschland roamen lassen könnte. Als Folge wollen Telekommunikationsanbieter kleiner Länder vergleichsweise viel Geld für ihre Daten haben, weil eben nicht einfach getauscht werden kann.
Laut eSIM Go gibt es einen ähnlich schwachen Verhandlungspunkt mit Ländern wie Mauritius, den Malediven oder Ländern der Karibik: Viele Touristen, die gerne Daten haben würden, aber wenig einheimische Bevölkerung, die im Austausch die Länder der Touristen besucht. Kleine Länder bleiben also in der Tendenz teuer, wenn sie nicht etwa über das EU-Roaming oder Sonderregelungen erfasst werden.
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