Deutschlands viertes Mobilfunknetz ist online – Drillisch-Tarife wechseln ins „1&1 5G Netz“
Zur Deutschen Telekom, Vodafone und Telefónica (o2) gesellt sich seit dem heutigen 8. Dezember 2023 1&1 als vierter Mobilfunknetzbetreiber. Mit einem eigenen Netzwerk will 1&1 über seine zahlreichen Marken nun selbst die Kundschaft mit Daten und Telefonie versorgen. Mit dem Start des 1&1 5G Netzes ändert sich einiges, wenn auch behutsam. Du musst Dir also keine großen Sorgen machen, wenn Du einen 1&1- oder Drillisch-Anschluss hast.
Für Bestandskunden, sei es unter dem Label 1&1 oder unter den Marken der Drillisch, will sich der neue Netzbetreiber bis spätestens Ende 2025 Zeit lassen und nach und nach die Verträge anpassen. Es sind immerhin 12 Millionen Mobilfunkanschlüsse betroffen.
Voraussetzung dafür ist eine sogenannte Dual Profile SIM-Karte. Solltest Du die noch nicht haben, wird sie Dir irgendwann kostenlos zugeschickt. Die meisten sollen nach Handyhase-Informationen aber bereits solche Karten haben und damit erfolgt der Wechsel ins neue Netz ganz automatisch.
Neukunden kommen früher ins neue Netz – auch bei Drillisch
Anders wird es für Neukunden. Hier ist die Wahrscheinlichkeit, gleich ins neue Netz aufgeschaltet zu werden, höher. Neuverträge von Drillisch und 1&1 sollen sogar grundsätzlich ins neue Netz gebracht werden. Allerdings nicht alle gleich am Tag des Netzstarts. 1&1 hatte ja vor einigen Jahren das bis dato unabhängige Unternehmen Drillisch übernommen, teilweise war gar die Rede von 1&1-Drillisch.
Kein Wunder also, dass die Tarife beliebter Drillisch-Marken wie die BLACKSIM-Tarife oder die cyberSIM-Tarife nun rasch zügig ins 1&1 5G Netz wechseln werden.
Auch hier gibt es eine Umstellungsphase.
Zu den Marken, die ab Freitag, 8. Dezember 2023 das neue Netz nutzen können, gehören:
- DeutschlandSIM
- refurbished-handys.de
- maXXim
- smartmobil.de
- simplytel
- cyberSIM
- BLACKSIM
- discoTEL
- PremiumSIM
Am Montag, 11.12.2023 starten folgende Marken im 1&1 5G Netz:
Aber das gilt wie gesagt nur, wenn Du einen Neuvertrag bei den obig aufgelisteten Tarifmarken abschließt.
Besonders interessant ist eben, dass die Drillisch-Marken nun auch die 5G-Freischaltung erhalten. Allerdings ohne Gigabit-Kurbel: Es sind (wie bei den Mobilfunk-Discountern üblich) Geschwindigkeiten bis 50 Mbit/s im Download und 32 Mbit/s im Upload möglich. Wer sein Volumen ausgenutzt hat und in die Drosselung kommt, kann nur mit 64 kbit/s surfen. Achte nach wie vor auf die Datenautomatik bei einigen Drillisch-Marken.
Von daher gilt für Dich auch im neuen Netz: ein bisschen auf das Volumen aufpassen ist angebracht. In der Drosselung ist aufgrund der Hintergrundaktivität moderner Smartphone-Betriebssysteme kaum noch Platz für andere Daten. Einen Unterschied zu den bisherigen max. 16 kBit/s sollte aber schon feststellbar sein …
Ein neuer Name in der Ecke des Smartphones
Mit dem neuen Netz wirst Du auch einen neuen Schriftzug in der oberen Ecke Deines Smartphones oder auch Tablets sehen. Sofern Du in das Netz eingebucht bist, sollte dort nach derzeitigem Stand „1&1 5G Netz“ als Mobilfunknetzbetreiber angezeigt werden. Das ist zumindest der offizielle Name des neuen Netzwerks.
Indirekte Vorteile für andere Verträge
Mit dem Marktstart des 1&1-Netzes wird allgemein erwartet, dass dies auch Auswirkungen auf die Preise in den Netzen der Wettbewerber haben wird. Denn 1&1 möchte schließlich Kundschaft gewinnen und das geht wohl vor allem über den Preis. Hier wäre auch noch viel Luft nach unten, denn Deutschland ist nach einer Erhebung von Cable.co.uk eines der teuersten Länder.
Der durchschnittliche Preis für ein Gigabyte an Daten kostet die Kundschaft rund zwei Euro. Das reicht für Platz 161 von 237 untersuchten Regionen und Ländern. Das eigene 5G-Netz von 1&1 würde Voraussetzungen bieten, hier günstigere Preise durch eigene Infrastruktur anzubieten. Bisher kaufte 1&1 und Drillisch ja Kapazitäten ein und war damit der Preisgestaltung der anderen Netzbetreiber ausgesetzt – was auch schon für Streit sorgte. Andererseits kamen 1&1 die Funkfrequenzen teuer zu stehen, was sich im Endeffekt in den Preisen für Neuverträge spiegeln dürfte.
Unabhängig von der Infrastruktur anderer Netze wird 1&1 freilich nicht. Denn 1&1 sowie die Drillisch-Tarife müssen teilweise ins nationale Roaming gehen. Das liegt auch daran, dass mit den 1&1-Frequenzen die Abdeckung der Fläche nicht einfach ist. Zunächst gibt es nationales Roaming mit der Telefónica und später dann als Neuerung mit Vodafone ab dem 1. Oktober 2024.
Die Kosten für das National Roaming Agreement werden sicher Einfluss auf die Preisgestaltung von 1&1 haben. Hier heißt es abwarten.
Ein neues Netzwerk? Das ist schon lange her
Mobilfunknetze aufbauen ist nicht einfach. Für 1&1 Drillisch ist es seit der Ersteigerung bis zum jetzigen Start viel Zeit vergangen. So viel Zeit, dass es sogar zu einem Bußgeldverfahren kam. Mitte 2019 hatte sich das Unternehmen einen 5G-Frequenzbereich ersteigert. Jetzt, über vier Jahre später, gibt es einen vierten Netzbetreiber – wieder, muss man dazu sagen.
Denn lange Zeit war E-Plus noch ein eigenständiges Unternehmen samt Netz, ehe es von o2 Telefónica aufgekauft wurde. Wer älter ist, der erinnert sich vielleicht sogar noch an den Netzbetreiber und Mobilfunkanbieter Quam, der Anfang der Nullerjahre nur wenige Jahre nach der UMTS-Auktion scheiterte. Auch mobilcom (jetzt: freenet) wollte mal ein Netz aufbauen, konnte die finanzielle Belastung aber nicht stemmen. Übrig blieben die Telekom, Vodafone sowie o2 und E-Plus.
Hier und da gab und gibt es noch einzelne Kleinnetze. Net Cologne hatte etwa mal ein hierzulande sehr ungewöhnliches CDMA-Netzwerk in Köln für das Studium aufgebaut, das auf dem 450-MHz-Band funkte. Solche Campus-Netzwerke, also örtlich begrenzte Netzwerke, sind mit der 5G-Technik sogar wieder in den Fokus gerückt. Ob Lufthansa Technik, Mercedes oder Microsoft: Sie alle haben ein kleines 5G-Netzwerk, in das Du aber in aller Regel nicht reinkommen kannst.