Rund 50% betroffen

D21-Digital-Index: Großteil der Bevölkerung fehlt es an digitalem Verständnis

Bis 2025 sollen 70 Prozent der Bevölkerung Basiskenntnisse im Digitalen haben. Deutschland wird dieses Ziel laut einer aktuellen Studie der Initiative D21 wohl deutlich verfehlen. Schwierigkeiten hat die Bevölkerung in Deutschland vor allem, wenn es um die Passwortkompetenz und die Erkennung falscher Nachrichten geht. Es gibt aber auch gute Zeichen.
D21-Index für die Jahre 2023/2024 (Bild: cc-by 4.0 Initiative D21)

D21-Index für die Jahre 2023/2024 (Bild: cc-by 4.0 Initiative D21/Kantar)

Die Hälfte der Bevölkerung Deutschlands hat digitale Basiskompetenzen. Das ist ein Ergebnis des neuen D21-Digital-Index 2023/2024. Mit dieser Studie misst die Initiative D21 regelmäßig den Stand, wenn es um das Wissen rund um das Digitale in Deutschland geht. Du fragst Dich aber vielleicht, was diese Basiskompetenzen sind? Zumindest aus Sicht eines Smartphone-Nutzers sind das recht gewöhnliche Funktionen.

Fotos oder Videos mit einem Smartphone versenden gehört etwa dazu genauso wie das Finden von Informationen online. Wenn Du diesen Artikel gefunden hast, fällst Du also bereits zu den rund 81 Prozent, die das Können haben. Bilder hast Du vermutlich auch schon verschickt, was sogar 82 Prozent der 6.455 Befragten können.

Etwas weniger Personen gelingt es, ein Textprogramm zu verwenden oder die Funktionen des Smartphones anzupassen. Dies schaffen 75 und 73 Prozent der Befragten.

Gute Passwörter sind eine Herausforderung

Der schwierigste Teil ist die Verwaltung von Passwörtern. Beim Verwenden von starken Passwörtern sagen nur 64 Prozent, dass das voll oder eher aus sie zutrifft. Der Knackpunkt der Studie ist allerdings, dass für die digitale Basiskompetenz alle fünf Themenbereiche erreicht werden können. Diese Kombination schaffen aber nur 50 Prozent der Befragten. An neue Entwicklungen wie Passkeys ist da noch gar nicht zu denken.

Viele Menschen, die hier Schwierigkeiten haben, sind fortgeschrittenen Alters und im Ruhestand. Auch ein Internetzugang ist noch nicht selbstverständlich. 6 Prozent der Befragten sind komplett offline. Der Anteil der Menschen ohne Zugang zum Netz aber auch einer Verweigerungshaltung nimmt aber ab, da die jüngeren Generationen mehr Digitalkompetenz besitzen.

Anteil mobiler Internetnutzung steigt allmählich.

Anteil mobiler Internetnutzung steigt allmählich. (Bild: cc-by 4.0 Initiative D21/Kantar)

Allgemein ist der Zugang zum Netz in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Es gibt aber noch deutliche Unterschiede zwischen einem Festnetzzugang und einem mobilen Internetzugang. Unterwegs sind noch 15 Prozent der Menschen offline. Hier hat sich die Entwicklung aber deutlich gebessert, schließlich waren 2015 noch 46 Prozent der Menschen ohne mobilen Internetzugang.

Künstliche Intelligenz wird schon genutzt

Der Index zeigt zudem eine starke Entwicklung in Richtung künstlicher Intelligenz. 18 Prozent der Befragten haben sich etwa schon aktiv mit ChatGPT beschäftigt. Überwiegend bei der Textarbeit, aber auch bei der Recherche. Dies hat allerdings laut der Studie auch Schattenseiten. 62 Prozent der Befragten sind schon auf Desinformationen gestoßen. Ein Trend, der durch künstliche Intelligenz verschärft wird, so die Studie.

Denn das Erkennen von Falschinformationen wird damit erschwert. Zumal nicht alle Desinformationen überhaupt erkennen. Die Initiative D21 sieht eine „Stärkung von Informations- und KI-Kompetenzen“ als besonders wichtig an.

Digitale Profis machen 25 Prozent der Gesellschaft aus. (Bild: cc-by 4.0 Initiative D21/Kantar)

Zu beachten bei der Studie ist, dass die Daten von Personen ab 14 Jahren erhoben wurden. Kinder müssen viele Kompetenzen ohnehin erst lernen, wobei in vielen Bereichen, wie etwa die Nutzung von Smartphones, hohes Wissen vorhanden sein sollte. Schließlich nutzen laut Statista zu 98 Prozent der 12 bis 19-Jährigen regelmäßig ein Smartphone und laut dem Kinder-Medien-Monitor haben über 80 Prozent der 10-13-Jährigen bereits ein Smartphone.

Die Schulen können nicht immer helfen

Allerdings hapert es trotzdem bei der Ausbildung der Jungen. Laut dem letzten Informatik-Monitor haben nur sieben Bundesländer Informatik als Pflichtfach eingeführt. In Bundesländern wie Bremen liegt die Quote mit entsprechend fähigem Lehrpersonal bei gerade einmal einem Prozent. Eine Einführung eines Informatikunterrichts scheitert dort also schon am nicht vorhandenen Personal.

In Mecklenburg-Vorpommern sind hingegen 9 von 100 Lehrkräften in der Lage, den Kindern Informatik beizubringen. Dementsprechend lernen die Kinder dort viel des digitalen Lebens.  Die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz empfiehlt eigentlich eine breite Einführung der Informatik als Pflichtfach in der gesamten Gesellschaft. Davon ist Deutschland weit entfernt.

Auch das lässt sich übrigens aus dem Digital-Index herauslesen. Die „Bürger*innen zweifeln an digitaler
Zukunftsfähigkeit von Unternehmen und Schulen im internationalen Vergleich“, heißt es in der Studie. Die Skepsis in der Bevölkerung gegenüber den Fähigkeiten der Schulen das entsprechende Wissen zu vermitteln, steigt sogar deutlich. 2019 glaubte noch 36 Prozent der Bevölkerung, dass die Schulen dies leisten können. 2023 macht sich Ernüchterung breit, nur noch 28 Prozent glauben daran.

EU würde gerne Basiskompetenzen bei 70 Prozent der Bevölkerung sehen

Aber auch die Nachwachsenden werden kaum reichen, um die Ziele der EU zu erreichen. Laut Lena-Sophie Müller, Geschäftsführerin der Initiative D21, wird es „höchste Zeit, diese Lücke zu schließen und jedem und jeder die Möglichkeit zu geben, im digitalen Zeitalter erfolgreich an Alltag und Wertschöpfung teilzuhaben.“, denn die EU hat sich als Ziel gesetzt, das bis 2025 rund 70 Prozent der Bevölkerung digitale Basisfähigkeiten haben soll.

Die Studie selbst ist recht umfangreich und bietet Dir auf über 50 Seiten noch viele weitere Informationen. Wenn Dich das Thema interessiert, findest Du das PDF auf der Initiative-21-Webseite der Studie.

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Profilbild von Andy
Andy ist seit September 2023 ein kleines Teilzeit-Rädchen (Häschen?) im Handyhase-Team. Bereits seit 2005 ist er schon als IT-Journalist tätig und war mal Sysadmin. Er hat einen Hang zu sehr besonderen Themen und Gesellschaft. Durch viele Reisen sind aber auch das Thema Flug und Zug zum Spezialgebiet geworden, das er in anderen Publikationen abdeckt.

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