Apple Intelligence auf Deutsch: Kommt nun doch, aber immer noch mit langer Wartezeit
Mit der KI-Funktionssammlung Apple Intelligence will Apple ab Oktober 2024 die Betriebssysteme fürs iPhone, iPad und Mac deutlich „aufschlauen“. Los geht es mit englischsprachigen Versionen für iOS 18.1, iPadOS 18.1 und macOS 15.1. Anders als zwischenzeitlich befürchtet, bleiben deutschsprachige Nutzende nicht außen vor. Auch sie erhalten die Funktionen.
Ein selbst auferlegtes EU-Boykott zieht der Konzern doch nicht durch, obwohl der ursprüngliche Anlass bestehen bleibt. Apple fürchtet offenbar einige Funktionen nicht umsetzen zu können, ohne womöglich EU-Recht zu verletzen. Konkret geht es um den Digital Markets Act (DMA), eine Verordnung, die dem Geschäftsverhalten großer Tech-Konzerne strengere Regeln als bisher auferlegt. Weil davon „regulatorische Unsicherheiten“ ausgehen, wollte Apple auf Nummer sicher gehen und bestimmte Funktionen anders als geplant nicht in EU-Länder bringen.
Auf der Keynote zum Launch des iPhone 16 hielt der Konzern auch daran fest, nannte nur Pläne, die Apple Intelligence in die USA, weitere englischsprachige und sonstige internationale Länder zu bringen. Bei einer anschließenden Medientour durch Deutschland sagte Apple, dass es keine vollständige Liste gewesen sei und bedauerte und dies für „Verwirrung“ gesorgt habe. In einem Statement betonte der Konzern, Apple Intelligence auch auf Deutsch anzupassen. Inzwischen ist klar, dass die KI dann nicht nur deutsch spricht, sondern auch in Deutschland veröffentlicht wird – und zwar im April 2025.
Nicht nur Apple Intelligence auf Deutsch kommt später
Insgesamt sind derzeit drei große Funktionen nicht in Kürze für die EU zu erwarten. Außer für Apple Intelligence gilt das auch für das iPhone Mirroring. Mit dieser Funktion kannst Du den Bildschirm Deines iPhones auf dem eines Macs anzeigen und dort auch bedienen. Die dritte Funktion ist SharePlay Screen Sharing. Sie soll soll ähnlich der Software Teamviewer ermöglichen, dass Du per Fernzugriff das Apple-Gerät von jemanden anderes bedienst.
Das iPhone-Mirroring ist mit dem Start von macOS 15 und iOS 18 in den USA bereits verfügbar. Wann das iPhone-Mirroring auf Deutsch und in Deutschland verfügbar ist, sagt Apple weiterhin nicht. Die SharePlay-Fernbedienung ist noch nirgends offiziell verfügbar, sondern lässt sich in den USA nur als Beta-Version ausprobieren. Zu ihrem Erscheinen ist nichts Verbindliches bekannt, egal für welche Sprache und Region.
Warum Apple alle drei Funktionen in einen Topf wirft und als problematisch für einen Betrieb in der EU betrachtet, ist unklar.
Wichtig ist: Die Sperre gilt nur fürs iPhone und womöglich auch fürs iPad. Der Rechtsstreit mit der EU betrifft bisher ausschließlich diese beiden Plattformen, nicht den Mac. Das heißt: Seit dem Start von macOS 15.1 ist Apple Intelligence auf Computern auch in Deutschland verfügbar.
Warum sich Apple Intelligence verspätet
Es gibt ebenso technische wie politische Gründe, warum sich die KI-Funktionen verzögern. Technisch heißt, dass Apple einfach nicht so schnell mit allem fertig wird, wie gedacht. Selbst zum jetztigen KI-Start mit iOS 18.1 ist der Funktionsumfang noch nicht vollständig verfügbar. Womöglich ist Apple Intelligence erst mit iOS 18.4 im Frühjahr 2025 komplett.
Unabhängig davon gibt es aber eben auch politische Querelen. Was an den genannten Funktionen rechtlich unsicher sind, konkretisierte Apple bis heute nicht. Vielmehr verweist Apple vage auf sogenannte Interoperabiltätsvorgaben für Gatekeeper. Der DMA besagt, dass große Tech-Konzerne („Gatekeeper“) kleineren Firmen besseren Zugang zu den Download-Plattformen und manchen App-Funktionen geben müssen. Das heißt also, sie müssen dafür sorgen, dass ihre Software interoperabel ist. Apple fürchtet, dass diese Vorgabe die „Integrität der Produkte kompromittiert“. Das würde Datenschutz und Sicherheit gefährden. Mehr ins Detail geht der Konzern nicht.
@handyhase 😵💫Das gerade erst mit iOS 18 groß angekündigte Apple Intelligence wird vorerst nicht in der EU und Deutschland verfügbar sein.😫 Apple arbeitet derzeit an einer Lösung, aber wann wir in Europa die KI Funktionen auf unserem iPhone nutzen können, steht noch in den Sternen👀 #apple #appleai #iphoneai #ai #ki #iphone #appleintelligence #aiphone #iphone15promax #iphone15 #ios18 #ios18beta #iphonenews #applenews #intelligence #künstlicheintelligenz #artificialintelligence
Welcher Zusammenhang zu den betroffenen Funktionen besteht, bleibt unklar. Zwar gelten neuere KI-Funktionen auf Smartphones in Bezug auf Privatsphäre und Datenschutz als problematisch. Doch darum geht es im DMA gar nicht.
Tim Cook: KI-Gespräche mit der EU – aber kein Ergebnis in Sicht
Im Juni 2024 kündigte Apple an, mit der EU nach einer Lösung zu suchen. Einen Monat später, im August 2024, während einer Konferenz zu Konzernquartalszahlen, betonte Tim Cook öffentlich, dass die Gespräche konstruktiv laufen, aber noch ergebnislos sind. Wo genau das Problem liegt, ließ er weiter offen. Sein Argument für die Verzögerung lautete, dass unklar sei, welche rechtlichen Rahmenbedingungen auf den Konzern zukommen. Bevor das nicht der Fall sein, könne Apple keinen Zeitplan vorlegen, wann die strittigen Funktionen auf iPhones in der EU kommen.
Auch im Oktober 2024, nach dem Launch von iPhone 16 und dem nachgelieferten iOS 18.1, gibt es keine Neuigkeiten von Apple. Von einer Einigung mit der EU ist nichts bekannt. Warum Apple es nun plötzlich doch für möglich hält, die KI-Funktionen nach Europa zu bringen, bleibt unklar.
Dafür legt die EU nach und treibt ein Ermittlungsverfahren gegen Apple wegen eines möglichen Verstoßes gegen den DMA voran.
DMA-Verstoß? EU durchleuchtet Zubehörsystem von iOS
Alles deutet darauf hin, dass es sich bei Apples selbst auferlegten Boykott um Stimmungsmache gegenüber der EU-Kommission handelt. Denn die ist nicht zufrieden damit, wie Apple Vorgaben zum DMA umsetzt. So hat der Konzern zwar im März 2024 das iPhone – wie vom DMA gefordert – für alternative App-Stores und Werbung für Abo-Buchungen außerhalb der iPhone-Welt geöffnet. Doch daran geknüpfte Hürden und eine neue Gebühr (Core Technology Fee) machen das nicht so leicht, wie die EU das gern hätte.
Deshalb hat die EU-Kommission am 24. Juni 2024 klar gestellt:
- In einigen Punkten verstößt Apple klar gegen den DMA. Nämlich etwa, indem Abo-Anbieter auf Webseiten angebotene Preise nach wie vor innerhalb von iPhone-Apps oder im App-Store nicht frei bewerben können. Apple kann hiergegen noch Beschwerde einlegen. Nach einer früheren Spotify-Beschwerde war bereits eine Strafe fällig.
- In anderen Punkten hat die EU zumindest den Verdacht, dass was nicht stimmt, und will es weiter untersuchen. Hauptsächlich geht es darum, dass das neue Gebührenmodell zu teuer sein könnte. Ob die Core Technology Fee von 0,50 Euro pro Download mit dem DMA vereinbar ist, ist zweifelhaft. Zudem will die EU dem Vorwurf nachgehen, dass es zu kompliziert ist, alternative App-Stores herunterzuladen und zu installieren.
Seit dem 19. September knöpft sich die EU-Kommission nun Apple in zwei getrennten Verfahren vor und prüft, ob und was Apple noch alles an iOS und iPadOS ändern muss.
- In einem Verfahren prüft die EU nun also ganz konkret, wie fair Apple Entwickler und andere Software-Anbieter auf iOS und iPadOS zugreifen lässt.
- Ein weiteres Verfahren dreht sich um das Zusammenspiel zwischen iOS und Smartwatches, Kopfhörern und Virtual Reality Headsets und macht damit ein neues großes Faß auf. Haben Geräte anderer Hersteller die gleichen Zugriffsmöglichkeiten auf Benachrichtigungen, Pairing- und anderen Konnektivitätsfunktionen wie die von Apple selbst? Muss Apple das geschlossene Hardware-Ökosystem öffnen?
Ergebnisse will die EU in sechs Monaten, also bis März 2025 vorlegen. Läuft es schlecht für Apple, muss der Konzern eine Strafe in Höhe von mindesten zehn Prozent des weltweiten Jahresumsatzes zahlen. Das wären Milliarden, täte also weh.
Auf den Start von Apple Intelligence in der EU hat sich diese erneute Eskalation bisher offenbar nicht negativ ausgewirkt, wie Apples angekündigter Launch-Termin im April 2025 zeigt.
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