Umweg mit Sennheiser möglich

Apple arbeitet offenbar an Auracast, schweigt aber dazu

Die ersten Android-Geräte sind mit Auracast-Technik bereits ausgestattet. Aber was ist eigentlich mit Apple? Ja, auch da gibt es Auracast, doch noch ist es nach Handyhase-Informationen etwas kompliziert. Dank Sennheisers Accentum und Momentum True Wireless ist das aber vielleicht kein Problem.

Können noch nicht miteinander: Apples iPhone und die Samsung Galaxy Buds 3 Pro. (Foto:Andreas Sebayang/Handyhase.de)

Arbeitet Apple an einer Unterstützung von Auracast? Die Frage lässt sich nun mit einem Ja beantworten. Nach Informationen von Handyhase aus der Industrie arbeitet das Unternehmen aktiv an einer direkten Unterstützung von Auracast in iOS. So soll es dem Vernehmen nach interne Entwicklerversionen (Builds) geben, die Auracast bereits unterstützen.

Entsprechende Andeutungen hörte man bereits im Umfeld der Computex Mitte des Jahres, doch nun wurden die Informationen konkreter. Da Apple Teil der Bluetooth Special Interest Group ist, wäre eine Umsetzung von Auracast auch naheliegend. Insbesondere auch deswegen, da Apple einen recht starken Fokus auf Barrierefreiheit hat. Zwar ist Auracast nicht ausschließlich für Menschen mit vermindertem Hörvermögen eine gute Sache, doch die Hörgeräteindustrie freut sich schon auf diesen Standard, der in Android teilweise schon umgesetzt ist.

Apple schweigt erwartbar

Auf Nachfrage von Handyhase sagt Apple übrigens nichts zu dem Thema. Das ist nicht ungewöhnlich, ist der iPhone-Konzern doch grundsätzlich recht verschwiegen, was Entwicklungen in der Zukunft angeht.

Die Entscheidung, nichts zum Thema Auracast zu sagen, verwundert trotzdem ein wenig, eben weil Apple beim Thema Barrierefreiheit sehr gut aufgestellt ist.

Das zeigt auch die Ankündigung des neuen Airpods-Pro-2-Updates, um diese als Hörhilfe samt Ausmessen des Hörvermögens einzusetzen. Laut Apple ist die „Hörhilfefunktion für Personen mit leicht bis mäßig eingeschränktem Hörvermögen gedacht“ und soll im Laufe des Herbst 2024 erscheinen. Es stehen laut Apple aber noch Genehmigungen aus.

Damit werden die Airpods Pro 2 zu medizinischen Geräten einer Kategorie mit niedrigen Anforderungen. In den USA gibt es dafür eine Regulierung: Over-The-Counter-Geräte sind dies, zu Deutsch: Über-den-Ladentisch-Geräte. Sprich Du musst nicht in den Fachhandel gehen, um Dir ein solches Gerät zu kaufen. Ob mit dem Update auch Auracast kommt? Das weiß nur Apple. Leider kannst Du derzeit nicht mit Sicherheit herausfinden, ob die Airpods für die Zukunft kompatibel sind.

In der Android-Welt ist das Ganze fortgeschrittener. Handyhase konnte Auracast sogar schon in der Praxis testen. In weiteren Experimenten stelle sich aber heraus, dass es noch nicht ideal läuft. Nach derzeitigem Stand ist das sehr Hersteller getrieben. Willst Du Auracast an Deinem Galaxy Z Flip 6 nutzen, solltest Du schon die Galaxy Buds verwenden. Selbiges gilt für die Auracast-Unterstützung bei Sonys Xperia-Smartphones.

Das ist ein wenig nervig, dürfte sich aber mit Android 15 lösen, wenn Google die bisherige Basisunterstützung von Auracast ausbaut. Dazu gehört auch, dass Google Auracast dann auch Auracast nennt und nicht wie bisher Broadcast.

Sennheiser macht Auracast auf iPhones möglich

Eine Lösung, die sich schon länger andeutet, gibt es aber trotzdem – für iPhones und Android-Smartphones. Wer nicht warten will, der kann Auracast auch ohne offizielle Unterstützung dank Sennheiser auf einem iPhone nutzen. Denn die Auracast-Technik hat eine besondere Eigenschaft: Es ist nicht unbedingt notwendig, dass das Smartphone mit Auracast etwas anfangen kann. Es reicht, wenn die Ohrstöpsel das können.

Sennheiser behandelt damit das iPhone wie ein altes Gerät. Eine Technik, für die die Bluetooth SIG selbst Hilfestellungen gibt. Denn Bluetooth möchte nämlich, dass sich Auracast möglichst weit verbreitet – selbst auf alten Geräten ohne Auracast-Unterstützung.

Da uns interessiert hat, wie Sennheiser dies im Detail macht, haben wir das Unternehmen diesbezüglich befragt. Kernstück ist demnach die Auracast-Assistenzfunktion, die Sennheiser der Smart Control App spendiert hat. Das ist die App, mit der Du Deine Sennheiser-Stöpsel steuern kannst.

Die App agiert damit wie eine Fernbedienung für Deine Ohrhörer. Du wählst in der App die Auracast-Streams aus, die dann von den Ohrhörern direkt empfangen werden. Das Betriebssystem, also Apples iOS, weiß vereinfacht gesagt gar nicht, was dort passiert. Freilich kannst Du weiterhin über das System etwa die Lautstärke bestimmen. Aber die Auswahl der Streams, etwa von einem Fernseher, einem Flugsteig oder auch Bahnhofsansagen, macht die App.

Noch funktioniert das aber nicht. Das notwendige Firmware-Update für die Accentum True Wireless befindet sich aktuell noch in einer Testphase, die noch ein paar Wochen dauern kann. Ein einfaches Update der App reicht leider nicht. Auch die Stöpsel müssen erst den Umgang mit Auracast lernen. Ein Update für die älteren von uns getesteten Momentum True Wireless der vierten Generation ist laut Sennheiser schon verfügbar.

Sennheisers Ansatz ist gleichzeitig auch für Android geeignet. Das Unternehmen empfiehlt sogar die eigene App, da unterschiedliche Android-Smartphone-Hersteller unterschiedliche Ansätze haben. Sennheiser verspricht aber: Die eigene Lösung ist kompatibel mit allen Auracast-zertifizierten Produkten.

Ob Android 15 dann direkt mit den Sennheiser-Stöpseln arbeiten kann oder weiter die App genutzt werden sollte? Das wird wohl nur die Zeit zeigen. Sennheiser gibt hier keine eindeutige Antwort, gibt aber Hoffnung: Diese Interoperatibilitätsprobleme könnten in Zukunft gelöst werden.

Sennheiser unterstützt alte iPhones und Android-Smartphones

Aber all dies muss tatsächlich nicht sein. Denn Sennheisers Ansatz bietet grundsätzlich eine breite Kompatibilität, auch wenn Du auf eine Integration ins Betriebssystem verzichten musst. Auracast wird nach Angaben von Sennheiser aber beispielsweise schon mit iPhones ab iOS 13 funktionieren. Bei Android geht es sogar bis hinunter zu Android 8.0, das immerhin 2017 erschien.

Bei wirklich alten Android-Smartphones solltest Du aber vorsichtshalber noch mal prüfen, ob Bluetooth-seitig alles klappt.

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Profilbild von Andy
Andy ist seit September 2023 ein kleines Teilzeit-Rädchen (Häschen?) im Handyhase-Team. Bereits seit 2005 ist er schon als IT-Journalist tätig und war mal Sysadmin. Er hat einen Hang zu sehr besonderen Themen und Gesellschaft. Durch viele Reisen sind aber auch das Thema Flug und Zug zum Spezialgebiet geworden, das er in anderen Publikationen abdeckt.

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