1&1, Telekom, Telefónica und Vodafone wollen ICE-Strecke zum 5G-Musterbeispiel ausbauen
Die Bahnstrecke zwischen Berlin und Hamburg bekommt wohl das modernste Mobilfunknetzwerk in Deutschland. Es passiert nicht alle Tage, dass gleich vier Netzbetreiber, ein Bahnkonzern und der Bund mit einer gemeinsamen Pressemitteilung ein derartiges Vorhaben ankündigen. Doch in diesem Falle sind die Mobilfunkkonkurrenten Partner der Deutschen Bahn.
Gigabit-Geschwindigkeiten im ICE
Ziel ist es, im Rahmen der Generalsanierung der Bahnstrecke zwischen Berlin und Hamburg (Hamburger Bahn) diese Strecke auch gleich zu einer Innovationsstrecke im Mobilfunkbereich auszubauen. Du kannst dann im ICE oder IC 5G-Mobilfunk auf der gesamten Verbindung nutzen. Dabei ist es egal, ob Dein Mobilfunkvertrag über 1&1, Deutsche Telekom, Telefónica oder Vodafone netzseitig abgewickelt wird.
An den Gleisen der Bahn werden dafür die „Voraussetzungen für gigabitfähige 5G-Versorgung […] erprobt“, wie es in der gemeinsamen Mitteilung heißt. Die Pläne übersteigen also deutlich das, was Telekom und Vodafone für die Bahnversorgung planen. Letztere sind allerdings zwei bundesweite Projekte, die bald abgeschlossen werden sollten.
Die Deutsche Telekom plant mit 100 Megabit/s auf Nebenstrecken und 200 Megabit/s auf Hauptstrecken für das Jahr 2025. Vodafone will mit jeweils 25 Megabit/s als zusätzliche Datenrate noch 2025 fertig werden. Von der Telefónica oder gar 1&1, die ihr Netz noch aufbauen, gibt es derartige flächendeckende Absichtserklärungen noch nicht. Die Hamburger Bahn wäre damit das erste große Projekt.
Das Projekt hat aber durchaus einen Vorläufer. So haben Telefónica und die Deutsche Bahn vor einiger Zeit angekündigt, eine Gigabit-Bahn-Strecke zu bauen. Allerdings befindet sich dieses Gigabit-Innovation-Track-Projekt im Nirgendwo in Mecklenburg-Vorpommern, wo nur selten ein Zug lang fährt. Dafür lässt die Deutsche Bahn dort ihr Advanced Train Lab fahren. Das ist ein alter, dieselbetriebener ICE-TD, der längst nicht mehr im Fahrgasteinsatz ist.
Die Funkmasten werden dabei gleisnah positioniert. Für das Projekt ist allerdings auch die Verwendung von mobilfunktransparenten Scheiben notwendig. Neuere Züge haben diese bereits, ältere können per Laser transparent gemacht werden.
Auch die Bahn wird profitieren
Wie beim Testlauf in Mecklenburg-Vorpommern soll auch die Hamburger Bahn die nächste Generation des Zugfunks bekommen. FRMCS (Future Rail Mobile Communication System) soll dort als Nachfolge für den Bahnfunk GSM-R vorbereitet werden. FRMCS basiert in Teilen auf 5G-Technik und kann damit die Infrastruktur der 5G-Mobilfunkstationen mitnutzen.
GSM-R hingegen ist stärker separiert. Das geht so weit, dass bestimmte LTE-Frequenzen nicht in der Nähe vom GSM-R-Zugfunk genutzt werden dürfen, ohne dass der GSM-R-Zugfunk gegen eventuelle Störungen gehärtet wird. Ein Projekt, das zuletzt verzögert werden musste, weil dafür viele Loks und Triebzüge neue Funkeinheiten bekommen müssen.
Wann es mit den Bauarbeiten genau losgeht, ist nur grob umrissen. Nach Angaben der Partner wurde eine Absichtserklärung unterschrieben, auch bekannt als Memorandum of Understanding. Das ist eine Regelung vor einer Unterzeichnung von Verträgen.
Ziel ist es aber, mit der Generalsanierung der Bahnstrecke anzufangen. Diese startet im August 2025 und soll im April 2026 beendet werden. Dafür wird die Bahnstrecke komplett gesperrt. Aktuell ist die Bahnstrecke ebenfalls vollgesperrt, das hat aber noch nichts mit der Generalsanierung zu tun.
Sowohl aktuell als auch während der Generalsanierung musst Du dann teils erhebliche Umwege zwischen den beiden größten Städten mit der Bahn zurücklegen. Ganz besonders stark betrifft es Nachtzüge, die brauchen aktuell um die vier Stunden für eine Verbindung, die früher mal in 90 Minuten gefahren werden konnte. Viel Zeit, um im Netz zu surfen – wenn die Verbindung vorhanden ist.
Wenn Kapazitäten auf den Umleitungsstrecken vorhanden sind, kann der Umweg aber auch auf 45 Minuten reduziert werden, was vor allem den ICE betrifft. Die fahren aber seltener, denn die Umleitungsstrecke ist über Salzwedel teilweise nur eingleisig. Sie soll erst nach der Generalsanierung zweigleisig ausgebaut werden, um im Störungsfall mehr Kapazität zu bieten.
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