Motorola Moto One Vision im Test: Kino-Display und starke Kamera, auch für die Nacht

Mit dem Motorola Moto One Vision setzt der US-Hersteller den eingeschlagenen Weg fort und wagt sogar ein Experiment. Ein Display im 21:9-Format und dazu eine Punch-Hole-Kamera, kann das gut gehen? Ob das Kinoformat-Display wirklich hält, was es verspricht, und warum die Kamera ein absoluter Pluspunkt des Smartphones ist, klärt unser Motorola Moto One Vision Test auf.
Motorola Moto One Vision Test

Motorola Moto One Vision im Test (Foto: handyhase.de)

Vorteile Nachteile
  • Kino-Display
  • Starke Kamera für den Preis
  • Gute Ausdauer
  • Nahezu nacktes Android
  • Sehr gute Verarbeitung
  • Keine zeitnahen Patch-Updates
  • Nur Hybrid-Slot
  • Extrem großes Loch für Frontkamera

Motorola Moto One Vision Test, Bewertungen, Meinungen & Erfahrungen

Die One-Reihe wird derzeit parallel zur G-Serie etabliert, um auch mal neue Dinge abseits des Gewohnten ausprobieren zu können. Umso interessanter sind die Feinheiten, worin sie sich zu den G-Modellen unterscheiden. Blick frei für unseren Test des Mittelklasse-Smartphones mit Charme!

Motorola Moto One Vision Test: Starke Kamera für die Massen, vor allem für die Nacht

Wie schneidet das Motorola Moto One Vision im Test ab und wie schlägt sich die Kamera, dies uns mehr erfährst Du hier!

Design & Handling

Schmal wirkt das Moto One Vision im Test, was nicht zuletzt dem Display im sehr länglichen Format geschuldet ist. Durch seine geringe Breite liegt es angenehm in der Hand, dazu trägt die abgerundete Glasrückseite ihren Teil natürlich bei. Schick sind die Farben Blau sowie Braun, die je nach Lichteinfall unterschiedlich stark an den Rändern in der jeweiligen Farbe schimmern. Beeindruckend und ein Alleinstellungsmerkmal in der 300-Euro-Preisklasse ist die IP52-Zertifizierung, womit das Motorola Moto One Vision vor Staub und Wassertropfen geschützt ist. Abtauchen im Süßwasser, wie bei IP68-kompatiblen Smartphones, ist damit jedoch nicht möglich.

Motorola Moto One Vision Test

Die Rückseite des Moto One Vision mit ihrem Tiefblau im Blick (Foto: handyhase.de)

Wie schon beim Vorgänger, ist im Motorola-Logo auf der Rückseite ein Fingerabdrucksensor integriert, der sehr gut erreichbar ist. Durch die leichte Versenkung ist er auch blind gut zu treffen. Mehr als die Geste zum Öffnen der Benachrichtigungsleiste wird jedoch nicht unterstützt. In der linken oberen Ecke ist die Dual-Kamera platziert, die allerdings sehr deutlich aus der Rückseite herausragt: Auf flachen Oberflächen wackelt das Motorola Moto One Vision im Test entsprechend stark.

Erheblich besser sind die Tasten gelungen, die seitlich im rechten Rahmen verbaut sind. Sie sitzen fest im Rahmen, haben einen guten Druckpunkt und reagieren deutlich auf Druck. Pluspunkt: Die Powertaste ist geriffelt, um sie von der Lautstärke-Wippe zu unterscheiden. Kurzum, Handling und Bedienung sind beim Motorola Moto One Vision im Test gut gelungen.

Motorola Moto One Vision Test

Die Powertaste hebt sich erfreulich gut ab (Foto: handyhase.de)

Display: Langes und zweischneidiges Schwert

Der größte Unterschied des Motorola Moto One Vision zu anderen Smartphones ist das Display. Dessen Darstellung ist zwar erfreulich scharf mit 1080 mal 2520 Pixel, ausreichend hell und auch natürlich bei der Farbdarstellung. Aber die eigentliche Differenzierung ist das Format von 21:9 und damit Kinoformat, verteilt auf 6,3 Zoll in der Diagonalen.

Leider war es das auch schon, denn in einem Punkt hat Motorola das Smartphone nicht zu Ende gedacht: Die Frontkamera. Das gerne auch mal als „Punch-Hole“ bezeichnete Feature ist dermaßen groß geraten, dass es sehr schnell störend wird. Gutes Beispiel ist der Balken für die Benachrichtigungsleiste, welcher grotesk groß ausfallen muss, knapp doppelt so groß wie üblich.

Motorola Moto One Vision Test

Das 21:9 Display ist wahrlich eine Gewöhnungssache (Foto: handyhase.de)

Handy-Kamera: Trumpfkarte bei Nacht

Bei der Hauptkamera setzt Motorola im Motorola Moto One Vision auf den Sony IMX586, der mit 48 Megapixel zu Werke geht. Die volle Auflösung lässt sich zumindest mit der Motorola-App im Test nicht nutzen, denn es wird konsequent ‚Pixel Binning‘ genutzt. Hierbei werden vier Pixel zu einem Superpixel zusammengefasst, um mehr Licht pro Bildpixel zu erhalten. Das heißt, das maximal 12 Megapixel bei Fotos zur Verfügung stehen.

Ansonsten kann sich die Bildqualität des Moto One Vision im Test wahrlich sehen lassen für ein 300-Euro-Smartphone. Bilder werden recht ausgeglichen belichtet, Details werden gut wiedergegeben und neigen nur zum Bildrand hin dazuewtas  zu verwaschen, was sich besonders in der Dämmerung zeigt. Die Scharfzeichnung durch die Software fällt nicht zu aggressiv aus und auch die Helligkeit selbst kann sich sehen lassen. Trotzdem sollten keine Wunder auf Flaggschiff-Niveau eines Galaxy S10 (Plus) oder gar Huawei P30 (Pro) erwartet werden. Gerade im Zoombereich lässt das Motorola Moto One Vision mangels Tele- oder Ultraweitwinkelobjektiv Federn.

Motorola Moto One Vision Test

Die Dualkamera des Motorola Moto One Vision von Nahem (Foto: handyhase.de)

Dafür kann das Motorola Moto One Vision im Test mit einem erstaunlich guten Nachtmodus punkten, der tatsächlich an Oberklasse-Smartphones herankommt. Dabei ist dieser nichts weiter als eine Aufnahme mit längerer Belichtung und weiteren angepassten Parametern. Könnte man im manuellen Modus zwar auch hinbekommen, aber so ist die Sache deutlich Anwenderfreundlicher. Im Endeffekt wirken Fotos bei schlechten Lichtverhältnissen heller und farbechter. Durch den optischen Bildstabilisator und der starken Offenblende kommen so sogar mehr Details als im Automatikmodus auf das digitale Nachtbild.

Übrigens: Der zweite Kamera-Sensor mit 5 Megapixel dient ausschließlich für Tiefeninformationen.

Videos schafft das Motorola Moto One Vision mit 4K-Qualität bei maximal 30 Frames pro Sekunde, allerdings hat das Smartphone mit einer sauberen Bildstabilisierung zu kämpfen. Hier könnten Updates durchaus Abhilfe schaffen. Die besten Ergebnisse, sowohl bei Bild als auch Ton, werden im FullHD-Modus bei 30 Frames/Sekunde erreicht.

Testfotos des Motorola Moto One Vision

Hier haben wir wieder eine Auswahl an unbearbeiteten Testfotos, die unter verschiedenen Bedingungen aufgenommen wurden.

Selfie-Kamera: Gut und störend

Für Selfies ist im Motorola Moto One Vision ein Sensor mit 25-Megapixel-Auflösung verbaut, welcher im Gegensatz zur Hauptkamera die volle Auflösung nutzen kann. Fotos mit der Frontkamera sind Mittelmaß in Sachen Farbwiedergabe. Beim Detailgrad lassen Selfies je nach Situation deutlich nach und auch Farben sind sichtlich blass, sobald das Licht nicht perfekt ist. Unterm Strich sind Selfies ok.

Motorola Moto One Vision Test

Viel zu groß fällt die Aussparung für die Frontkamera aus (Foto: handyhase.de)

Leistung & Prozessor: Power für den kleinen Geldbeutel

Etwas ungewöhnlich ist die Verwendung des Samsung-Prozessors Exynos 9609 mit bis zu 2,2 GHz, ein etwas langsamer getakteter Exynos 9610 (zu finden im Samsung Galaxy A50). Uns sind keine nennenswerten Leistungseinbrüche aufgefallen, das Motorola Moto One Vision agierte im Test jederzeit angenehm flott. Dafür sorgt nicht zuletzt auch der 4GB große RAM, welcher das nackte Android ordentlich auf Trab bringt. Bemerkenswert ist, dass Motorola im Motorola Moto One Vision auf einen sehr schnellen UFS2.1-Speicher mit 128GB Kapazität setzt.

Selbst Spiele sind keine größere Schwäche, auch wenn die Darstellung im Breitformat manchmal mit schwarzen Balken links und rechts erweitert ist. Größere Grafikkracher aktuelleren Datums sind dennoch nichts für das Smartphone: Dazu ist der Grafikchip ARM Mail G72 dann doch zu schwach auf der Brust. Ein größeres Problem stellt dann schon eher das Punch-Hole der Frontkamera dar, weil es mitunter wirklich störend wirkt.

Software & Updates

Vorinstalliert ist Android 9 Pie, an welches Motorola keine Hand anlegt. Zumindest optisch, denn funktionell ist das Betriebssystem mit Moto Actions, KI-Funktionen für die Kamera, ein funktionell aufgepepptes Always-on-Display oder Dolby-Unterstützung erweitert. Letzteres kann jedoch nur mittels 3 Profile eingestellt werden, eine Feinjustierung mittels Equalizer ist nicht vorhanden.

Motorola Moto One Vision Test

Motorola nutzt Android One auf dem Motorola Moto One Vision (Screenshots: handyhase.de)

Ansonsten hebt sich das Motorola Moto One Vision im Test der Software funktionell nicht von anderen Android-One-Smartphones ab. Es gibt Digital Wellbeing, die neuen Steuergesten von Android 9 Pie, den Google Launcher mit Google Feed, den Standardsatz an Google-Apps und Google Lens. Nichts besonderes sozusagen. Immerhin findet sich zusätzlich noch eine Radio-App, womit das Motorola Moto One Vision mit einem Kabelgebundenen Kopfhörer zum FM-Radio wird. Ein solcher liegt dem Smartphone übrigens nicht bei.

Nur in einem Punkt enttäuscht Motorola und das sind Firmware-Updates. Mitte Juli ist noch immer der Sicherheitspatch von 5. Mai 2019 installiert, ein Update mit dem aktuellen Sicherheitspatch gibt es bisher nicht. Hier muss Motorola noch nachbessern. Tröstend ist, dass durch Android One immerhin Android 10 Q und Android 11 R sowie Sicherheitsupdates für bis zu drei Jahre garantiert werden müssen.

Motorola Moto One Vision Test

Es gibt schon einige nette Features, die die Nutzung des Motorola Moto One Vision verbessern (Screenshots: handyhase.de)

Wirklich sehr nützlich sind die Bewegungsgesten, die Motorola über die Moto Actions implementiert hat. Zweimal das Handgelenk drehen öffnet die Kamera und eine Hackbewegung schaltet die Foto-LED als Taschenlampe ein. Funktionen, die seit 2013 ein Markenzeichen von Motorola geworden und geschätzt sind.

Akku: Gut, aber nicht überragend

Die sparsame Hardware, das genügsame Android One und die Pie-Optimierungen sorgen für eine gute Laufleistung. Der verbaute Akku ist mit 3500 mAh ordentlich groß, schafft es bei normaler Nutzung* gut über den Tag. Je nach Nutzungsweise ist sogar noch etwas vom nächsten Tag mit drin. Aufgeladen wird per USB Typ-C in etwas mehr als 1,5 Stunden mit dem beiliegenden 15-Watt-Netzteil. Quick Charge 4 oder Wireless Charging fehlt, was angesichts von knapp 300 € UVP nicht anders zu erwarten ist.

*: Die tägliche Nutzung belief sich auf Messenger (WhatsApp, Telegram X, Facebook Messenger, Threema), Musikstreaming (Spotify, mehrere Stunden am Tag) per Bluetooth-Headset und die dauerhafte Verbindung zu einer Smartwatch (Samsung Gear S3 frontier). Gelegentliche Telefonate, News lesen per Google News/Chrome Browser sowie Fotos knipsen gehört ebenfalls dazu.

Telefonie & Konnektivität

Beim telefonieren ist das Motorola Moto One Vision Mittelmaß. Hintergrundgeräusche werden nicht sehr sauber herausgefiltert und auch die Stimmen beider Gesprächspartner sind vergleichsweise stumpf. Dual-SIM beherrscht das Smartphone auch, jedoch nur im Hybrid-Format. heißt: Entweder eine zweite SIM-Karte oder eine microSD-Speicherkarte, für beides ist kein Platz vorhanden.

Motorola Moto One Vision Test

Auch das Motorola Moto One Vision kommt um einen Hybrid-Slot nicht drumherum (Foto: handyhase.de)

Tests & Stimmen der Kollegen

netzwelt: Note 8,0/10

Bei netzwelt ist sofort der Vergleich zu Google und Samsung aufgekommen: Starke Fotoleistung gepaart mit einem Samsung-Herz und der Punch-Hole-Frontkamera lassen einen Hauch von Top-Smartphone wehen. Allerdings wird dies mit Schwächen beim Display, der mäßigen Gesprächsqualität und einem gewöhnungsbedürftigen Displayformat geschwächt. Trotzdem sind auch die Kollegen der Meinung, dass man hier sehr viel Smartphone für knapp 300 € bekommt.

inside-handy.de: Note 3,5/5

Als faires Franchise-Smartphone wird das Motorola Moto One Vision bei inside-handy betitelt, was dem Samsung-Prozessor und Punch-Hole-Frontkamera sowie dem Kinodisplay nach Sony-Vorbild geschuldet ist. Dennoch stimmen auch die Kollegen in die hervorragende Bewertung der Hauptkamera und den dafür zu zahlenden geringen Preis ein.

TechStage: Note 2 (Gut)

Highlights für die Kollegen bei TechStage sind das gute Display, die Verwendung von Android One und die Verarbeitung des Motorola Moto One Vision. Federn lassen muss das Smartphone wie zu erwarten bei der fehlenden Weitwinkelkamera und dem viel zu breiten Status-Balken, was direkt auf das zu große Loch der Frontkamera umgemünzt werden kann. Nennenswert ist, dass die Kollegen direkt das Wiko View 3 Pro als Alternative MIT zweitem Weitwinkelobjektiv ins Spiel bringen.

connect: Note Gut

Für die Kollegen von connect Online ist das Motorola Moto One Vision ein sehr gutes Kamera-Smartphone, das mit Design, IP-Schutzklasse und ordentlich Speicher glänzen kann. Nicht gefallen haben das Punch-Hole sowie eine wenig überzeugende Funkleistung bei UMTS (3G) und GSM (2G).

Fazit zum Motorola Moto One Vision Test

Motorola Moto One Vision Test

Der Fingerabdrucksensor reagiert flott und akkurat (Foto: handyhase.de)

Wer hätte das gedacht: Galt das erste Moto One noch als guter Versuch, der in der Ausführung schwächelte, so kann das Motorola Moto One Vision im Test erheblich mehr begeistern. Vor allem das Display mit guter Darstellung und 21:9-Seitenverhältnis zieht Blicke auf sich. Nachteile im Handling hat es aber auch bedingt durch die Größe und das Format. Das eigentliche Highlight des Smartphones ist jedoch die Kamera: Sie macht wirklich gute Fotos und das sowohl bei Tag als auch bei Nacht. Insbesondere der dedizierte Nachtmodus holt noch eine ganze Schippe mehr heraus bei schummrigen Licht. Für 300 € UVP gibt es derzeit kaum ein besseres Smartphone, dass so viel Kamera-Qualität bieten kann.

Wer jedoch auch bei einem günstigen Smartphone großen Wert auf regelmäßige Updates und die Sicherheitspatches von Google legt, sollte um das Motorola Moto One Vision einen Bogen machen.

Falls das Motorola Moto One Vision doch nicht das Richtige sein sollte, wären eventuell diese Alternativen eine Empfehlung:

Profilbild von Stefan
Der Hardware-Hai Stefan hat seine Mobilfunk-Anfänge schon weit vor seinem Studium der Angewandten Informatik unternommen. Seitdem hat sich das Hobby zum Beruf gewandelt und während des Studiums erfolgte 2012 der Einstieg in die Blogger- & Redaktions-Welt.

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