Mehrwertsteuersenkung 2020: So werden Handy und Tarif günstiger!
Originalartikel vom 10.06.2020 – aktualisiert am 01.07.2020:
Als Reaktion auf die Coronavirus-Pandemie hat die Bundesregierung ein milliardenschweres Konjunkturpaket auf den Weg gebracht. Dieses sieht als „Herzstück“ die Absenkung der Mehrwertsteuer zum 01.07.2020 von 19 auf 16% vor. Der ermäßigte Satz ist von 7% auf 5% gesunken. Dies soll sowohl den Verbrauchern als auch den Unternehmen zugute kommen. Die Maßnahme gilt allerdings nur bis zum 31.12.2020, sofern sie nicht verlängert wird. Zum neuen Jahr soll der Satz wieder auf die ursprüngliche Höhe steigen.
Mehrwertsteuersenkung auch für Handys und Tarife
Die Mehrwertsteuer (MwSt.) wird auch für Handys und Tarife berechnet. Hier fällt der volle Mehrwertsteuersatz von bisher 19% und jetzt 16% an. Da bei einem hochwertigen Gerät oder Tarif höhere Kosten anfallen, ist es durchaus interessant, bei welchen Shops die Senkung der Mehrwertsteuer Dich als Verbraucher entlastet. Denn so soll die Maßnahme der Politik wirken.
Mangels einer Verordnung, dass die Senkung der Mehrwertsteuer zwingend an die Kundinnen und Kunden weitergegeben wird, könnten Provider und Händler die Steuersenkung einfach selbst kassieren. Diese Befürchtung ist nicht aus der Luft gegriffen: Bereits in der Vergangenheit haben Mehrwertsteuer-Senkungen nicht immer zu sinkenden Preisen geführt. Diesen Umstand spießt das Satiremagazin „Der Postillon“ gekonnt auf. Der Verbraucherzentrale Bundesverband ruft daher zu einer Selbstverpflichtung der Wirtschaft auf die Weitergabe der Steuersenkung an die Verbraucher auf.
So reagieren die Provider und Händler auf die Steuersenkung
Um es vorweg zu nehmen: Am Mobilfunkmarkt sieht die Lage recht gut aus. In den meisten Fällen profitierst Du von der Mehrwertsteuersenkung. Interessant wird es aber, wenn Du genauer hinschaust. Hier findest Du die Sonderfälle bei Anbietern und Shops, wie die gesenkte Mehrwertsteuer im Shop abgebildet und danach berechnet wird:
- Die Marken der Telefónica-Gruppe (o2, Blau, Curved-Shop, Aldi Talk und auch Ay Yildiz) geben die Mehrwertsteuer-Senkung wie angekündigt weiter. In der Darstellung machen sie es Dir aber nicht leicht: Tarifpreise werden noch mit 19% Mehrwertsteuer im Shop dargestellt, auf der Rechnung aber mit 16% abgerechnet. Sonstige Preispunkte (Gerätepreise und Zuzahlungen; digitale Dienste, Prepaid-Startpaketpreise und Versandkosten) werden mit 16% Mehrwertsteuer dargestellt und berechnet. Der Clou: Hardware-Ratenzahlungen werden für die gesamte Dauer der Laufzeit mit 16% MwSt. berechnet, sofern die Leistung ab dem 01.07.2020 erbracht wurde.
- Bei vielen Händlern, z.B. Preisbörse24, LogiTel, Sparhandy oder Deinhandy, siehst Du auch weiterhin Tarifpreise mit 19% enthaltener Mehrwertsteuer. Sofern der Provider die Mehrwertsteuersenkung weitergibt, erfolgt die Reduzierung auf der Telefonrechnung. Entsprechende Hinweise siehst Du bei den Angeboten. Anders ist es hier jedoch bei der Hardware-Zuzahlung: Hier haben die Händler bereits auf 16% Mehrwertsteuer umgestellt, die Bruttopreise sind jedoch gleich geblieben. Für die einmalige Hardware-Zuzahlung wird die Steuersenkung hier also nicht an Dich weitergegeben. Ob diese Preise noch nicht durch alle Aktualisierungsprozesse gegangen sind und noch eine veraltete Darstellung zu sehen ist, informieren wir Dich hier. Einige Händler haben dieses Vorgehen jedoch bestätigt.
- MediaMarkt und Saturn geben die Mehrwertsteuersenkung bei allen Tarifen weiter. In den Shops werden die Tarifpreise derzeit noch mit dem alten Mehrwertsteuersatz dargestellt. Die Reduzierung erfolgt auf der Rechnung. Die Versandkosten wurden im Shop und im Warenkorb sichtbar gesenkt. Bei den Hardware-Preisen wird es etwas kompliziert: Manche Zuzahlung wurde gesenkt und manche nicht. Dennoch befindet sich im Kleingedruckten der Zusatz, dass die gesetzliche Mehrwertsteuer enthalten sei. Nicht auszuschließen ist, dass auch bei unveränderten Hardware-Preisen auf der Rechnung noch eine Reduzierung erfolgt. Wir sind in diesem Punkt noch in der Klärung und werden diese Information hier nachreichen.
- Die Telekom-Tochter congstar hat auf der Webseite die meisten Preispunkte um die Differenz des alten zum neuen Steuersatzes reduziert. Dies gilt gleichermaßen für Mobilfunktarife, Festnetz-Tarife und die HomeSpots. Allerdings wurden die Gerätepreise beim Kauf eines Bundles nicht angepasst. Zudem weist congstar darauf hin, dass Handy-Ratenzahlungen für einen Kauf vor dem 01.07.2020 weiterhin gleich bleiben.
Die meisten Anbieter und Händler stellen auch weiterhin sämtliche Preise mit 19% Mehrwertsteuer dar, berechnen aber auf der Rechnung 16% MwSt.:
- Dies sind beispielsweise die Drillisch-Marken (PremiumSIM, winSIM, sim.de, handyvertrag.de, smartmobil etc.), die 1&1 Telecommunication und die Marken von Freenet (freenet, klarmobil, freenet mobile, callmobile, crash, freenet FUNK u.a.). Das Gute hierbei ist aber: Bei diesen Angeboten wird die Mehrwertsteuersenkung komplett weitergegeben!
Einige Anbieter haben die Mehrwertsteuersenkung vollständig umgesetzt und zeigen die reduzierten Preise sowohl im Shop als auch auf der Rechnung an:
- Dies ist in erster Linie die Telekom Deutschland. Auf telekom.de siehst Du zwar nun viele „krumme“ Preise, dafür wurde die Steuersenkung konsequent umgesetzt.
- Die Telekom Deutschland teilte auf unsere Anfrage mit, dass zum 01.07.2020 eine Preisanpassung stattfinden soll. Ob es sich wirklich um eine Preissenkung handelt, wie die Computer BILD spekuliert, steht aber noch nicht fest. Immerhin erscheint dies aber sehr naheliegend. Die Telekom könnte aber auch die regelmäßige Tarifanpassung, die zur IFA im Herbst 2020 durchgeführt wird, auf den Juli vorziehen.
- Freenet teilte mit, dass die Steuersenkung eins zu eins an die Kunden weitergereicht werde. Dies betrifft die Freenet-Marken freenet (ehem. mobilcom-debitel), klarmobil, Callmobile, Freenet Mobile und andere.
- Unisono verkündeten 1&1 Telecommunication und 1&1 Drillisch (bekannt durch winSIM, PremiumSIM, simply etc.), dass die Steuersenkung an die Kunden weitergegeben werden soll. Es ist also mit einer Preissenkung zu rechnen.
- Telefónica (z.B. o2, Blau, Curved-Shop) gibt wie angekündigt die Mehrwertsteuersenkung an die Kunden weiter. In den Shops musst Du aber nachrechnen: Preispunkte wie „Gerätepreise, Versandkosten und digitale Dienste“ werden mit reduziertem Steuersatz dargestellt. Tarifpreise, also Anschlussgebühr und Grundgebühr, werden noch mit 19% Mehrwertsteuer dargestellt. Die Differenz solle auf der Rechnung gutgeschrieben werden.
- Vodafone wird nach eigener Aussage die Steuersenkung an die Kunden weitergeben. Dies teilte auch der CEO Hannes Ametsreiter auf Twitter mit:
Wir werden die geplante #Mehrwertsteuerabsenkung an unsere Kunden weitergeben. Daran arbeiten viele Kollegen im Konzern derzeit hart. Wir sind guten Mutes, bis zum 1. Juli unsere Systeme entsprechend umgestellt zu haben, damit die Menschen von dieser Maßnahme zeitnah profitieren.
— Hannes Ametsreiter (@H_Ametsreiter) June 15, 2020
- Lidl Connect hat die Einmalkosten (Anschlusspreis und Versandkosten) für das Starterpaket ihres Prepaid-Tarifs bereits um 3 Prozentpunkte gesenkt und damit faktisch die Senkung der MwSt. vorweggenommen. Abzuwarten bleibt, was mit der Grundgebühr der Tarifpakete passiert.
- sipgate (bekannt u.a. für die Marke simquadrat) teilte am 23.06.2020 per Blogpost mit, dass die Steuersenkung vollumfänglich weitergegeben wird. Alle Bruttopreise werden auf der Rechnung um 2,52% reduziert, was der Absenkung um drei Prozentpunkte entspricht.
- Der Münchener Stadtnetzbetreiber M-net kündigte ebenfalls an, die Mehrwertsteuersenkung an die Kunden weiterzugeben. Lediglich „Vertragsunterlagen, Preislisten und Werbemittel“ würden nicht angepasst, sondern durch Hinweise zur Steuersenkung ergänzt werden.
So viel sparst Du durch die Mehrwertsteuersenkung
Hier ein paar Beispielrechnungen:
Grundgebühr mit 19% MwSt. |
Grundgebühr mit 16% MwSt. |
Ersparnis über 6 Monate |
4,99 € pro Monat | 4,86 € pro Monat | 0,78 € |
9,99 € pro Monat | 9,74 € pro Monat | 1,50 € |
14,99 € pro Monat | 14,61 € pro Monat | 2,28 € |
19,99 € pro Monat | 19,47 € pro Monat | 3,12 € |
29,99 € pro Monat | 29,23 € pro Monat | 4,56 € |
49,99 € pro Monat | 48,73 € pro Monat | 7,56 € |
Prepaid-Tarife werden übrigens genau wie Vertragstarife im Preis gesenkt (sofern der Anbieter die Mehrwertsteuersenkung weitergibt). Allerdings wirst Du beim Kauf von Guthabenkarten bemerken, dass es hier zu keiner Änderung der Beträge gekommen ist. Die Mehrwertsteuer fällt erst bei der Buchung des Prepaidtarifs oder der Option an. Das Guthaben selbst ist steuerfrei.
Hoher Aufwand für die Anbieter
Übereinstimmend stellten die Telekom, Telefónica, 1&1 einschließlich Drillisch sowie Freenet fest, dass die Umstellung mit Kosten bzw. mit einem hohen Aufwand verbunden ist. So müssen IT-Systeme an vielen Stellen angepasst werden.
- Freenet nannte hier ein paar Zahlen: In der Freenet-Gruppe müssen über 5000 Einzelpreise geändert werden – und zwar jeweils zu Beginn und zum Ende der Maßnahme. Sollte die Steuersenkung tatsächlich nur 6 Monate andauern, werde ein durchschnittlicher Kunde 3,60 € sparen.
- Ein Sprecher von Telefónica (o2) verwies zudem auf „Mehraufwände in Millionenhöhe“ und lieferte ein etwas ausführlicheres Statement zu den Schwierigkeiten der kurzfristig angesetzten Maßnahme: „Wir begrüßen vom Grundsatz die Pläne der Koalition, u.a. über eine MwSt-Absenkung einen möglichen Konjunkturimpuls zu setzen. […] In der Telekommunikationsindustrie mit zumeist festen Vertragslaufzeiten und gleichzeitig niedrigen monatlichen Kundenumsätzen wird sich absehbar aus Verbrauchersicht kein signifikanter Effekt einstellen können. Einerseits ergeben sich bei laufenden Verträgen monatliche Einsparungen lediglich im Cent-Bereich“ (Hervorhebung von Handyhase.de).
FAQ: Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Mehrwertsteuer-Absenkung
Du hast sicherlich Fragen zur Mehrwertsteuersenkung und wir versuchen, diese für Dich zu beantworten!
🤔 Was bringt die Mehrwertsteuersenkung für den Handykauf?
Da Handys und auch Tarife mit den vollen 19% Mehrwertsteuer belastet sind, sinkt die Steuer um immerhin drei Prozentpunkte. Da die überwiegende Zahl der Händler und Provider diese Senkung an die Kunden weitergeben, sind die Preise tatsächlich gesunken.
⏲️ Wann kommt die Senkung der Mehrwertsteuer?
Die Mehrwertsteuer wurde bereits zum 01.07.2020 abgesenkt und bleibt bis zum 31.12.2020 auf dem niedrigeren Niveau. Ob die Maßnahme über das halbe Jahr hinaus verlängert wird, bleibt offen.
💰 Müssen die Händler die Mehrwertsteuersenkung weitergeben?
Händler und Provider sind verpflichtet, den korrekten Steuersatz abzurechnen. Es gibt jedoch keinen Zwang, die Bruttopreise zu senken. Am Mobilfunkmarkt haben jedoch fast alle Händler und Provider die Preise gesenkt.
🧮 Wie viel macht die Steuersenkung aus?
Im besten Fall sinkt der Steuersatz um drei Prozentpunkte, das entspricht einer Senkung um gerundet 2,52%. Ein 1000-€-Handy (Nettopreis) kostet dann mit Steuer nicht mehr 1190 €, sondern nur noch 1160 € - immerhin (theoretisch) eine Ersparnis von 30 €.
⏳ Sollte ich mit dem Handykauf bis zum Juli warten?
Unser Rat: Für die wirklich guten Deals solltest Du nicht zu sehr auf die enthaltene Steuer schauen. Nutze viel eher besondere Angebote, wie sie zu Anlässen wie dem Black Friday oder am Monats- und Quartalsende gestartet werden! Dann müssen viele Händler noch Zielvorgaben erfüllen und hauen deshalb die besonders guten Angebote raus.
Nur bei einer hohen Einmalzahlung könnte es sich lohnen, erst nach dem 01.07.2020 ein neues Handy zu kaufen. Unser Vergleich zeigt aber, dass die besten Deals niedrige Einmalkosten haben, weshalb die Ersparnis durch die Steuersenkung gering ist. Und die laufenden Kosten werden auch für Bestandskunden sinken. Deshalb ist es schlauer, die Sonderangebote zum Quartalsende abzusahnen und danach trotzdem von der Mehrwertsteuersenkung zu profitieren!
Einschätzung: Preissenkung setzt sich durch, wird aber teuer
Auf einem so umkämpften Markt wie bei Handys und Tarifen bleibt den Anbietern nur wenig übrig, als die Steuersenkung an Dich weiterzugeben. Sobald ein Händler das Angebot günstiger machen kann als der Konkurrent, wird der andere nachziehen. Der Kampf um die Kunden wird insbesondere in Deutschland hauptsächlich über den Preis entschieden.
Immerhin ist das Thema der Preissenkung für die Kunden bei den Providern angekommen und es gibt kaum ein Unternehmen am Markt, das nicht mitspielt – ein gutes Zeichen für die Verbraucher!
Allerdings wird die Senkung der Mehrwertsteuer erst einmal Kosten verursachen: Preislisten müssen neu erstellt, Prospekte und Produktinformationsblätter neu gedruckt werden. Im Online-Handel geht dies jedoch vergleichsweise schnell. Bereits gedruckte Prepaid-Startersets, wie man sie von der Tankstelle her kennt, ist das jedoch nicht mehr möglich.
Vor welchen Herausforderungen die Branche steht, hat Telefónica deutlich gemacht: Um über einen begrenzten Zeitraum Unternehmen und Verbraucher zu entlasten, muss erst einmal vergleichsweise viel Aufwand betrieben werden.
Bedauerlich ist, dass die Absenkung der Mehrwertsteuer nicht von Dauer sein soll. Zwar macht Kleinvieh bekanntlich auch Mist, doch die Begrenzung auf ein halbes Jahr erscheint auf dem Hintergrund, dass die Corona-Pandemie noch eine deutlich längere Zeit Bestand haben könnte, viel zu knapp bemessen.