BNetzA mit spannenden Zahlen

Jahresbericht der Bundesnetzagentur zum Mobilfunk: Datenverbrauch steigt erneut!

Mit ihrem Jahresbericht liefert die Bundesnetzagentur jährlich spannende Zahlen zu Mobilfunk, Festnetz und Internet. Neben dem speziellen Jahresbericht für den Mobilfunk gibt es auch noch den Bericht zur Breitbandmessung. Hier findest Du die interessantesten Zahlen und Daten.
Jahresbericht Bundesnetzagentur (Bild: ClipDealer @Robert Downer)

Jahresbericht Bundesnetzagentur: Daten zu Mobilfunk und Breitbandgeschwindigkeit (Bild: ClipDealer @Robert Downer)

Mobilfunk-Jahresbericht der Bundesnetzagentur (2022)

Neben dem Jahresbericht Breitbandmessung stellt die Bundesnetzagentur auch jährlich den Mobilfunk-Jahresbericht bzw. den Jahresbericht Telekommunikation vor, der sich explizit um das Handynetz, Provider und SIM-Karten dreht.

Insgesamt gab es Ende 2022 laut Mobilfunk-Jahresbericht der Bundesnetzagentur (HIER als PDF) immerhin 104,4 Millionen aktive SIM-Karten (2021: 105,2 Millionen, 2020: 107,5 Millionen, 2019: 107,2 Millionen). Das sind pro Einwohner etwa 1,25 SIM-Karten. Die Zahl aktiver SIM-Karten hat sich damit zum zweiten Mal in Folge verringert.

  • Die Zahl insgesamt registrierter SIM-Karten (aktiv und nicht aktiv genutzt) ist dagegen um rund 7,7 Millionen gestiegen und liegt nun bei 169 Millionen.

Wie sich die SIM-Karten auf die Handynetze verteilen, siehst Du auch in der quartalsweisen Auswertung der Teilnehmerentwicklung.

Nach wie vor viele SIM-Karten ohne LTE?

Interessant ist dabei der LTE-Anteil. Der liegt laut Jahresbericht nämlich nur bei 74,5 Millionen SIM-Karten (von 104,4 Millionen). Das ist zwar mehr, als in den Vorjahren (63 bzw. 71 Millionen), allerdings bedeutet das eben auch, dass eine Vielzahl an aktiven SIM-Karten maximal das langsame 2G-Netz nutzen. 3G ist ja mittlerweile abgeschaltet, 5G kommt dagegen bereits zum Einsatz.

  • Hier stellt sich also die Frage, wie genau diese Daten zustande kommen, die rund 29,9 Millionen SIM-Karten, die hier unter den Tisch fallen, sind ja keine Kleinigkeit.

Netzbetreiber nach wie vor in der Mehrheit

Und noch eine Zahl überrascht: 77% der aktiven SIM-Karten sind bei den Netzbetreibern Telekom, Vodafone und Telefónica registriert, der Anteil ist gegenüber 2021 identisch geblieben, die Verteilung drei Viertel vs. ein Viertel insgesamt seit Jahren ungefähr konstant.

Auf Serviceprovider wie Blau, congstar, Klarmobil, ALDI TALK oder auch Drillisch-Marken wie sim.de entfallen nur 23%.

Nur ein Drittel nutzt Prepaid-Tarife

Mit 31% liegt der Anteil an Prepaid-Karten bei unter einem Drittel (2021: 34%). 69% der SIM-Karten sind einem Postpaid-Tarif zugeordnet. Auch der Prepaid-Anteil bleibt ungefähr konstant (2021: 34%, 2020: 33 %, 2019: 34%).

Mobilfunk: Mehr Daten, weniger Gespräche und SMS

Nicht sehr überraschend ist indes die weitere Entwicklung im Mobilfunk: Es werden weniger Gespräche geführt und mehr Daten verbraucht. Kaum überraschend, dass auch die Anzahl versendeter SMS rückläufig ist. Pro aktiver SIM-Karte wurden im Monat rund zwei Stunden telefoniert und fünf SMS versendet.

Das Datenvolumen steigt um rund 23 Prozent auf 5,3 GB im Monat an.

Immer auch ein guter Anhaltspunkt, wenn du herausfinden möchtest, wie viel Datenvolumen Du verbrauchst. Oder welcher Handytarif nun idealerweise zu Dir passt.

  • Datenverbrauch 2022: 6.714 Mio. GB (plus 23 Prozent, rund 5,3 GB)
  • Telefonate 2022: 159 Milliarden Minuten (ca. 126 Minuten pro aktiver SIM-Karte und Monat, Vergleichswert Festnetz: 80 Mia. Minuten)
  • SMS 2022: 5,8 Milliarden (ca. 5 pro aktiver SIM-Karte und Monat)

Und hier zum Vergleich die Werte aus den Vorjahren:

  • Datenverbrauch 2021: 5.45 Mio. GB (ca. 4,3 GB pro Monat und aktiver SIM)
    2020: 3,972 Mio. GB (plus 44 Prozent, rund 3,1 GB pro Monat)
    2019: 2,757 Mio. GB
  • Telefonate 2021: 175 Milliarden Minuten
    2020: 155 Milliarden Minuten (plus 22 Prozent)
    2019: 127 Mia. Minuten
  • SMS 2021: 7,8 Mia. SMS (ca. 6 pro aktiver SIM-Karte und Monat)
    2020: 7,0 Mia. SMS
    2019: 7,9 Milliarden SMS

Das mobile Datenvolumen steigt weiter steil an. Es lag Ende 2020 bei knapp 4 Mrd. GB (2019: 2,8 Mrd. GB). Das entspricht einem monatlich genutzten Datenvolumen von knapp 3,1 GB je aktiv genutzter SIM-Karte.

Datenroaming im Ausland steigt um 75 Prozent (!)

Noch eine interessante Zahl hat die Bundesnetzagentur zu bieten. Gegenüber 2021 stieg das im Ausland verbrachte Datenvolumen (Datenroaming) um 75 Prozent auf 261,7 Millionen GB an. Der Anteil an 5G-Verbindungen im Ausland lag bei rund einem Fünftel, auf LTE entfielen 42 Prozent. Auch hier ist beträchtlich, dass rund 37 Prozent der Verbindungen auf 2G/GSM-Verbindungen entfallen.

  • Der heftige Anstieg um 75 Prozent klingt auf den ersten Blick extrem, doch durch die Pandemie waren 2021 Reisen ins Ausland nur eingeschränkt möglich.

5G-Ausbau weiter in Fahrt

Der 5G-Ausbau nimmt weiter Fahrt auf. Die Zahl der Funkmasten ist im Jahr 2022 um 40 Prozent gestiegen.

Bundesnetzagentur Breitbandmessung Jahresbericht: Alles beim Alten?

Besonders spannend: Wie schnell Tarife theoretisch sind, damit werben die Provider gerne. Aber hat das Ganze tatsächlich Auswirkungen auf den Alltag im Handynetz? Der Jahresbericht unterstreicht wieder einmal: Nein.

Die Testergebnisse, die sich natürlich auf die freiwillige Nutzung der entsprechenden Breitbandmessung-App stützen werden auch anschaulich in einer interaktiven Karte visualisiert.

Die wichtigste Aussage ist wohl, dass Veränderungen in kleinen Mini-Schritten erfolgen:

Über alle Bandbreiteklassen und Anbieter hinweg erhielten im Download 23,2 % der Nutzer (2020/2021: 20,1 Prozent) mindestens die Hälfte der vertraglich vereinbarten geschätzten maximalen Datenübertragungsrate; bei 3,0 % der Nutzer wurde diese voll erreicht oder überschritten (2020/2021: 2,6 Prozent).

Gerade, wenn Du die Historie betrachtest, wird deutlich, dass viele Verträge einfach nicht das bieten, was sie versprechen:

Zeitraummind. 50% des mögl. Speeds* Anteil voller Speed**
2021/202223,2 %3,0 %
2020/202120,1 %2,6 %
2019/202017,4 %2,1 %
2018/201914,9 %1,5 %

*) Erläuterung: Anteil der Nutzenden der Breitbandmessung, die mindestens 50% der vertraglich vereinbarten Geschwindigkeit erhielten **) Anteil derjenigen, die die volle vertraglich zugesicherte Geschwindigkeit nutzen konnten

Die Werte wurden zwischen dem 01.10.2021 und dem 30.09.2022 erhoben. Im Mobilfunk kamen 623.581 Messungen zur Handy-Geschwindigkeit zustande, im Festnetz wurden 398.747 Messungen verzeichnet. Da jedoch erstmal Gigabit-Anschlüsse berücksichtigt wurden, wird im Festnetz ein Vergleich mit dem Vorjahr erschwert.

Minderung bei langsamen Internet kommt auch für Handytarife

Die aber wohl interessanteste Neuigkeit des Jahresberichts: Ja, die Bundesnetzagentur arbeitet tatsächlich an einem Regelwerk zur Minderung bei langsamen Internet für Handytarife bzw. im Mobilfunk.

  • Eigentlich sieht ja bereits das mittlerweile nicht mehr ganz so neue Telekommunikationsgesetz (gültig seit Dezember 2021) eine entsprechende Möglichkeit zur Entschädigung vor.

Bisher kann diese Entschädigung jedoch nur bei stationärem Internet, für DSL- und Kabel-Internet (sprich: in der Festnetz-Sparte) abgefragt werden. Wir berichteten im Beitrag zu Entschädigung bei langsamen Internet.

Ein wenig hatte uns die Geheimniskrämerei rund um die Minderungsmöglichkeiten für Mobilfunkverträge schon gewundert, denn seit Veröffentlichung des Telekommunikationsgesetzes war es recht still um das eigentlich sehnlichst erwartete Regelwerk geworden.

Bis dieses allerdings ganz konkret wird, dürfen noch eine Menge Daten durchs mobile Netz strömen. Denn bislang liegen nur Eckpunkte zur Konsultation vor (HIER als PDF), zunächst plane die Bundesnetzagentur

in einer Allgemeinverfügung Vorgaben zur Konkretisierung einer Minderleistung im Mobilfunk zu machen und einen Überwachungsmechanismus zum Nachweis zur Verfügung

zu stellen. Das Ganze dürfte sich also noch ein Weilchen hinziehen.

Wer sich die Werte der letzten Jahre jedoch anschaut, wird wohl zu einem ähnlichen Schluss kommen wie wir: Hier könnten so einige Vertragsinhabende interessante Entschädigungsmöglichkeiten haben, je nachdem, welche Ergebnisse der Handy-Speedtest so bringt.

Jahresbericht Breitband: LTE Max nach wie vor überbewertet!

Zurück zum Jahresbericht Breitband: Wenn also nur 3 % die Höchstgeschwindigkeit in ihren Tarifen erreichen, heißt das:

LTE Max ist nach wie vor überbewertet. Denn: Allerhöchstens 3 Prozent aller Tarifnutzenden erreichen überhaupt die vertraglich vereinbarte Höchstgeschwindigkeit. Das kann LTE Max sein, aber eben auch LTE mit bis zu 25 MBit/s (wie bei vielen Discount-Providern üblich).

Hier fallen die Netzbetreiber (Vodafone, Telekom) vor allem negativ auf. Dort wird aber eben auch mit den höchsten Geschwindigkeiten, eben mit LTE Max, geworben. Tarif-Discounter mit gedeckelter Höchstgeschwindigkeit liefern immerhin auch einen großen Anteil des versprochenen Speeds.

Das liegt schlicht daran, dass Mobilfunk ein sogenanntes shared medium ist, die Bandbreite also auf alle Endgeräte in einer Mobilfunkzelle aufgeteilt wird.

Verwirrende Werbung mit »echtem LTE Max«

Ein Beispiel dafür, wie verwirrend die LTE-Max-Debatten sein können, ist EDEKA smart. Dort heißt es:

„Keine falschen Versprechen – bei uns erhalten Sie echtes LTE“

Hier wird also zwischen echter LTE-Geschwindigkeit und falschem LTE (?) unterschieden. Mittlerweile hat EDEKA smart immerhin die Formulierung nachgebessert, ehemals wurde gar eine „Geschwindigkeit von 20 MBit“ gerügt, als falsches LTE bezeichnet.

Gerechtfertigt? Wir haben anhand der Breitbandmessung Zweifel daran. Theorie und Praxis liegen auch hier einfach zu weit auseinander.

LTE Max bei Edeka Smart - von wegen falsche Versprechen ...

LTE Max bei Edeka Smart – von wegen falsche Versprechen …

  • Ein Blick in die interaktive Darstellung zeigt jedenfalls: Der Anteil derer, die bei Edeka Smart volle 100 Prozent der Geschwindigkeit erreichen, liegt nämlich bei 0 %! Etwa 13 Prozent erreichen immerhin die Hälfte der Höchstgeschwindigkeit bei EDEKA smart.
  • So viel zu falschen Versprechen der „anderen“ …

Ist ja auch das, was die ComputerBILD im Netztest ermittelt hat: Die durchschnittlichen Geschwindigkeiten weichen erheblich von den tatsächlich maximal möglichen Geschwindigkeiten ab , sind aber zuletzt deutlich angestiegen!

Jahresbericht zur Breitbandmessung: Festnetz deutlich besser aufgestellt

Im Festnetz sehen die Werte dagegen deutlich besser aus: Hier erreichten 2021/2022 immerhin 84,4 Prozent die Hälfte der vertraglich vereinbarten Geschwindigkeit. 42,3 Prozent surften sogar mit voller Geschwindigkeit oder lagen sogar darüber.

Erstmals bezog die Bundesnetzagentur Gigabit-Anschlüsse heran, weist deshalb darauf hin, dass ein Vergleich zum Vorjahr nicht möglich sei.

Achte auch nochmal auf den Hinweis der Bundesnetzagentur:

Die Ergebnisse der Breitbandmessung hängen davon ab, welchen Tarif der Nutzer mit dem Anbieter vereinbart hat. Insofern lassen sich aus der Breitbandmessung keine Aussagen zur Versorgungssituation oder Verfügbarkeit von breitbandigen Internetzugangsdiensten ableiten. Es wird lediglich geprüft, ob die Anbieter ihren Kunden die vertraglich zugesicherte Bandbreite liefern.

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Profilbild von Stefanie
Schon seit 2011 ist Steffi als Redakteurin für verschiedene Online-Magazine und -Blogs unterwegs. Für Technik begeistert sie sich jedoch schon viel länger. Ihr erstes Handy? Ein Nokia 3310. Nach einem iPhone und einem Windows Phone (nein, kein Witz!) begleitet sie mittlerweile ein Android-Smartphone durchs mobile Leben.

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