Die iSIM als Nachfolger der eSIM? Praktisch und ohne große Umgewöhnung
Die eSIM ist mittlerweile ein Produkt, das viele kennen. Statt mit SIM-Karten und einer Büroklammer – mitunter auch SIM-Kartenöffner genannt – zu hantieren, wird eine virtuelle SIM-Karte aus dem Netz heruntergeladen und im Smartphone als eingebettete SIM (Embedded SIM) installiert. Beliebt ist das etwa bei Reisenden. So beliebt, dass Lufthansa mittlerweile die Lufthansa eSIM anbietet und es sogar ein eSIM-Angebot vom Flughafen Frankfurt geplant ist. Für eine Gesamtübersicht hilft ein Blick in unseren Beitrag mit Reise-eSIM-Anbietern.
Natürlich gibt es ein paar Nachteile. Die eSIM aus dem Smartphone extrahieren und in ein Notebook stecken, ist eine größere Herausforderung und bei Smartwatches und eSIM gehen Hersteller und Netzanbieter nicht besonders kundenfreundlich um. Nervig sind etwa Kompatibilitätsfragen bei Apple-Watch-eSIM-Tarifen.
Doch nun gibt es etwas Neues: die iSIM oder Integrated SIM. In Zukunft verschwindet nämlich der Speicherort für eSIMs in Smartphones. Ärgerlicherweise müssen wir hier etwas ausholen. Denn mit eSIM sind leider zwei Dinge gemeint. Einmal die Möglichkeit der Speicherung im Smartphone, Tablet oder etwa der Smartwatch (korrekte Bezeichnung: Embedded Universal Integrated Circuit Card oder eUICC) und einmal die „Karte“ oder besser die virtuelle SIM-Karte, gemeinhin als eSIM bezeichnet. Die iSIM heißt übrigens Integrated Embedded Universal Integrated Circuit Card oder ieUICC. Das Embedded verschwindet also eigentlich nicht im Namen. Eine iSIM ist formal auch eine eSIM. Verwirrend, oder?
Verschwinden wird aber der eSIM-Chip, der die virtuellen SIM-Karten speichert. Der ist bisher nämlich ein einzelner Baustein und wandert – so die Vorstellung der Industrie – in den zentralen Chip Deines Smartphones oder Deiner Smartwatch.
eSIMs sind mit iSIM kompatibel
Wie uns die GSMA versicherte, die sich um die Standardisierung im Mobilfunk kümmert, sind eSIM und iSIM vollständig kompatibel. Oder anders formuliert: Es kann Dir ziemlich egal sein, ob Dein Gerät nun die virtuellen SIM-Karten im eSIM-Chip speichert oder direkt im System on a Chip (SoC), das mit iSIM noch mehr beinhaltet. SoCs haben beispielsweise auch die Hauptprozessoren integriert oder den Grafikchip. Das ist der moderne Weg, möglichst viel in einen Chip hineinzuquetschen. Früher waren das noch einzelne Bausteine. Das ist bei PCs mitunter noch so, denn das SoC-Konzept hat auch seine Grenzen.
Die iSIM spart dabei durchaus in Relation zur eSIM enormen Platz, der Platzbedarf im SoC wird laut Thales mit weniger als einem Quadratmillimeter angegeben.
Was das für Dich konkret heißt? Wenn Du bereits weißt, wie man eine eSIM kauft und installiert, dann weißt Du auch, wie eine iSIM zu kaufen und zu installieren ist. Es gibt keinen gesonderten Tarif und keinen iSIM-Aufpreis, weil hier schlicht keine Unterscheidung gemacht wird. Die virtuelle SIM-Karte zum Download weiß nicht mal, ob sie in einem eSIM-Chip oder einem iSIM-Teil des SoC installiert wurde. Selbiges gilt eigentlich auch für den Netzbetreiber, wobei der vermutlich über Seriennummern schon herausfinden könnte, ob das Gerät iSIMs nutzt. Für die Statistik vielleicht ganz nett, aber in der Praxis irrelevant.
Ähnlich verhält es sich übrigens mit echten SIM-Karten, auf die man eSIMs installieren kann, um alte Smartphones eSIM-tauglich zu machen. Auch hier wissen die eSIMs nicht, dass sie auf einer echten SIM-Karte installiert wurden.
Wir gehen übrigens davon aus, dass die virtuellen SIM-Karten weiter als eSIM vermarktet werden. Der Name ist griffig und aufgrund der Kompatibilität bietet es sich an, die Kundschaft nicht mit „iSIM“-Tarifen zu verwirren. Das zeigte auch eine Anfrage bei eSIM Go, dem Anbieter von eSIM-Tarifen in der Luftfahrt. Für ihn ist es egal, ob das Gerät per eSIM-Chip oder iSIM speichert.
Eine Ausnahme gibt es: rSIM
Eine Ausnahme ist wohl die rSIM – noch. Diese SIM-Karte ist mit recht viel Intelligenz ausgestattet, denn sie schaut selbst im Netz nach, ob es erreichbar ist – ohne dass Dein Smartphone dies bemerkt – und wechselt im Störungsfall auf ein anderes Netz. Auf dem Mobile World Congress sagte uns der Gründer, dass die rSIM erst einmal nicht in einen iSIM-Speicher geladen werden kann. Hier sind dann offenbar doch mehr Anpassungen notwendig im Vergleich zu den eher einfach gehaltenen sonstigen virtuellen SIM-Karten.
Im Moment ist das für Dich aber ohnehin nicht so wichtig, denn de facto gibt es die iSIM im Consumer-Geschäft noch nicht. Auch ein Jahr nach der Ankündigung von Qualcomm und Thales gibt es nach Kenntnis von Handyhase keine seriengefertigten Smartphones mit iSIM-Implementierung.
Je kleiner das Gerät, desto wichtiger die iSIM
Interessant ist die iSIM aber durchaus für Kleingeräte. Sensoren etwa, die an Straßenbeleuchtung hängen, vielleicht sogar so etwas wie ein Airtag mit Mobilfunk. Das ist aber Zukunftsmusik, denn solche Geräte sind bisher ohnehin sehr groß.
In Smartwatches dürfte es hingegen große Vorteile geben. Wer sich einmal Teardowns angeschaut hat, weiß, wie eng es in einer Smartwatch zugeht. Technisch ist die Umsetzung des iSIM-Konzepts also durchaus interessant. Es wird nämlich nicht nur der eSIM-Chip gespart, sondern auch die Leitungen auf den sehr kleinen Platinen der Uhren. Gerade dort ist eine hohe Integration von großem Interesse. Vor allem, weil die iSIM auch noch etwas Strom sparen soll. Akkukapazität ist in einer Smartwatch ein sehr knappes Gut.
Aber von konkreten Plänen haben wir bisher noch nichts gehört und auf Nachfrage gibt sich so mancher Teilnehmer noch zugeknöpft. 2023 hieß es noch, dass 2024 das Jahr der iSIM wird und ein Jahr später schon 200 Millionen Geräte (inklusive IoT) verkauft werden sollten. Danach sieht es im Moment aber nicht aus.
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