Das Huawei Nova 9 im ersten Test: Echte Option oder nur für Markenfans?
Huawei hatte sich hierzulande mit anderen Geräten über Wasser gehalten – seien es Tablets, Laptops, Monitore oder zuletzt PC-Mäuse. Jetzt ist man mit zwei Smartphones zurück am deutschen Markt und belebt eine hier eine kaum bekannte Geräte-Familie wieder: Nova. Das erste Huawei Nova wurde zwar in Deutschland anlässlich der IFA 2016 vorgestellt, aber nachfolgende Generationen wurden hier selten vermarktet. Und so erscheint es vielen sicherlich überraschend, dass Huawei inzwischen bei Generation 8 und 9 angekommen ist.
Neben dem bereits erhältlichen Nova 8i für 349 € (UVP), stellte Huawei am 21.10.2021 das Nova 9 für 499 € (UVP) für den deutschen Markt vor, das am 2. November 2021 in den Handel kommen wird.
Das Huawei Nova 9 – ein erste Einschätzung nach dem Hands-On
Zusätzlich zu den Problemen, vor denen Huawei und damit auch das Huawei Nova 9 stehen, startet in Kürze das baugleiche Honor 50 der ehemaligen Konzerntochter, das den Komfort der Google-Dienste (inkl. Play Store), als auch eine unbeschnittene Hardware in Form eines 108-Megapixel-Sensors (statt 50) bei der Hauptkamera und einem Snapdragon 778G mit 5G mitbringt. Es wird wirklich schwer zu vermitteln sein, warum Du das Nova 9 und nicht das Honor 50 kaufen solltest.
Die Hardware fühlt sich super an, auch wenn Huawei auf ein beidseitig gewölbtes Design setzt und wir kein großer Fan der gewölbten Bildschirme sind. Ohne Hülle (es liegt eine bei) erwischen wir uns oft dabei, den Bildschirm unfreiwillig zu berühren. Die 120 Hz Bildwiederholrate des Displays sind wie zu erwarten top und adaptiv. Hier ruckelt und zuckelt einfach nichts bei der Bedienung.
Bei den beiden Farbvarianten können wir nur zu „Starry Blue“ raten. Das ist nicht nur die schönere Ausführung, denn ihre sandgestrahlte, matte Rückseite ist auch nicht so anfällig für jeden Fingerabdruck und Staub. Die Klavierlack-Optik der schwarzen Ausführung leider schon.
Huawei hat bei der Verarbeitung nicht nachgelassen, hier ist alles exakt und solide. Der Begriff „wertig“ ist vielleicht etwas überstrapaziert, trifft hier aber zu.
Software – HMS und Petal Clip
Die Software macht weiterhin Fortschritte, aber sie gehen zu langsam voran. Warum wir hier jetzt EMUI 12 auf Android 11 bekommen – statt Harmony OS 2 wie in China – wurde damit begründet, dass es hierzulande neben den Smartphones noch wenige andere „Connected Devices“ von Huawei gibt, die von der über das OS hergestellten Verbundenheit profitieren können.
Als Fortschritt kann wohl bezeichnet werden, dass die Datenspende-App des RKI nun in der App Gallery zu finden ist, ebenso die CovPass-App für den Impfnachweis. Die Corona-Warn-App fehlt aber nach wie vor, genauso wie Banking-Apps. Diese haben verständlicherweise eine hohe Priorität bei Huawei Deutschland, aber es gibt an dieser Front noch keine Neuigkeiten.
Ganz neu ist hingegen die App „Petal Clip“, eine eigene kleine App zur Videobearbeitung, mit der sich kurze Videoclips aus aufgenommen Videos und Fotos mit Effektübergängen erstellen lassen. Das passt auch zum neuen VLOG-Modus in der Kamera-App.
Fotografie
Wir haben ein paar erste Aufnahmen gemacht und die Hauptkamera macht auch mit „nur“ 50 Megapixeln sehr gute Fotos, ebenso die Ultraweitwinkel-Kamera mit ihren 8 Megapixeln. Leider fehlt dem Huawei Nova 9 jeglicher optischer Zoom und nach der zweifachen, digitalen Vergrößerung wird es doch eher matschig und die 4×-Stufe des Digitalzooms sollte eher sparsam eingesetzt werden. Da hilft auch die KI nicht viel.
Ebenfalls sparsam nutzen, eher meiden, solltest Du die Makro-Kamera und den Super-Makro-Modus. Die ist mit dem sehr schwachen 2-MP-Sensor und Blende ƒ/2.4 nur unter Idealbedingungen zu gebrauchen. Aus dem Handgelenk heraus war es uns quasi nicht möglich ein scharfes Bild hinzubekommen. Hier hatte zuletzt die Kombination der Ultraweitwinkellinse mit einem Makro-Modus bei einigen Herstellern für einen Sprung bei der Bildqualität gesorgt, auf den Huawei leider verzichtet.
Alle Fotos mit Blende ƒ/1.9 kommen von der Hauptkamera mit 50 MP (1× bis 4×), alle Fotos mit Blende ƒ/2.2 kommen von der Ultra-Weitwinkelkamera mit 8 MP (0,5×) und die Fotos mit Blende ƒ/2.4 kommen von der Makro-Kamera mit 2 MP. Das Selfie im Portrait-Modus kommt von der Frontkamera mit Blende ƒ/2.0 und 32 MP.
Erstes Fazit zum Huawei Nova 9
Hier ist viel, das uns an die Hochzeit von Huawei erinnert. Gerade die Verarbeitungsqualität und das Industriedesign heben es von den Mitbewerbern ab. Leider sind 499 € (UVP) aber ein Preis, für den Du derzeit – völlig abgesehen von Honor – deutlich mehr bekommst. Noch frisch ist z.B. unsere Zeit mit dem Motorola Edge 20, dessen Design langweiliger sein mag, bei dem Du aber unterm Strich mehr zum selben Preis bekommst. Weder beim Edge 20 noch beim Honor 50 musst Du, oder wirst Du, durch Extra-Reifen springen müssen, um mit dem Gerät im echten Alltag klarzukommen. Denn egal wie gut die Petal Maps inzwischen sind, wie leicht Du Apps in der Gallery oder über Petal Search finden kannst – es ist einfach nicht genug.
Die Software-Problematik, gepaart mit der reduzierten Hardware schreckt uns etwas vor einer Kaufempfehlung ab. Für Dich als Endnutzer spiel es eben keine Rolle, wer dafür kann, dass die Situation für Huawei so ist, wie sie ist. Wenn Du ein echter Huawei-Fan bist, dann sicher, greif zu. Du kannst Dich bestimmt mit der Situation arrangieren oder das Smartphone als Zweitgerät nutzen. Alle anderen jedoch sollten sich im Meer der vergleichbaren Mitbewerber umsehen oder auf das Honor 50 warten, wenn es denn genau dieses Design sein soll. Günstiger soll es auch noch werden. Presilich nehmen sie sich nichts.
weiterführender Link: Huawei-Produktseite
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