Huawei Mate 20X 5G Test: Schwankend hohe Geschwindigkeiten und die Frage nach dem Sinn
Huawei Mate 20X 5G im Test: Vodafone-Netz in Berlin
Mit 5G soll alles in Sachen Mobilfunk besser und vor allem schneller werden. Die Mobilfunknetzbetreiber verspricht sich mit der Zukunftstechnologie bis zu 10 GBit/s im Download, um dem wachsenden mobilen Datenhunger besser gerecht zu werden. Uns hat jedoch zunächst der praktische Nutzen für Privatanwender interessiert. Da Vodafone die ersten 5G-Sendestationen in Deutschland für Privatkunden in Betrieb genommen hat, bietet sich ein erster Test an. An dieser Stelle nochmals einen Dank an die Vodafone Deutschland GmbH für das Bereitstellen des Testgerätes.
So haben wir das 5G-Netz von Vodafone mit dem Mate 20X 5G getestet
Ausgestattet mit dem Huawei Mate 20X 5G haben wir uns zu Vodafones erstem 5G-Standort in Berlin Adlershof begeben. Dafür stellte uns Vodafone eine Nano-SIM mit einem Vodafone RED-Tarif und aktivierter 5G-Option bereit. Besagte Option kann jeder Privatkunde mit einem RED-Tarif über die Hotline oder die MeinVodafone-App für 5 € monatlich zu seinem Vertrag hinzubuchen.
Drei Messdurchläufe und Speedtest-App von Ookla
Natürlich muss der Kunde auch ein 5G-fähiges Endgerät verfügen. Zum Messen der Geschwindigkeiten haben wir auf die App ‚Speedtest‘ von Ookla zurückgegriffen in der Version 4.4.17.58466 für Android. Unsere Werte haben wir an verschiedenen Standorten in der Nähe des Funkmastes mit jeweils drei Messdurchläufen durchgeführt, siehe den Bildausschnitt von Google Maps in der Satellitenansicht. Auf einen Mittelwert der Testläufe haben wir verzichtet. Grund sind hierfür die teilweise sehr stark schwankenden Ergebnisse, trotz theoretisch nahezu alleiniger Nutzung der Funkzelle.
Wir haben den 5G-Netztest mit dem Huawei Mate 20X 5G durchgeführt, was einen wichtigen Grund hat. Als wir das Gerät erhalten haben, war das Samsung Galaxy S10 5G in Sachen Software noch gar nicht vorbereitet. Demzufolge wurde das 5G-Netz von Vodafone noch gar nicht unterstützt. Erst zum Start der GamesCom am 21.08.2019 hat Samsung mit der Verteilung des dafür nötigen Updates begonnen.
Messergebnisse zum 5G-Test im Vodafone-Netz: Was haben wir gemessen?
Unsere besten Speedtest-Ergebnisse lagen bei 698 MBit/s im Download und 36,8 MBit/s im Upload. Die Ergebnisse haben wir jeweils bei verschiedenen Testläufen gemessen. Die niedrigsten Ergebnisse belaufen sich auf 62,1 MBit/s im Download und 13,9 MBit/s im Upload. Es lässt sich daher sagen, dass die Ergebnisse recht durchwachsen ausfallen mit dem Huawei Mate 20X 5G. Der beste Messpunkt lag etwa 300 Meter Luftlinie von der Antenne entfernt mit direktem Sichtkontakt auf den Mast. Dieser Standort ist auch im Bildausschnitt von Google Maps in der Satellitenansicht zu sehen, kenntlich gemacht mit Hilfe der weißen Linie auf dem Bild weiter oben.
- Messpunkt 1
- Download: 551 MBit/s (höchstes Ergebnis), 158 MBit/s (niedrigstes Ergebnis)
- Upload: 36,8 MBit/s (höchstes Ergebnis), 17,9 MBit/s (niedrigstes Ergebnis)
- Messpunkt 2
- Download: 383 MBit/s (höchstes Ergebnis), 131 MBit/s (niedrigstes Ergebnis)
- Upload: 36,7 MBit/s (höchstes Ergebnis), 35,4 MBit/s (niedrigstes Ergebnis)
- Messpunkt 3
- Download: 698 MBit/s (höchstes Ergebnis), 208 MBit/s (niedrigstes Ergebnis)
- Upload: 62,3 MBit/s (höchstes Ergebnis), 34,7 MBit/s (niedrigstes Ergebnis)
- Messpunkt 4
- Download: 516 MBit/s (höchstes Ergebnis), 71,6 MBit/s (schlechtestes Ergebnis)
- Upload: 35,8 Mbit/s (höchstes Ergebnis), 14,7 MBit/s (niedrigstes Ergebnis)
- Messpunkt 5
- Download: 488 MBit/s (höchstes Ergebnis), 437 MBit/s (niedrigstes Ergebnis)
- Upload: 17,0 MBit/s (höchstes Ergebnis), 13,9 MBit/s (niedrigstes Ergebnis)
Unterm Strich kann schon jetzt gesagt werden, dass die Möglichkeiten von 5G mit einem entsprechenden Smartphone voranschreiten. Vor allem was die Downloadgeschwindigkeiten anbelangt, auch wenn diese teils sehr stark schwanken, siehe nachfolgender Screenshot, den wir am Standort 1 angefertigt haben (siehe Übersichtsbild weiter oben).
Messergebnisse: Was haben die Kollegen für Spitzenwerte ermittelt?
Die Messwerte einiger unserer Kollegen und von uns in Kurzform (jeweils gemessene Spitzenwerte und Standort der Antenne):
- Die Welt: 840 MBit/s Download, 36 MBit/s Upload (Berlin Adlershof)
- teltarif.de: 496 MBit/s Download, 30,6 MBit/s Upload (Köln Kalk)
- Inside Digital: 389 MBit/s Download, 36,9 MBit/s Upload (Köln Kalk)
- handyhase: 698 MBit/s Download, 36,8 MBit/s Upload (Berlin Adlershof)
Einen ersten Test hatte Die Welt (via Golem) durchgeführt, bei welchem in der Spitze ein Downstream von 840 MBit/s auf dem Huawei Mate 20X 5G gemessen wurde. Dabei betrug die Entfernung zu dem Mast etwa 300 Meter Luftlinie auf einem Parkplatz in der Nähe. Die Upload-Geschwindigkeit lag bei diesem Testlauf bei etwa 36 MBit/s in der Spitze. Im etwa 180 Meter Luftlinie entfernt gelegenen McDonalds-Restaurant wurden etwa 400 MBit/s vor der Tür und knapp 280 MBit/s im Restaurant selbst gemessen.
Die Kollegen von teltarif hatten einen Spitzenwert von 496 MBit/s gemessen, bei knapp 20 Meter Entfernung zum Mast in Köln Kalk. Im Upload wurden 30,6 MBit/s gemessen und damit ähnliche Erfahrungen im Vergleich zu Die Welt gemacht. Der niedrigste Wert im Download wurde im Nordrhein-Westfälischen Lohmar gemessen, mit maximal 397 MBit/s, aber immerhin 32,5 MBit/s im Upload.
Auch bei Inside Digital wurden ähnliche Eindrücke gesammelt: In Köln Kalk kamen die Kollegen auf maximal 389 MBit/s im Download und 36,9 MBit/s im Upload direkt am Sendemast. Interessant bei den Kollegen: Nach etwa 400 Meter Luftlinie ohne Sichtkontakt zum Mast hörte die Reichweite der 5G-Funkzelle auf und das Smartphone fällt zurück ins 4G-Netz.
Anmerkung Ping-Zeiten und was bedeutet das?
Abseits der reinen Geschwindigkeiten sind auch die Ping-Zeiten interessant. Diese haben wir ebenfalls mit dem Huawei Mate 20X 5G gemessen. 5G wird als Echtzeitnetz vermarktet, aber da passen die Paketlaufzeiten respektive die Latenz (=Ping) von 20 bis 27 Millisekunden nicht ganz zusammen. Der Ping gibt dabei an, wie lange ein Datenpaket vom Sender zum Server und wieder zurück braucht. Damit ist das 5G-Netz, sollte dies auch an den anderen 5G-Standorten von Vodafone in Deutschland so sein, nur minimal besser als das LTE-Netz. Mit LTE haben wir eine Latenz von 31 bis 38 Millisekunden gemessen. Von einem Echtzeitnetz ist da noch nicht viel zu sehen.
Und warum brauchst Du einen möglichst niedrigen Ping-Wert?
Vereinfacht gesagt darum: Je niedriger der Ping ist, umso schneller werden Websites auf Deinem Smartphone geladen. Aber auch Videotelefonie zum Beispiel via Skype werden qualitativ besser (Audio, Video) oder umso schneller werden bei Fortnite auf dem Smartphone Deine Eingaben bei Online-Gefechten in Aktionen auf dem Display umgesetzt.
Darum ist der Ping bei 5G derzeit noch so hoch
Der Grund dafür, dass die Ping-Werte bei der aktuellen 5G-Technologie noch so hoch sind, ist die verwendete Trägertechnologie 5G-NR NSA (oder auch 5G New Radio Non-Standalone). Kurzum, es kommt weiterhin LTE als Träger-Infrastruktur zum Einsatz, was auch die hohen Ping-Zeiten erklärt. Erst wenn das 5G-Kernnetz auf- und nennenswert ausgebaut ist, kann Vodafone auf 5G-NR SA, sprich Standalone, umschalten und dann das wahre Potenzial ausschöpfen.
Fazit zum ersten 5G-Test im Vodafone-Netz mit dem Huawei Mate 20X 5G
Was nach dem Test des Huawei Mate 20X 5G im 5G-Netz von Vodafone ganz besonders auffällt, ist der Punkt, dass die Ergebnisse vor allem im Download teilweise sehr stark schwanken. Gerade im Vergleich zu den Kollegen zeigen sich erhebliche Unterschiede bei den maximal erreichten Geschwindigkeiten – und das zum Teil am selben Standort! Zumindest lässt sich mit dem Huawei-Smartphone schon jetzt die mobile Daten-Zukunft an ausgewählten Standorten nutzen. Einen Vorteil für Privatanwender bringt die Technologie jedoch (noch) nicht. Es gibt schlicht keine mobile Anwendung, die solch immensen Geschwindigkeiten benötigt. Und Echtzeit-Kommunikation ist in einem Smartphone vernachlässigbar.
Parallelbetrieb von 5G- und LTE-SIM-Karte
Immerhin versteht sich das Huawei Mate 20X 5G auch bestens auf LTE, und dass mit beiden SIM-Karten-Slots. Interessant ist hierbei auch, dass ein Parallelbetrieb von 5G-fähiger Vodafone-SIM und LTE-fähiger Zweit-SIM (Telekom, o2, Drillisch, etc.) problemlos möglich ist. Zukunftsfähig ist das Smartphone damit auf ganzer Linie.
Der allerdings wichtige Ausbauschritt mit der Flächenversorgung für 5G wird zumindest noch eine sehr lange Zeit in Anspruch nehmen. Nicht nur bei Vodafone, sondern auch bei den anderen Netzbetreibern, allen voran Telefónica und dem kommenden vierten Netzbetreiber 1&1 Drillisch.