HMD Pulse Pro im Test – Überzeugt das erste HMD-Handy?
HMD Pulse Pro im Test: Tschüss Nokia, hallo HMD
Lange Zeit war Nokia Smartphone-Marktführer, wurde dann aber von der Konkurrenz in Form von Samsung und Apple abgehängt. Unter der Führung von HMD Global versuchte die Marke einen zweiten Anlauf. Dabei kamen teils durchaus gelungene Mobilgeräte heraus. Jetzt stellt sich HMD vor und will Dich mit schlauen Telefonen ohne Nokia-Schriftzug begeistern.
Mit einem Smartphone-Trio bestehend aus Pulse, Pulse+ und Pulse Pro betritt die finnische Firma unter eigener Flagge den Markt. Wir haben uns das HMD Pulse Pro zukommen lassen und es eine Woche im Alltag getestet. Das Handy hat eine UVP von 179,99 Euro. Einen Platz in der Liste der besten Smartphones wird das Pulse Pro wohl nicht schaffen. Aber passt es zur eigenen Preisklasse? Welche Aspekte uns überzeugt haben und woran der Hersteller noch arbeiten sollte, liest Du in den folgenden Zeilen.
Schickes Design und angenehme Haptik
Manche Einsteiger-Smartphones kommen mit einer Wassertropfen-Notch daher. Dabei ist die Frontkamera in einer Kerbe, die vom oberen Rahmen ausgeht, eingelassen. Das sieht ziemlich altbacken aus. HMD hat den modernen Ansatz gewählt und ein Kamera-Loch (Punch-Hole) im Pulse Pro integriert. Dieses Loch ist vergleichsweise klein und raubt Dir nicht viel Displayfläche.
Die Bildschirmränder sind nicht symmetrisch, der untere Bereich ist dicker. Ein kleiner Schönheitsmakel, der im Alltag aber kaum stört. Das seitliche Kunststoff des Smartphones geht gemessen am Preis in Ordnung. Hinten besteht das HMD Pulse Pro aus Glas. Der darunter befindliche Lack schimmert metallisch. Das sieht schick aus.
Generell können wir Dir versichern, dass das Handy eine gute Verarbeitungsqualität hat. Es knarzt auch beim festen Anpacken nicht, liegt sicher in der Hand und wirkt wie aus einem Guss. Gut ist die IP52-konforme Bauart, wodurch Du keine Angst um das Handy bei Spritzwasser oder Staub in schädlicher Menge haben musst. Aber: Schutz vor Untertauchen im Wasser (IP-68) bietet diese Norm eben nicht. Telefonieren im Regen ist also durchaus in Ordnung, mitten auf der Baustelle oder im Badesee empfehlen sich Schutzmaßnahmen.
Display von der flotten Sorte
Beim HMD Pulse Pro gibt es ein 6,65 Zoll messendes Display. Dieses basiert auf einem hochwertigen IPS-LC-Panel und aktualisiert Inhalte mit maximal 90 Hz.
Das macht sich vor allem beim Besuch von Internetseiten positiv bemerkbar. Mit diesem Handy kannst Du flott durch längere Artikel wie diesen scrollen, ohne dass es ruckelt. Mobile-Games, welche die 90 Hz unterstützen, profitieren ebenfalls.
Etwas bemängeln müssen wir die Auflösung von 1.612 x 720 Pixeln (HD+). Das ist heutzutage auch im Segment der Budget-Smartphones etwas wenig. Bei genauerer Betrachtung fallen aufgrund der daraus resultierenden niedrigen Pixeldichte (265 ppi) einzelne Bildpunkte auf. Dafür musst Du das Handy aber sehr nah halten, im Alltag macht sich das kaum bemerkbar.
Kameras des HMD Pulse Pro im Check
Eindrücke von der hinteren Dual-Kamera
Bei diesem Mobiltelefon handelt es sich um ein Dual-Kamera-Exemplar. Du findest also hinten zwei Knipsen vor. Die Spezifikationen der Module sehen folgendermaßen aus:
- 50 MP Weitwinkel, Blende f/1.8, Autofokus
- 2 MP Tiefensensor
Erfreulich ist die große Lichtstärke des Weitwinkel-Objektivs. Über welche Blende der Tiefensensor verfügt, wissen wir nicht. Informationen zu den verwendeten Sensoren werden leider ebenfalls nicht preisgegeben. In Zeiten von KI-Handy-Fotografie, mit der auch HMD wirbt, haben die 2-MP-Module kaum noch einen Mehrwert. Meistens werden diese Kameras zu Marketingzwecken verbaut.
Von der Fotoqualität bei gutem und mittlerem Licht sind wir durchaus angetan. Insbesondere die natürlichen Farben und das schöne Bokeh wissen zu gefallen. Soll die gesamte Szenerie scharfgestellt werden, leistet die 50-MP-Einheit ebenfalls gute Arbeit. Details lassen sich bis zu den Bildrändern erkennen. Fotos werden in 12 MP ausgegeben, optional in den vollen 50 MP.
Menschen werden mit natürlichem Hautton eingefangen. Bei Tieren wie unseren Kaninchen sind auch einzelne Haare erkennbar. Allerdings tritt die Unschärfe zu schnell in Aktion, weshalb nicht das ganze Fell scharf wird. Manchmal neigt die Kamera auch ein wenig zur Überbelichtung. Den zweifachen Digitalzoom solltest Du nur zur Not einsetzen, da die Fotoqualität leidet.
Eindrücke von Nacht- und Videoaufnahme
Nachts oder in dunklen Innenräumen musst Du das HMD Pulse Pro sehr ruhig halten. Ansonsten verwackeln die Aufnahmen, weil das Handy ziemlich lange belichten muss. Außerdem setzt schnell Bildrauschen bei wenig Licht ein. Notfalls kannst Du auf den integrierten LED-Blitz zurückgreifen. Dieser ist recht hell, hat aber eine begrenzte Reichweite.
Videos werden in Full-HD mit 30 FPS und Mono-Ton aufgenommen. Den Ton empfinden wir als etwas zu leise. Ansonsten weiß die Bildqualität der Filme durch natürliche Farben und einer guten Scharfstellung zu gefallen. Allerdings werden die Clips ziemlich komprimiert, was sich in dunklen Bereichen durch Detailverlust und Artefakte bemerkbar macht.
Vergleiche aber gerne auch mit unseren Eindrücken aus der Übersicht mit den Handys mit bester Kamera.
Eindrücke aus unserem Frontkamera-Test
HMD Global hat dem Pulse Pro eine 50 Megapixel starke Frontkamera spendiert. Geliefert bekommst Du aber 12 MP große Aufnahmen. Wie bei der Hauptkamera kommt nämlich Pixel-Binning, also das Verschmelzen benachbarter Bildpunkte des Sensors, zum Einsatz. Dadurch wird die Qualität verbessert. Allzu angetan waren wir von der Selfie-Qualität trotzdem nicht.
Es ist schwierig, selbst bei gutem Licht vollkommen scharfe Selbstporträts hinzubekommen. Das liegt unter anderem am fehlenden Autofokus. Manchmal wird der Hintergrund schärfer als Dein Gesicht. Wenn es dunkler ist, musst Du das Handy für Selfies sehr ruhig halten, sonst leidet die Qualität noch mehr. Für WhatsApp und Co. genügen die Ergebnisse.
Die Performance des HMD Pulse Pro: Prozessor im Test
Arbeitsgeschwindigkeit im Alltag
Der Hersteller bewirbt den Chipsatz Unisoc T606 auf der Verpackung. Allerdings solltest Du von diesem Chipsatz keine allzu hohe Leistung erwarten. Das SoC hat viereinhalb Jahre auf dem Buckel. Mit dem 12-nm-Fertigungsprozess ist die Plattform ziemlich veraltet. Die CPU besteht aus zwei schnelleren Kernen (Cortex-A75) und sechs Stromspar-Kernen (Cortex-A55).
Beide Cluster takten mit maximal 1,6 GHz. Die GPU Mali-G57 MP1 reißt keine Bäume aus. In Deutschland gibt es das HMD Pulse Pro ausschließlich mit 128 GB Datenplatz und 6 GB RAM. Der Arbeitsspeicher ist ausreichend dimensioniert. In Kombination mit der niedrigen Displayauflösung rettet das den Chipsatz im Alltag. Die Oberfläche ruckelt bei der Bedienung nur selten.
Selbst anspruchsvollere Spiele wie FC Mobile 24 und Need for Speed: No Limits laufen ordentlich. Mit 2622284 Punkten in AnTuTu sowie 372 Punkten (Single-Core) und 1334 Punkten (Multi-Core) in Geekbench fallen die Benchmarks ernüchternd aus. Bei vielen Apps im Hintergrund reagiert das Handy etwas langsamer und muss gelegentlich Elemente der Oberfläche neu laden.
Internet und Telefonie
Bei Internetbesuchen kannst Du Dich auf das HMD Pulse Pro sowohl daheim als auch unterwegs verlassen. Der LTE-Empfang war stets auf dem höchstmöglichen Niveau. Allerdings wäre es besser gewesen, wenn der Hersteller den Mobilfunkstandard 5G ergänzend integriert hätte. Da wir kein 3G (UMTS) mehr in Deutschland haben, bleibt neben 4G (LTE) nur 2G. Und auf einen weiteren Ausbau des 4G-Netzes kannst Du kaum noch hoffen. Unglaublich eigentlich, dass im Jahr 2024 auf diesen Funkstandard verzichtet wird.
Im WLAN macht das Handy eine sehr gute Figur. Mit 240 MBit/s in Router-Nähe und 175 MBit/s am Arbeitsplatz verwendete das Mobiltelefon unser 250-MBit-Drahtlosnetzwerk effizient. Ein kurzer Test der Navigation via Google Maps absolvierte das Smartphone ebenfalls problemlos. Die Standortbestimmung ist schnell und akkurat.
Während Telefonaten verstanden wir unser Gegenüber stets gut und wurden auch gut verstanden. Die akustische Qualität ist auf einem hohen Niveau.
Die Akkulaufzeit auf dem Prüfstand
Sicherlich willst Du mit Deinem Handy möglichst selten an die Steckdose. Der verbaute 5000 mAh starke Akku des HMD Pulse Pro wirkt auf dem Datenblatt vielversprechend. Er lässt sich zudem recht einfach austauschen. HMD kooperiert nämlich mit den Profi-Bastlern von iFixit. So bekommst Du unkompliziert Anleitungen und Werkzeug zur Selbstreparatur.
Die Akkulaufzeit des HMD Pulse Pro können wir nicht anders als phänomenal bezeichnen, sicherlich zählt das Handy so den Smartphones mit bester Akkulaufzeit. Fast fünf volle Tage (genau: 4 Tage und 20 Stunden) hielt das bei einer Ladung Handy durch. Dabei hatten wir eine Bildschirmzeit von knapp sechs Stunden. Sämtliche Verbindungen waren angeschaltet und die Displayhelligkeit lag permanent bei 82 Prozent.
Wir nutzten unter anderem YouTube, Netflix, WhatsApp, diverse Mobile-Games, Chrome und die Kamera. Wenn Dir die Ausdauer am wichtigsten ist, wird Dich das HMD Pulse Pro sicherlich zu überzeugen wissen.
HMD Pulse Pro im Vergleich mit der Konkurrenz
Wir haben uns angeschaut, welche vergleichbaren Smartphones mit vorinstalliertem Android 14 Du aktuell kaufen kannst. Dabei sei erwähnt, dass der Marktpreis des HMD-Handys aktuell schon auf etwa 160 Euro gefallen ist. Für 150 Euro gibt es das Samsung Galaxy A15. Dieses punktet beim 5G-Mobilfunk, dem Display, dem Chipsatz und der Kamera.
Erwähnenswert ist auch das realme 12x. Dieses Handy kostet genauso viel wie das HMD Pulse Pro, hat aber 5G an Bord. Außerdem sind das Display (120 Hz) und der Chipsatz etwas flotter sowie der Staub- und Wasserschutz ausgeprägter (IP54). Allerdings ist realme bei der Updatevorsorgung nicht gerade ein Vorbild. Das Pulse Pro von HMD punktet mit seinem 3,5-mm-Kopfhöreranschluss, der einfachen Reparierbarkeit und der 50-MP-Selfie-Kamera.
Fazit zum HMD Pulse Pro
Ist HMD mit diesem Handy am Puls der Zeit? Man möge uns das Wortspiel verzeihen. Unserer Meinung nach ist dem Hersteller ein guter Einstand mit der ersten Smartphone-Serie der eigenen Marke gelungen. Insbesondere die hervorragende Akkulaufzeit, die bei gutem Licht überzeugende Kamera und die gelungene Gehäusequalität wissen zu gefallen. Auch der Ansatz der leichten Reparierbarkeit ist löblich
Allerdings ist die Ausstattung eben nicht herausragend. Bei der UVP von knapp unter 180 Euro bzw. in der Preisklasse der Smartphones bis 200 Euro darfst Du keine Ausstattung der Oberklasse erwarten. Abstriche gibt es in gleich drei Kategorien: Eine höhere Displayauflösung wäre wünschenswert, der Prozessor ist bereits in die Jahre gekommen und insbesondere eben 5G fehlt. Hier liegen eben die Schmerzpunkte, die Du vor einem Kauf unbedingt bedenken solltest.
Du hast noch Interesse? Am besten, Du wartest, bis der Preis etwas gesunken ist oder erwirbst das HMD Pulse Pro mit einem guten Handyvertrag.
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