Hardware einfach mieten statt kaufen? Unser Ratgeber zu Grover & Co.
Geräte mieten statt kaufen
Warst Du schonmal in der Situation, Dich zu fragen, ob eine Smartwatch wirklich etwas für Dich ist? Wolltest Du ein ganz bestimmtes Modell? Musstest Du in 14 Tagen mit X Leuten ein Projekt stemmen, für das ihr zwar den Co-Workingspace mieten hättet können, aber keine Notebooks hattet? Wolltest Du den Biketrip in den Bergen auf einer GoPro festhalten, die Du sonst das ganze Jahr über nicht brauchst? Diese und andere Fälle sind prädestiniert für das Mietmodell.
Es unterschiedet sich i.d.R. von einem Ratenkauf (der idealerweise als 0%-Finanzierung laufen sollte) dadurch, dass Du Dir selbst einen klaren (kurzen) Zeitraum für die Nutzung der gewünschten Hardware setzt. Irgendwann überschreiten natürlich die kumulierten Monatsmieten den tatsächlichen Kaufpreis und Du hast es am Ende doch gekauft und draufgezahlt – besitzt das Gerät aber nicht. Gerade bei den kleineren (günstigeren) Produkten solltest Du Dir vorher ganz genau ausrechnen, für welchen Zeitraum sich eine Miete ggü. einem Kauf (und ggf. Verkauf nach Nutzung) lohnt.
Vermieter wie Grover können sich nämlich nur dann halten, wenn die Monatsmieten höher ausfallen als die Raten einer 0%-Finanzierung im selben Zeitraum – die „Zinsen“ sind ihr Verdienst. Einen echten einmal begonnenen Ratenkauf kannst Du im Gegensatz zu einer Miete allerdings nicht einfach abbrechen, denn Du hast ja einen Kaufvertrag abgeschlossen. Die Miete oder das Abo kannst Du jeden Monat durch Rückgabe des Geräts oder den Mietkauf beenden. Allerdings gibt es auch hier ein paar Fallen!
Der Selbsttest
Zugegeben, der Test ist jetzt schon etwas her, aber grundlegend treffen die damaligen Erfahrungen auch heute noch zu. Der Autor dieses Ratgebers hat Grover selbst 2017 einmal ausprobiert. Damals war die Apple Watch Series 3 gerade neu und wir waren uns unsicher, ob die im Alltag tatsächlich sinnvoll wäre. So haben wir sie für einen Monat gemietet. Grover war damals selbst noch recht neu in Deutschland und es gab einen Discount, so dass für das Experiment einmalig 33 € fällig wurden.
Darüber hinaus wäre es aber schon unwirtschaftlich geworden, denn bei mehr als einer Monatsmiete wäre der theoretische Endpreis teurer geworden als ein separater Neukauf.
Schäden
Natürlich bist Du angehalten, jedes gemietete Gerät sorgsam zu nutzen. Ob das jetzt ein Grünschnitthächsler von Boels bei Hornbach ist, oder der neueste Mac von Grover, macht dabei keinen Unterschied. Sobald ein Vermieter das Produkt zurückerhält, wird es einer Prüfung unterzogen. Sollten hierbei Beschädigungen auffallen, die vor der Miete nicht vorhanden waren, werden Gebühren fällig. Bei Boels gibt’s dafür eine Kaution, bei Grover zahlst Du 10 % der Schäden, wenn diese größer ausfallen als normale Gebrauchsspuren und kleinere Kratzer. Bei Drohnen sind es jedoch sogar 50 %.
Anbieter in Deutschland
Grover
Grover ist wohl der bekannteste Vermieter von Elektronik. Nicht zuletzt durch die starke Kooperation mit MediaMarkt/Saturn, mit der sie quasi in den Onlineshop integriert sind. Seit Kurzem gilt das auch für freenet (früher mobilcom-debitel), die Grover als Dienstleister nutzen, um über eine eigene Seite Smartphones mit monatlich kündbaren Tarifen zum Mieten anzubieten (Anm.d.Red.: freenet hat die Kooperation mit Grover eingestellt).
Der Anbieter mobilcom-debitel wurde in "freenet" umbenannt. Alle Verträge und Tarife bleiben jedoch bestehen.
Grover startete 2016 als BYEBUY in Berlin, bevor die Firma 2018 den eigenen Markennamen Grover annahm. Grover gilt auch nach 5 Jahren am Markt als Startup und hat erst Anfang 2021 eine neue Finanzierung erhalten. Das bedeutet eben auch, dass sie trotz ca. 150.000 laufender Mietverträge und Expansion nach Spanien und in die USA (Niederlande und Österreich sind schon früher dabei gewesen) finanziell nach wie vor nicht auf eigenen Beinen stehen.
Smieten
Smieten aus Troisdorf hat sich ganz auf Smartphones spezialisiert und fächert bislang nicht so auf wie Grover. Smieten gehört zu Motion, die u.a. 1991 den ersten Call-by-Call-Anbieter Talkline gründeten. Der Händler Handytick, der Dir auf unseren Angebotsseiten begegnet, gehört auch zur Motion-Markenwelt.
Gearflix
GearFlix von Foto Hamer aus Bochum hat wenig überraschend Fotografie als Schwerpunkt und leiht Dir vom teuren Objektiv bis zur Drohne alles aus, was mit der Aufnahme von Still- oder Bewegtbild zu tun hat.
Utiluru
Der Meta-Anbieter Utiluru sammelt Angebote von Grover (Elektronik) und RENTpartner (für Heimwerken und Gartenarbeit). Die angeblich „schnell wachsende Liste von Anbietern“ gibt es so nicht (mehr). Der Markt hat sich scheinbar konsolidiert.
Vertragsfalle: Turbado
Turbado war eine Plattform, die für ihre vermeintlich günstigen Angeboten mit einer „speziellen Erfahrung“ warb. In der Tat machten die Kundinnen und Kunden recht spezielle Erfahrungen: Es stellte sich oftmals erst im Nachhinein heraus, dass die Geräte nicht günstig gekauft, sondern teuer gemietet waren. Ein Gericht unterband die Geschäftspraxis schließlich.
FairLeihen
Moderne, lokale „Nachbarschaftshilfe“ FairLeihen – Leihe privat zu privat – lebt noch als einer der wenigen Anbieter aus der „Shareconcomy“. Peerby ist auf den niederländischen Markt zurückgekehrt und nur noch dort aktiv.
Alles teilen, alles toll?
Sharconomy-Plattformen, auf denen tatsächlich Leute anderen Leuten etwas leihen, scheinen nur stark lokal und nicht als Geschäftsmodell zu funktionieren, wie z.B. frents zeigt, das nach 10 Jahren und 20.000 Mitgliedern in der Hochphase die Segel strich. Teilen skaliert scheinbar nicht, da sich nur ein sehr geringer Teil der Bevölkerung überhaupt dafür interessiert. Hier müsste erst ein grundlegender Wechsel im Konsumverhalten stattfinden oder angestoßen werden, der wie es scheint vorerst im Sande verlaufen ist. Der Name „Shareconomy“ selbst ist aus der öffentlichen Debatte weitestgehend verschwunden und wurde eher durch Tauschgeschäfte oder Kleinanzeigen ersetzt.
Selbst Unternehmungen, die von großen Firmen getragen wurden, mussten wegen ausbleibender Profitabilität wieder eingestellt werden – allen voran OTTO NOW. Hier war Anfang des Jahres (Januar 2021, nach vier Jahren) Schluss mit Mietverträgen (Hintergründe). In Österreich bietet der Otto Versand das Mietmodell weiterhin an, aber auch über Grover.
Miet-Handy zum Vertrag – gibt’s das noch?
Unschöne Erinnerungen haben manche noch, wenn sie an die Marke Base denken: Hier gab vereinzelt das böse Erwachen, als Kunden feststellten, dass sie das Handy zum Vertrag nicht gekauft, sondern nur gemietet hatten. Als ein Wechsel zum anderen Anbieter anstand, wollte Base das gemietete 1-Euro-Handy zurück und die überraschten Kunden standen ohne Endgerät da.
Es gibt es aktuell nahezu keinen Händler oder Provider mehr, der das Handy zum Vertrag als Mietmodell herausgibt. Negatives Beispiel war früher E-Plus/Base, die in Telefónica aufgegangen sind. Telefónica mit der Marke o2 zeigt sich heute sogar von einer kundenfreundlichen Seite: Das Handy zum Vertrag wird zwar in Raten abbezahlt, geht aber in den Besitz des Kunden über und die Hardware-Raten entfallen nach der vereinbarten Zeit.
Miet-Router trotz Routerfreiheit
Anders sieht es im Festnetz-Bereich aus: Hier ist das Miet-Gerät zum Anschluss sogar recht weit verbreitet.
Obwohl die Routerfreiheit besagt, dass ein beliebiges Endgerät am DSL- oder Kabel-Anschluss genutzt werden kann, vertreiben manche Anbieter noch sogenannte „Zwangs-Router“, die zwar nicht genutzt, jedoch bezahlt werden müssen. Die Argumentation ist, dass diese auf das Netz abgestimmt sind und im Notfall zum Einsatz kommen können, wenn der kundeneigene Router streikt.
Beispiele hierfür sind aktuell noch Vodafone Kabel und einige der neueren HomeSpot-Tarife, bei denen die stationäre Internet-Verbindung über das Mobilfunknetz hergestellt wird.
Indes gibt es Anbieter, die auf den Zwangs-Router verzichten: Rühmliche Vorbilder sind zum Beispiel 1&1, die Telekom (außer MagentaZuhause Hybrid), o2 my Home DSL, Pyur, congstar.
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