Samsung Galaxy Ring im Hands-on: Die Sache mit den Ringgrößen
Samsung geht unter die Anbieter von smarten Ringen. In Paris gab uns das südkoreanische Unternehmen zumindest die Gelegenheit das notwendige Prozedere für den Kauf auszuprobieren, oder vielleicht besser anzuprobieren? Denn das ist bei einem Ring erst einmal ein grundsätzliches Problem. Ein Handy passt in der Regel in viele mögliche Taschen, ein Tablet ist wie gemacht für Rucksack und Co und die Smartwatch? Die hat in aller Regel flexible und einstellbare Bandlängen, sieht man mal von Gliederbändern ab, aber selbst die lassen sich modifizieren.
Doch wie läuft das bei einem Ring? Zumal er mit Sensoren, einem Akku und auch noch mit Funktechnik ausgestattet ist. Den einen klassischen Ring für alle gibt es halt einfach nicht.
Testring-Set zum Anprobieren
Im Handel wird es vor dem Kauf eines Rings die Möglichkeit geben, erst einmal Dummy-Ringe anzuprobieren. In Paris haben wir daher als erstes einmal ein Testring-Set bekommen. Das Set bestand aus insgesamt neun Testringen, die, wie uns Samsung versicherte, lokalen Gegebenheiten angepasst werden. Unser Test-Kit ging bis zu US-Ringgröße 13 bis hinunter zur 5.
Das anprobieren empfiehlt sich. Der Kunststoffring ist in einer festen Größe zu kaufen und kann nach derzeitigen Informationen auch nicht einfach vergrößert werden. Etwas, was bei Schmuckringen durchaus machbar ist.
In Samsungs Galaxy Ring steckt aber Sensorik drin. Diese ist in einer Art Band gefasst, das in der Innenseite des Rings positioniert wird. Dabei sind die Sensorbänder für jede Ringgröße individuell gefertigt. Dementsprechend zeigte Samsung auch neun einzelne Sensorbänder.
Bei unserem anprobieren entstand auch fast ein Problem. Wir haben nämlich einen etwas zu kleinen Ring ausgewählt. Aufsetzen konnten wir ihn noch. Beim Abziehen wollte dieser jedoch nicht wieder vom Finger herunterkommen. Nur mit viel Mühe konnten wir uns von dem Ring befreien. Unser Tipp: Lieber von Groß nach Klein die Dummy-Ringe anprobieren.
Dass die drei Sensoren etwas aus dem Ring nach Innen ragen, dürfte durchaus damit zu tun haben. Du musst also gegebenenfalls eine Ringgröße höher wählen.
Fragen zum Onlinekauf – Anprobe durch kostenfreies Testkit
Doch wie passen Anprobe eines Rings zum Online-Kauf? Ein schwieriges Thema. So schwierig, dass es vor Ort seitens Samsung dazu keine direkte Antwort gab außer, dass ein Onlinekauf möglich ist. Einen Hinweis liefert aber das Datenblatt. Es gibt nämlich ein Kit zur Größenfeststellung kostenfrei und Samsung empfiehlt einen Testring des Kits mindestens 24 Stunden zu tragen, ehe Du Dich entscheidest.
Ring wurde noch ohne Funktion gezeigt
Etwas enttäuscht waren wir, weil der Ring noch ohne Funktion demonstriert wurde. Zudem bewachte Samsung die Ringe mit Argusaugen während der Vorstellung in Paris. Sie durften nur an einem speziellen Tisch gefilmt werden, während uns Samsung bei den Hands-ons zum Galaxy Z Flip 6 und Galaxy Z Fold 6 recht freie Hand gegeben hat.
Wirklich etwas auszuprobieren oder auch Messergebnisse durch den Galaxy Ring einzusehen, war nicht möglich. Samsung erklärte aber hier und da etwas zu dem Ring und dem prinzipiellen Einsatzszenario.
Demnach soll die Kundschaft den Ring auch im Schlaf nutzen. Samsung zufolge setzen viele eine Smartwatch zur Nacht ab. Meist spricht auch die Akkulaufzeit dagegen sie Nachts zu tragen. Ein Ring hingegen hat beispielsweise kein Display mit Strom zu versorgen, was viel Energie spart.
Die Sensoren des Galaxy Rings
Um die Sensoren des Rings gab es allerhand Spekulationen. Eines ist dabei leider recht schnell klar geworden. Eine Blutzuckermessung kann der Ring nicht durchführen. Das wäre durchaus ein Highlight gewesen. Da die Messung solcher Werte aber durchaus kritische Auswirkungen hat, ist dies noch immer nicht so einfach. Es droht auch schnell eine Klassifizierung als medizinisches Gerät und dann wird es für Hersteller erst recht kompliziert.
Der Ring beschränkt sich daher auf eher einfache Aufgaben. Es gibt einen optischen Herzfrequenzsensor und einen Infrarottemperatursensor. Deine aktuelle Kondition lässt sich daraus herleiten. Auch eine Zyklus-Erkennung gehört dazu. Hinzu kommt ein Beschleunigungssensor, der dann Bewegungen erkennen kann. Das ist weniger als in einer Smartwatch steckt.
Die neuen Uhren Galaxy Watch 7 und Watch Ultra haben beispielsweise noch ein Barometer oder einen Lagesensor und auch für den Herzfrequenzsensor wird mehr angegeben als bei dem Galaxy Ring.
Technisch überträgt der Ring die Werte über Bluetooth Low Energy 5.4. Darüber kann der Ring auch mit der „Find My Ring„-Funktion gefunden werden, falls ihr diesen einmal verlieren solltet.
Der smarte Ring soll ganze sieben Tage durchhalten können, ohne neu aufgeladen zu werden. Auf einem Wochenendtrip musst Du also nicht einmal an das Ladeetui denken. Allerdings musst Du auf eine korrekte Orientierung achten. Eine Markierung am Ring zeigt Dir, ob die Sensoren richtig an der Unterseite sind. Der Ring sollte also auch nicht zu locker sitzen.
Übrigens: Zwar sollen alle Ringe laut Samsung bis zu sieben Tage durchhalten können. Doch der Teufel steckt im Detail: Die Ringe haben je nach Größe zwischen 18 und 23,5 mAh Akkukapazität. Sonst gibt es aber keine technischen Unterschiede. Im Kleingeruckten heißt es aber, dass die Ringgröße die Akkulaufzeit beeinflusst. Du kannst also erst einmal davon ausgehen, dass der größte Ring „bis zu sieben Tage Laufzeit“ bietet und die kleineren bis zu zwei Tage weniger.
Das Ladeetui gibt Samsung mit einer Nennkapazität von 361 mAh an. Das heißt, dass Du damit auch locker einen längeren Urlaub ohne Netzteil planen kannst.
Was kostet der Samsung Galaxy Ring? Teurer als so manche Smartwatch
Samsungs Einstieg in das Ringgeschäft ist nicht günstig. Der Hersteller gibt eine UVP von 449 € für den Erstling der Galaxy-Ring-Serie an. Zum Vergleich: Samsungs neue Galaxy Watch 7 kostet höchstens 400 €. Damit bewegt sich der Hersteller im Vergleich mit der Konkurrenz in der hochpreisigen Liga. Der Oura Ring (mittlerweile in dritter Generation) kostet beispielsweise zwischen 330 und 400 €.
Der Ring besteht übrigens vermutlich aus einem Kunststoff. Gerüchte deuteten das bereits vor der Vorstellung an. Er fühlt sich jedenfalls nicht typisch kalt wie Metall an und wirkt auch erstaunlich leicht. Laut Samsung wird aber etwas Titan als Schutzschicht verwendet. So heißt es in den Fußnoten: „Titanium wird nur auf dem Galaxy Ring Geräterahmen verwendet“. Der laut Samsung 2,6 mm dicke und 7 mm breite Galaxy Ring wiegt je nach Größe zwischen 2,3 und 3 Gramm. Zu haben ist er in Titanium Black, Titanium Silver und Titanium Gold.
Ein erstes Fazit fällt schwer
Den Ring anhand der Datenlage mit einer Ersteinschätzung zu bewerten ist nicht leicht. Es gibt kein Display zu begutachten, die eigentlich sehr wichtige App wurde im Zusammenspiel nicht gezeigt und ohne wenigstens ein paar Sensormessungen durchzuführen lässt sich nur wenig zum Ring sagen außer: Bitte die ersten Tests abwarten.
Denn die Fähigkeiten eines Rings liegen vor allem in der Sensorik. Schlaftracking ist beispielsweise ein potenziell spannendes Feld für jene, die Nachts keine Lust haben ihre „große“ Smartwatch weiter zu tragen. Aber auch die Nutzung tagsüber könnte für Dich interessant sein: Wie gut sind die Sensoren im Vergleich zu einer Smartwatch?
Was bleibt ist dann nur noch eine Bewertung des Äußeren. Und hier sieht Samsungs Smartring nicht sonderlich spektakulär aus. Eher solide Grundarbeit mit unauffälligem Design. Verzierungen gibt es etwa nicht. Wer noch nie einen Ring getragen hat, dem dürfte das vielleicht sogar gefallen. Allerdings fällt der Ring durch seine deutliche Breite auf. Wir vermuten, dass hier durchaus modische Aspekte stärker beim Kauf wirken, als etwa bei einem Smartphone oder einer Smartwatch.
Vor allem muss sich aber noch zeigen, ob Samsungs Stärke im Bereich der Softwareentwicklung ausreicht, um den Ring von der Konkurrenz abheben zu können, die mitunter schon mehrere Generationen auf den Markt gebracht hat.
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