Creative Aurvana Ace 2 im Test: Edler Kupfer-Look für Goldöhrchen
Ihren guten Ruf begründete die Marke Creative durch PC-Steckkarten namens Soundblaster. Inzwischen baut der Hersteller ihn mit Lautsprechern und Kopfhörer aller Art aus. Einer der jüngsten Neuzugänge ist der In-Ear-Kopfhörer Aurvana Ace 2. Er soll nicht nur Gaming-Fans ansprechen, sondern auch höhere musikalische Ansprüche erfüllen. Nicht wundern: Das Modell mit der Versionsnummer 2 erschien zeitgleich mit dem ohne Namenszusatz. Die Unterschiede sind gering: Die „2“-te Variante hat ein halbtransparentes Gehäuse, unterstützt zusätzlich die Lossless-Variante des aptX-Codecs und nutzt für die aktive Geräuschdämmung einen Qualcomm-Chip statt den eines No-Name-Zulieferers.
Was für beide Varianten gilt: Sie nutzen zwei Lautsprecher auf jeder Seite, damit die Höhen klarer klingen. Ob Look und Sound in der Praxis angesichts eines empfohlenen Verkaufspreises von 180 Euro überzeugen können, musste der Creative Aurvana Ace 2 im Test beweisen.
- Ausgewogener Klang
- Detailreiche, feingezeichnete Höhen
- Präziser Bass
- Origineller Transparenz- und Kupfer-Look
- Case lädt auf Wunsch kabellos
- Schwammige Tastenbedienung
- ANC dämpft Geräusche mittelmäßig
- Akkuausdauer durchschnittlich
- Sitz für intensive Basswirkung etwas zu luftig
Design und Tragekomfort
Bei Creatives Ass handelt es sich um kabellose Knöpfe, die man ins Ohr setzt. Ein kleiner Steg weist in Richtung Kinn. Abgesehen davon sind die Knöpfe kompakt gebaut, gucken nicht weit aus dem Ohr. Im Gehörgang halten sie allein durch Gummipfropfen. Zum Lieferumfang gehören vier Stöpsel in verschiedenen Größen. Flügelchen, die sich in die Ohrmuschel krallen, gibt es nicht. In der Folge sitzen die Creative Aurvana Ace 2 im Test etwas luftig in unseren Lauschern, aber stabil genug, um nicht herauszufallen. Selbst bei Bewegung bleiben sie an Ort und Stelle. Die leichten Knöpfe wiegen unter fünf Gramm, drücken nicht und tragen sich über Stunden hinweg angenehm.
So weit, so normal. Womit sich Creatives Knöpfe aus der Masse anderer komfortabel zu tragender True-Wireless-Kopfhörer abheben, ist das Gehäusedesign. Der schwarze Kunststoff ist halbtransparent, gibt bei den Kopfhörern den Blick auf die Treiber, beim Gehäuse auf die Ladeelektronik frei. Das ist selten zu sehen, die Nothing Ears und Beats Solo Buds sind weitere Ausnahmen.
Zusätzlich setzt Creative einen glamourösen Designakzent durch eine glänzende, Kupfer-farbene Innenverkleidung des Ladegehäuses. Diese erblickst Du nur während des kurzen Zeitraums, in dem Du das Case öffnest, um die Stöpsel zu entnehmen oder zu verstauen. Dagegen auch beim Tragen im Blick, aber nicht so auffällig: Die kleinen Zierflächen an den Außenseiten der Ohrstöpsel, die ebenfalls in einem Kupferton gefärbt sind.
Außer ansehnlich hat Creative die Aurvana Ace 2 auch wasserfest gebaut. Gemäß der Schutzklasse IPX5 halt die Dichtungen Strahlwasser und damit locker einen Regenguss ab.
Schnell gekoppelt, aber neue Streaming-Technik nutzt noch nichts
Gerätetypisch einfach und schnell sind die Creative Aurvana Ace 2 im Test sowohl mit einem Android-Smartphone als auch mit einem iPhone gekoppelt. Beim ersten Öffnen der Ladeschale befinden sich die Stöpsel automatisch im Pairing-Modus. Nachträglich aktivierst Du diesen durch dreimaliges Drücken der Taste auf der Unterseite des Ladecases.
Audiosignale empfangen die Kopfhörer per Bluetooth 5.3 LE (Low Energy Audio). Unterstützt wird außer aptX Lossless auch aptX Adaptive, AAC und SBC. Zusätzlich sind der Audio-Codec LC3 und das Streaming-Verfahren Auracast eingebaut. Alles drei zusammen ermöglicht theoretisch, Kopfhörer verschiedener Marken mit demselben Smartphone zu koppeln, in Kinos eine von mehreren Synchronfassungen zu empfangen und auf Flughäfen Lautsprecher-Ansagen durchgereicht zu bekommen. Doch das ist in der Praxis noch Zukunftsmusik, weil Auracast noch in kaum Smartphones, geschweige denn in der öffentlichen Audio-Infrastruktur angekommen ist. Immerhin, sollte es mal soweit sein, sind die Creative Aurvana Ace 2 dafür gewappnet.
Fummelige Tastenbedienung, simple App
Das im Praxistest schwächelnde Bedienkonzept passt nicht zum hohen technischen Aufwand, den Creative in anderen Bereichen betreibt.
Zwar gut gedacht: Eine Sensorfläche am oberen Ende des Kopfhörerstegs bietet Zugriff auf Musik- und Smartphone-Funktionen. Aber schlecht umgesetzt: Die Sensorik ist recht unempfindlich. Wir müssen im Test heftig raufpatschen, damit was passiert. Gleichzeitig reagiert sie verzögert. Das verleitet zu abermaligem Drücken und damit Fehlbedienungen, weil unklar ist, ob die Eingabe registriert wurde. Trotz Eingewöhnung bleibt die Bedienung bis zum Testschluss zu oft eine Geduldsprobe. Ein intuitiverer, verlässlicherer Zugriff wäre auch in dieser Preisklasse zu erwarten.
Immerhin deckt die Tastenbelegung fast alle wichtigen Funktionen ab, sodass wir nicht zwingend zum Smartphone greifen müssen – ein Eingabeerfolg vorausgesetzt. Per Sensortaste
- weckst Du Siri unter iOS und Google Assistant unter Android auf,
- wechselst Du zwischen aktiver Geräuschdämmung und Transparenzmodus,
- pausierst und setzt Du Titel fort,
- stellst Du lauter und leiser (das ist nicht selbstverständlich),
- wechselst Du zum nächsten Titel.
Fehlt da nicht was? Genau, den vorherigen Titel kannst Du ab Werk nicht anwählen. Soll das auch am Kopfhörer gehen, kannst Du per Creatives Begleit-App eine der vorhandenen Funktionen entfernen und durch diese ersetzen.
Die für Android und iOS erhältliche Gratis-App dürfte niemanden vor Herausforderungen stellen. Sie ist übersichtlich aufgebaut und bietet nicht allzu viele Optionen. Außer der Tastenkonfiguration enthält sie Schalter für das Ein- und Ausblenden von Umweltgeräuschen sowie einen EQ. Dieser umfasst insgesamt 15 Profile sowie zwei Regler für Bässe und Höhen. Alternativ tunst Du einzelne Frequenzbereiche per Wischgeste.
Hilfreich wäre noch ein Ohrpasstest, der die Einschätzung erleichtert, ob kein unerwünschter Schall von außen nach innen und umkehrt dringt. Doch solche Extras hat die App nicht in petto, bietet nur das Nötigste.
So klingen die Creative Aurvana Ace 2 im Test
Schwächen in der Bedienung lassen sich verkraften, wenn der Klang stimmt. Und das tut er. Hier gibt sich Creative auch besonders viel Mühe, baut auf jeder Ohrseite zwei statt einen Lautsprecher ein. Einer ist für die mittleren und tiefen Töne zuständig. Er durchmisst zehn Millimeter, das ist üppig für so kleine Knöpfe und verspricht viel Puste. Der zweite Lautsprecher kümmert sich um die hohen Töne.
Das überhaupt ein zweiter Schallwandler reinpasst, gelingt, weil Creative auf miniaturisierte Technik des Zulieferers xMEMS setzt. Dessen MEMS-Lautsprecher (Mikro-elektromechanisches System) kommt ohne platzraubende Magnete und Spulen aus. Stattdessen versetzt er einzig das elektronische Bauteil, den Chip, in Schwingung. Das reicht für hohe, aber nicht für tiefe Töne. Letzteres übernimmt weiterhin ein separater, klassisch aufgebauter Lautsprecher.
In der Praxis trägt dieser zusätzliche Aufwand Früchte. Die Creative Aurvana Ace 2 spielen oben herum klar und detailreich auf, können in dieser Hinsicht mit teureren Modellen wie etwa den Sennheiser Momentum True Wireless 4 mithalten. Abgesehen von leicht angehobenen Mitten klingen die Knöpfe unverfälscht. Das bedeutet vor allem: Der Bass ist recht präzise, aber auch nicht besonders präsent. Hifi-Fans mit goldenen Öhrchen freut das.
Doch wer es nicht so genau nimmt und stattdessen bassbetonter mag, dürfte das Klangprofil als zu kühl und nüchtern betrachten. Mit dem EQ lässt sich hier sehr feinfühlig nachschärfen. Allein der Wechsel vom ab Werk eingestellten „Flach“-Preset zu einem anderen, wirkt Wunder, gestaltet die Tiefen noch etwas boomiger, akzentuiert die Höhen noch etwas klarer.
Aber auch nach dem Tuning nehmen wir den Creative Aurvana Ace 2 im Test nicht als intensiven, warm klingenden und einhüllenden Bass-Spezialisten wahr. Das liegt zum Teil auch am luftigen Sitz in unserem Ohr. Von Creative bislang nicht vorgesehene Flügelchen könnten helfen, die Kopfhörer tiefer zu verankern und damit die Basswirkung zu stärken.
Kein Ass in der ANC-Leistung
Um Umgebungsgeräusch auszublenden, baut Creative auf jede Ohrseite drei Mikrofone und Elektronik von Qualcomm ein. Das durch dieses Active Noise Canceling (ANC) erzielte Ergebnis ist durchschnittlich. Vor allem mittlere und höhere Frequenzen dämpfen die Creative Aurvanca Ace 2 im Test schwächer als andere Kopfhörer mit ANC. Etwa Verkehrslärm an der Straße reduziert die Technik nur mittelmäßig. Läuft keine Musik, ist zudem ein leichtes Eigenrauschen wahrnehmbar.
Beim Telefonieren setzt sich dieser Eindruck fort. Nur in ruhigen Umgebungen ist das Gegenüber am anderen Ende der Leitung ungestört zu verstehen. Umgekehrt ist die Leistung aber besser. Hintergrundgeräusche wie den Betriebslärm eines Saugroboters oder plätscherndes Wasser aus einem Hahn filtern die Kopfhörer für den Gesprächspartner oder die Gesprächspartnerin wirksam heraus.
Nichts auszusetzen gibt es am Transparenzmodus. Auf Wunsch leiten die Mikrofone Außengeräusche durch, sogar etwas lauter als normal. Das ist praktisch, wenn Du Sirenen von Einsatzfahrzeugen oder Lautsprecherdurchsagen nicht überhören möchtest.
Durchschnittliche Akku-Ausdauer
Dank Wasserschutz und purzelsicherem Sitz sind die Creative-Kopfhörer zwar sporttauglich, aber selbst keine Langläufer. Mit aktiviertem ANC oder Transparenzmodus reicht eine Akkuladung für etwa vier Stunden. Sind diese Funktionen ausgeschaltet, erhöht sich die Spieldauer auf sechs Stunden. Das sind durchschnittliche Werte. Das gleiche gilt für die Reserve im Akku des Ladecases. Nimmt man diese hinzu, sind mit ANC 18 Stunden Spielzeit, ohne ANC 24 Spielzeit drin.
Immerhin versorgt das Case die Kopfhörer halbwegs schnell mit neuer Energie. Innerhalb von zehn Minuten pumpt es Energie für eine Stunde Spielzeit hinein.
Nettes Extra: Außer per USB-C lässt sich das Ladecase selbst auch kabellos auf einer induktiven Ladeschale auftanken. Unabhängig von der Lademethode gilt: Eine LED am Case signalisiert den Restladestand farbcodiert. Für die Kopfhörer gibt es zudem in der App eine Prozent-Anzeige, aber nicht für das Case.
Fazit zu den Creative Aurvana Ace 2 im Test
Die Creative Aurvana Ace 2 erweisen sich im Test als sehr gut klingende True-Wireless-Kopfhörer in der Preisklasse unter 200 Euro. Sie überzeugen vor allem mit der in diesem Preisbereich nicht selbstverständlichen klaren und detailreichen Höhenwiedergabe. Dass Creative dafür einen zusätzlichen Hochtöner verbaut, zahlt sich aus. Das ausgewogene Klangprofil mit präzisem, aber ab Werk nicht verstärktem Bass, erfüllt durchaus auch höhere Ansprüche von Musikfans mit Goldöhrchen, die genauer hinhören. Wer intensive Bässe bevorzugt, ist hingegen nicht richtig. Dafür geht der Knopf im Tragetest auch nicht weit genug ins Ohr. Insgesamt stimmt der Tragekomfort aber. Der originelle Look mit halbtransparentem Durchblick und Kupfereinlage ist ein ansehnliches Extra. Angesichts dieser Stärken lässt sich über die schwammige Tastenbedienung sowie die durchschnittliche ANC- und Akkuleistung hinwegsehen.
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