Die besten Messenger: WhatsApp-Alternativen wie Threema, Telegram, Signal & Co.

  • veröffentlicht am 12.01.2021
Wenn Du hier gelandet bist, suchst Du sicherlich eine Alternative zu WhatsApp. Viele Messenger-Apps sind besser, die meisten zudem sicherer als das Facebook-Produkt. Hier lernst Du sie kennen.
Messenger Apps Logos WhatsApp Threema Telegram

Bild von Thomas Ulrich auf Pixabay

Es ist schön, dass man fast alle seine Freunde per WhatsApp erreichen kann, um sie weltweit kostenlos per Chat, Sprach- oder Video-Anruf zu erreichen. Dank Ende-zu-Ende-Verschlüsselung in Einzel- sowie Gruppen-Chats erweckt der mobile Messenger auch den Eindruck, sicher und vertrauenswürdig zu sein. Doch zeigen etliche WhatsApp-Alternativen, dass es noch sicherer geht. Zudem haben Telegram und Co. in Hinsicht mancherlei Funktionen die Nase vorn. Wir greifen uns eine Handvoll der populärsten Messenger-Apps abseits von WhatsApp heraus und zeigen Dir ihre Vor- sowie Nachteile gegenüber WhatsApp.

WhatsApp: eine Bestandsaufnahme

Bevor wir die alternativen Messenger-Apps beleuchten, sollten wir die Eckdaten von WhatsApp ansehen. Denn aus gutem Grund nutzt fast jeder Smartphone-Besitzer das Original.

  • WhatsApp hat über zwei Milliarden aktive Nutzer: Du erreichst fast jeden Deiner Freunde und Verwandten mit dieser einen App
  • Der Dienst ist komplett kostenlos; das heißt, Du bezahlst mit Deinen Meta-Daten
  • Chats werden Ende-zu-Ende-verschlüsselt, Meta-Daten jedoch nicht
  • Die Einrichtung gelingt spielend einfach per Handynummer und SMS, ein Passwort ist nicht nötig
  • Sprach- und Video-Anrufe sind kostenlos; auch Gruppen-Video-Calls mit bis zu acht Personen sind möglich

Will also eine Messenger-App es mit WhatsApp aufnehmen, muss sie ebenfalls einfach zu bedienen, kostenlos und weit verbreitet sein. Denn was nützt Dir die tollste WhatsApp-Alternative, wenn Du mit der neuen Chat-App Deine Freunde nicht erreichst?

Doch warum würde man WhatsApp überhaupt ersetzen oder zumindest ergänzen wollen?

Nachteile von WhatsApp

  1. WhatsApp ist recht unflexibel. Du kannst mit derselben Handynummer nur auf einem einzigen Gerät WhatsApp nutzen. Willst Du WhatsApp-Kontakte vom Laptop oder Tablet aus anschreiben, geht das nur umständlich via WhatsApp Web. Läuft jedoch Dein Handy-Akku leer, bist Du komplett ausgesperrt. Manche anderen Chat-Apps kannst Du parallel auf unabhängigen Geräten verwenden.
  2. Bilder werden sehr stark komprimiert. Nutzt Du WhatsApp-Gruppen zum Austausch schöner Erinnerungen, werden die Fotos eventuell zu aggressiv verkleinert. Das spart zwar Datenvolumen und beschleunigt die Dateiübertragung, ist aber langfristig unerfreulich. Denn spätestens auf einem größeren Bildschirm betrachtet, oder auf Papier ausgedruckt, sehen die Aufnahmen dann nicht mehr so schön aus wie im Original.
  3. Es gibt zudem keine vernünftige Dateiverwaltung oder -sicherung in WhatsApp. Schnell füllt sich das App-Verzeichnis auf Deinem Smartphone und schwillt auf mehrere Gigabytes an; Gigabytes voller alter Sprachnachrichten und größtenteils uninteressanter Bilder von schlechter Qualität. Immerhin hat WhatsApp per Update eine Ausmisten-Funktion dagegen eingeführt. Besonders schwerwiegend wird diese Vermüllung nämlich, wenn Du WhatsApp von Deinem alten Smartphone auf das neue umziehen willst. Denn für das Daten-Backup bist Du selbst verantwortlich.

Aus Datenschutzsicht kann man hinzufügen, dass WhatsApp Deine Adressbuchkontakte mit dem Mutterkonzern Facebook teilt, ebenso wie die Meta-Daten. So entsteht ein Profil davon, wann Du wie lange mit wem chattest.

(Facebook) Messenger

Beim (Facebook) Messenger klinkst Du Dich mit Deinem Facebook-Konto ein. Der Log-in erfolgt wahlweise per E-Mail-Adresse oder Handynummer; in jedem Fall aber zusätzlich mit einem Passwort. Der Funktionsumfang des Messengers ist weitgehend deckungsgleich mit dem von WhatsApp, wenn nicht sogar größer. Auch die Zahl der aktiven Nutzer ist in etwa gleich groß, was den Messenger nahezu zu einem Eins-zu-Eins-Ersatz für WhatsApp machen kann. Demnächst kommt sogar die Integration von Instagram hinzu, sodass Messenger-Nutzer direkt mit Instagram-Nutzern chatten können. Es ist eine Frage der Zeit, wann Du auch WhatsApp-Gruppen vom Messenger aus beitreten kannst.

Dass die Brandmauer zwischen WhatsApp uns seinem Mutterkonzern bröckelt, zeigten bereits Änderungen im Jahr 2016.

Vorteile gegenüber WhatsApp

Der Facebook-Messenger ist etwas flexibler als WhatsApp, da er sich auf mehreren Geräten gleichzeitig nutzen lässt – auch wenn Dein Handy ausgeschaltet ist. Das liegt daran, dass der Chat komplett auf den Facebook-Servern gespeichert und von dort aus synchronisiert wird.

Nachteile gegenüber WhatsApp

Die Server-Synchronisierung ist aus Nutzer-Sicht vielleicht praktisch, aus Datenschutz-Sicht jedoch kritisch. Während WhatsApp-Chats nur auf den Handys der Nutzer unverschlüsselt vorliegen, können in Facebook-Chats die Konzern-Mitarbeiter und möglicherweise auch Werbekunden bei Euch mitlesen.

Telegram

Der (außerhalb von China) wohl populärste, für Android und iOS verfügbare Mobile-Messenger abseits des Facebook-Universums ist Telegram. Dieser macht allerdings vor allem wegen seiner ominösen Gruppen und Kanäle derzeit negative Schlagzeilen. Ominös ist auch die Herkunft des Projektes. Denn Telegram-Gründer Pawel Walerjewitsch Durow ist ein schwer zu fassender Mann. Sein Heimatland Russland versucht seit Jahren vergeblich, den Dienst zu zensieren und will Durow wegen seiner Unbeugsamkeit zur Verantwortung ziehen; sein erstes Projekt VK hatte man ihm schon genommen. Im Zuge seines De-Facto-Exils entschied sich Durov, Telegram noch sicherer zu machen und aus eigener Tasche weiter zu finanzieren. Die Monetarisierungs-Strategie des Messenger-Dienstes bleibt jedoch schleierhaft. Sein Porträt von Deutsche Welle lohnt es sich anzusehen!

Vorteile gegenüber WhatsApp

Telegram bietet deutlich mehr Funktionen als WhatsApp; darunter zählen …

  • Video-Nachrichten (ähnlich Sprachnachrichten, nur zusätzlich mit kleiner Video-Blase)
  • Volle, unbegrenzte Server-Synchronisierung, inklusive Dateien bis je 2 GB
  • Gleichzeitige Anmeldung und unabhängige Nutzung auf all Deinen Geräten
  • „Geheime Chats“ mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und Selbstzerstörungs-Timer löschen Nachrichten unwiderruflich auf beiden Handys
  • Umfangreiche Sticker-Packs, die auch selbst angelegt werden können
  • Parallel zu den Apps auf dem Handy können mehrere Desktop-Apps mit Telegram betrieben werden

Nachteile gegenüber WhatsApp

Die Nutzergruppe ist etwas kleiner als bei WhatsApp, wächst aber stetig. Falls Du WhatsApp gar nicht ersetzen möchtest, ist dies weniger ein Problem. Solltest Du jedoch tatsächlich den Facebook-Diensten den Rücken kehren wollen, ist Telegram alleine keine vollumfängliche Alternative. Dann müsstest Du noch weitere Messenger parallel nutzen, um wieder alle Kontakte zu erreichen.

In der Grundeinstellung werden Nachrichten über Telegram nicht Ende-zu-Ende-verschlüsselt versendet! Erst wenn Du mit einem Kontakt einen „geheimen Chat“ startest, ist die Konversation nicht für Dritte einsehbar. Geheime Chats können nicht geräteübergreifend geführt werden. Sie können auch nicht per Smartwatch gelesen oder beantwortet werden.

Signal

Aus Datenschutz-Sicht noch einmal interessanter ist der ebenfalls kostenlose Messenger Signal. Seine Bedienung ähnelt der von WhatsApp zum Verwechseln: Anmeldung per Handynummer und SMS-Bestätigung, manuelle Backups, verschlüsselte Chats sowie Anrufe und Video-Calls… Dem Anschein nach der perfekte Ersatz.

Signal bekam auch von prominenter Seite Unterstützung: Der wahrscheinlich berühmteste Whistleblower der Welt – Edward Snowden – bekannte sich auf Twitter zur Nutzung des Messengers.

I use Signal every day. #notesforFBI (Spoiler: they already know) https://t.co/KNy0xppsN0

— Edward Snowden (@Snowden) November 2, 2015

Der Youtube-Kanal von mobilsicher.de hat ein sehenswertes Video zu Signal veröffentlicht:

Vorteile gegenüber WhatsApp

Bei Signal handelt es sich um einen so genannten „Zero-Knowledge“-Dienst: Die Betreiber schauen weder in Eure Chat-Protokolle noch auf Eure Metadaten. Datenschützer können den Quellcode offen einsehen und auf Schwachstellen überprüfen. Wer nicht die zentralen Signal-Server in den USA nutzen möchte, kann einen eigenen Signal-Server (mit eigenem Branding etc.) aufsetzen. Mangels eines Zusammenschluss mit den offiziellen Servern (Federation) können Nutzer auf einem eigenen Server nicht mit den übrigen Signal-Nutzern der Welt kommunizieren. (Natürlich arbeitet die Open-Source-Community an einem Fork, der dieses Manko beheben soll.)

Nachteile gegenüber WhatsApp

Funktionell ist Signal mit WhatsApp vielleicht auf Augenhöhe. Privatsphäre-mäßig hat die Alternative dem Anschein nach sogar die Nase vorn. Doch die Nutzerzahl ist weiterhin arg unterlegen. Suchst Du nach der einen Alternative, um WhatsApp zu ersetzen, ist auch Signal nicht die einzige Antwort. Aber im Parallelbetrieb mit Telegram deckst Du schon einen großen Teil Deines Freundes- und Bekanntenkreises ab, den Du bisher per WhatsApp erreicht hattest. Außerdem steigen die Nutzerzahlen mit jedem neuen Skandal rund um WhatsApp und Telegram.

Das Handling der Back-ups ist bei Signal noch etwas fummeliger als bei WhatsApp. Eine Sicherung Deiner Chat-Verläufe und Fotos in der Cloud wie bei WhatsApp ist nicht vorgesehen. Du musst Dich also selbst darum kümmern, wie Du Deine Daten vom alten aufs neue Gerät überträgst, falls Du darauf Wert legst. Vergiss beim Transfer nicht den Wiederherstellungscode, sonst kannst Du das Back-up auf dem neuen Gerät nicht entschlüsseln. Immerhin ist der Datentransfer zwischen iOS-Geräten etwas einfacher und gelingt via QR-Code und Direktverbindung.

Threema

Eine im deutschsprachigen Raum beliebte WhatsApp-Alternative ist Threema. Die Messenger-App ist bei Datenschützern vor allem beliebt, weil ihre Server-Infrastruktur in der Schweizer Heimat aufgebaut ist.

Vorteile gegenüber WhatsApp

Das fängt schon bei der Registrierung an: Threema will gar nichts von Dir wissen, nicht einmal Deine Handynummer. Beim ersten Start erstellt Threema eine zufällige Nutzerkennung (Threema ID), die Du optional mit Deiner E-Mail-Adresse oder Deiner Handynummer verknüpfen kannst. Tust Du letzteres, wirst Du freilich deutlich mehr Kontakte in der Liste vorfinden. Lässt Du es, kannst du Deine ID einfach manuell mit Deinen Liebsten teilen und Threema gegenüber voll anonym bleiben.

Nachteile gegenüber WhatsApp

Das fängt schon vor der Installation an: Threema wird nicht kostenlos zum Download angeboten. Die einmalige Gebühr von zwei bis drei Euro ist jedoch zu verschmerzen, zumal all Deinen Familienmitgliedern die App dann kostenlos freigeschaltet wird (Apple, Google).

Weiter geht’s mit besagter Threema ID. Diese musst Du hüten wie Deinen Augapfel, wenn Du bei Threema auffindbar bleiben willst. Denn falls Du sie oder den zugehörigen Schlüssel verlierst, kannst Du sie nicht einfach wiederherstellen. Schreiben Dich Deine Freunde dann unter Deiner alten Kennung an, werden sie nicht merken, dass Du Dir inzwischen eine neue zugelegt hast. Umgekehrt wirst Du in Deinem Threema-Adressbuch mehr und mehr Karteileichen vorfinden; alte Chat-Protokolle mit längst verwaisten Threema IDs. Die Betreiber haben für dieses Phänomen noch keine optimale Lösung gefunden; immerhin erscheinen nun inaktive Threema IDs grau in Deiner Kontaktliste, sodass Du wegen ausbleibender Antworten eines guten Freundes nicht mehr besorgt sein musst.

Der ganze Back-up-Prozess gestaltet sich ähnlich umständlich wie bei Signal. Immerhin kannst Du Deine Threema ID nun im Threema Safe sichern. Das macht den Umzug auf ein anderes Handy einfacher.

Weitere WhatsApp-Alternativen

Die Liste der Messenger-Apps könnten wir an dieser Stelle unendlich weiter führen. Selbst Wikipedia kommt kaum hinterher, seine Übersicht aktuell zu halten. Im Folgenden wollen wir exemplarisch weitere Chat-Apps und -Dienste zeigen, die für bestimmte Paradigmen und Spezialisierungen stehen.

Skype

Der Messenger Skype war und ist so populär, dass es „skypen“ sogar in den Duden geschafft hat. Vorrangig wurde er zwar für kostenlose VoIP-Telefonate genutzt, jedoch ist seine Bedeutung als reiner Text-Messenger nicht zu unterschätzen. Skype ist seit 2011 Teil des Microsoft-Universums. Weiterhin interessant ist das Tool durch die einfache Möglichkeit, Gruppenchats einzurichten, Video-Konferenzen abzuhalten und dort den Bildschirm zu teilen. Dies geht auch als Web-Anwendung im Browser (Microsoft Edge oder Google Chrome).

iMessage

Apples Messenger ist exklusiv auf den hauseigenen Geräten nutzbar, also nur auf iPhones, iPads und Macs. iMessage ist Teil der Nachrichten-App, womit eine Verwechslungsgefahr mit der klassischen SMS besteht. Nutzer sehen an einem ausgegrauten Text im Schreibfeld, ob sie ihre Nachricht per SMS oder per iMessage versenden. Die Anmeldung am iMessage-Dienst erfolgt auf Basis der Handynummer oder Apple-ID bei der Einrichtung des iPhones und Nutzung der Nachrichten-App und nur nach Rückfrage. Bei der Identifizierung können – je nach Provider – Kosten für eine SMS nach Großbritannien anfallen.

Wire

Den optimalen Spagat aus Datenschutz und nutzerfreundlicher Bedienung schafft Wire. Der schweizerische Messenger legt seinen kompletten Quellcode offen und er verlangt bei der Registrierung weder Geld noch Deine Telefonnummer. Eine E-Mail-Adresse reicht aus, und Du bist drin. Der Haken: Wire will irgendwie nicht so richtig Fahrt aufnehmen. Außerhalb von ein paar Gruppen im (kostenpflichtigen) Geschäftskundenbereich wirst Du ihn kaum als WhatsApp-Ersatz verwenden können.

XMPP

Vor der Zeit von Apps aus den späten Neunzigern stammt das offene Protokoll XMPP. Offen bedeutet, dass hier etliche Clients (also Messenger Apps) zu Deiner Disposition stehen. Du nutzt überall dasselbe XMPP-Konto, das sich voll anonym aus Benutzernamen und Passwort zusammensetzt. Eine Synchronisierung mit Deinen Kontakten findet nicht statt, so dass Du Deinen Freunden einzeln Deinen Nutzernamen verraten musst. Manche Apps erlauben dennoch einen Adressbuch-Abgleich, um gesammelte Kontakte zu speichern. Beliebte Client-Apps sind …

Briar

Der Chat-Client Briar bringt seine eigene Infrastruktur gleich mit. Fällt einmal das Internet aus, funktioniert dieser Dienst einfach weiter. Dafür nutzt die Messenger-App sämtliche Verbindungen Deines Smartphones, also mobile Internetverbindung, WLAN sowie Bluetooth. Aus den Komponenten erstellt es ein vermaschtes Netzwerk aus allen greifbaren Briar-Benutzern. Befinden sich davon genügend in Deiner Umgebung, bleibt dieser Chat-Dienst auch dann noch verwendbar, wenn die Mobilfunkmasten durch eine Katastrophe oder mutwillig außer Betrieb sind. Auch im Flugzeug kannst Du so mit Deinen Leuten in Kontakt bleiben.

Fazit

Abseits von WhatsApp tummeln sich noch immer hunderte spannende Chat-Apps im Netz. Die hier vorgestellten sind sicherlich nur die Spitze des Eisbergs. Sie zeigen jedoch, dass sowohl alte Projekte lange weiterleben und neue Projekte mit immer praktischeren Ideen aufwarten. Das Thema Privatsphäre wird von der Mehrheit der WhatsApp-Alternativen ernst genommen. Es lohnt sich daher, zusammen mit ein paar Freunden neue Messenger-Apps auszuprobieren und eventuell die eine oder andere Gruppe auch einmal in Facebooks totem Winkel zu betreiben.

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