Tarife „ohne Vertragslaufzeit“ bei 1&1, Drillisch & Co.: Das musst Du beachten!
Was bedeutet „ohne Vertragslaufzeit“?
Wenn Du bei Anbietern wie DeutschlandSIM genau hinschaust, dann siehst Du bei den Tarifen mit der Angabe „ohne Vertragslaufzeit“ eine Kündigungsfrist von 3 Monaten. Eine so lange Kündigungsfrist kannten wir von so gut wie allen Tarifen mit langer Mindestlaufzeit von 24 Monaten, bevor die Kündigungsfrist für Neuverträge auf 1 Monat gesenkt wurde. Normalerweise haben flexible Tarife aber eine Mindestlaufzeit von 1 Monat und sind dann monatlich kündbar. Damit passt Drillisch ihre Tarife den Vorgaben des neuen Telekommunikatiosgesetzes an.
In einigen Fällen findest Du also nun eine 3-monatige Kündigungsfrist, obwohl die Tarife keine Mindestlaufzeit haben. Der Vertrag endet damit erst 3 Monate später, nachdem Du die Kündigung ausgesprochen hast. Kommt noch eine Formulierung wie „Kündigungsfrist: 3 Monate zum Monatsende“ hinzu, kann Dein Vertrag im ungünstigsten Fall fast 4 Monate laufen (vom Zeitpunkt der Kündigung bis zur Beendigung des Vertrags). Dies ist bei einigen Drillisch-Marken noch der Fall. Hier endet der Vertrag genau 3 Monate später, nachdem Deine Kündigung eingegangen ist.
Allerdings wird Drillisch diese Praxis nach und nach bis Anfang März 2022 einstellen und die Tarife ohne feste Laufzeit der einzelnen Marken auf die Kündigungsfrist von einem Monat umstellen. Der Konzern folgt damit den Vorgaben des neuen Telekommunikationsgesetzes, welches seit dem 01.03.2022 in Kraft ist.
Beachte allerdings, dass die 3 Monate Kündigungsfrist noch für Verträge gelten können, die vor dem 01.03.2022 abgeschlossen wurden.
Kündigungsfrist ist wie Mindestlaufzeit
Weil der Vertrag vom Zeitpunkt des Kündigungseingangs bis zur Deaktivierung des Vertrags 3 Monate läuft, verursacht die lange Kündigungsfrist eine faktische Mindestlaufzeit. Daher hatten wir diese Tarife immer mit 3-monatiger Mindestlaufzeit aufgefasst und dargestellt.
Wie geht ein Tarifwechsel bei 3 Monaten Kündigungsfrist?
Bei 3-monatiger Kündigungsfrist ist insbesondere der Tarifwechsel zu einem anderen Anbieter erschwert. Wenn Du es gewohnt bist, Deinen Tarif je nach Bestpreis-Angebot von einem zum anderen Anbieter umzuziehen, stehen Dir längere Kündigungsfristen im Wege. Denn insbesondere Aktionstarife können häufig nicht mit einem späteren Aktivierungszeitpunkt gebucht werden. Sie beginnen mit der Laufzeit oft schon während der Lieferung der SIM-Karte. In solchen Fällen hat man zwei Tarife für eine Zeit lang parallel laufen, was zusätzliche Kosten verursacht.
Wann kündige ich am besten einen Tarif ohne Vertragslaufzeit?
Eine gute Chance auf einen schnellen Wechsel hast Du, wenn Du den Vertrag sofort nach der Aktivierung kündigst. Attraktive Wechselangebote findest Du immer in unserem Vergleich für Handytarife.
Unabhängig davon, wie lange die Kündigungsfrist Deines Vertrags ist – eine Kündigung Deines Vertrags kannst Du jederzeit beim Provider einreichen (am besten schriftlich). Alternativ kannst Du natürlich die Kündigung für einen noch späteren Termin ansetzen. Dann schreibst Du in das Kündigungsschreiben, dass Du den Tarif zum Zeitpunkt xy beenden möchtest. In der Regel kündigt man aber zum nächstmöglichen Zeitpunkt. Und dieser liegt nun bei den betroffenen Tarifen deutlich weiter in der Zukunft als bei klassischen „Flex-Tarifen“ mit echter monatlicher Laufzeit und monatlicher Kündigungsfrist (oder kürzer).
Bei Mobilfunktarifen mit einer längeren Kündigungsfrist kündigst Du am besten sofort nach Erhalt der SIM-Karte den Tarif und schaust Dich als echter Schnäppchen-Hase regelmäßig nach neuen Angeboten um. Einschränkung: Bei täglicher Kündigungsfrist kannst Du entspannt auf das neue Angebot warten, Du kannst ja jederzeit wechseln.
Wo gibt es noch flexible Tarife mit langer Kündigungsfrist?
Tatsächlich war die lange Kündigungsfrist bei flexiblen Handytarifen gar nicht so neu: Bei 1&1 DSL ohne Vertragslaufzeit gab es die gleichen Fristen schon seit Jahren. Und da Drillisch von United Internet gekauft wurde, verwundert es nicht, dass die Marken voneinander lernen. Auch in der Vergangenheit hatte PremiumSIM bereits mit 3-monatiger Kündigungsfrist bei den flexiblen Tarifen experimentiert. Ab März 2020 war es wieder soweit: Neben PremiumSIM hatte auch simplytel die Tarifschiene mit den flexiblen Angeboten von monatlicher Laufzeit und Kündigungsfrist auf „ohne Vertragslaufzeit“ mit 3-monatiger Kündigungsfrist umgestellt. Im April 2020 folgte sim.de diesem Modell und strich die monatlich kündbaren Tarife ganz aus dem Angebot. winSIM hat seit Mai 2020 die flexiblen Tarife ohne Vertragslaufzeit. PremiumSIM stellte die Praxis jedoch im Februar 2022 wieder um und kehrte zur monatlichen Kündigungsfrist zurück.
Wo gibt es monatlich (oder früher) kündbare Vertragstarife?
Dass es auch anders geht, zeigte die Drillisch-Marke smartmobil: Hier waren die flexiblen Tarife nach einer Mindestlaufzeit von 1 Monat täglich kündbar! Die Zeit ist allerdings vorbei. Allerdings gehören die Angebote nicht zu den allergünstigsten. Flexibilität hat manchmal ihren Preis.
Eine tägliche Kündbarkeit ist sehr selten geworden. Vorbildlich ist die Freenet-Marke FUNK – ein Konkurrent von Drillisch.
Fazit und Zusammenfassung: Lange De-Facto-Laufzeit
Für Nutzer haben die Tarife „ohne Laufzeit“ unserer Meinung nach keine nennenswerten Vorteile gegenüber der bisher üblichen 1-monatigen Kündigungsfrist bei monatlicher Laufzeit. Die Drillisch-Marke smartmobil machte es vor, dass flexible Tarife nach dem ersten Monat täglich abbestellt werden können – ganz ohne 3-monatige Kündigungsfrist. Mittlerweile sind die Drillisch-Marken maXXim, winSIM und PremiumSIM ebenfalls wieder mit mtl. kündbaren Tarifen nachgezogen. Das ist positiv zu bewerten.
Faktisch bedeutet es also, dass die flexiblen Tarife „ohne Laufzeit“ von simplytel, sim.de und DeutschlandSIM mindestens 3 Monate laufen, also eine De-Facto-Mindestlaufzeit von 3 Monaten haben. In unserem Handytarif-Vergleich haben wir die Tarife daher auch mit einer Mindestlaufzeit von 3 Monaten abgebildet, um auf diesen Umstand hinzuweisen.