5G-Netz startet mit Verzögerung

1&1 5G Netz im Aufbau: Aktuelle Informationen rund um das vierte Mobilfunknetz in Deutschland

Der Start des eigenen 5G-Netzes verschob sich bei 1&1 immer wieder nach hinten. Der Netzbetreiber, hinter dem der Großkonzern United Internet steht, ging als einer der großen Gewinner der ersten 5G-Frequenzauktion hervor. Seit Dezember 2023 werden nun Tarife im 1&1 5G Netz geschaltet. Wie ist der aktuelle Stand?
1&1 Drillisch 5G Pläne

(Bild: 1&1; Montage: handyhase.de)

1&1 mit eigenem 5G-Netz

Hier nochmal die wichtigsten Eckdaten aus der Pressemitteilung zum Start des 1&1-5G5Netzes:

Ab dem 8. Dezember 2023 kann das 1&1 5G-Netz auch mit Smartphones genutzt werden. Dann ist das Netz voll funktionsfähig.

Überall dort, wo das im Aufbau befindliche 5G-Netz noch über keine eigene Abdeckung verfügt, steht 1&1 Kunden im Rahmen eines um 5G erweiterten Nationalen Roaming automatisch das 2G/4G/5G-Netz von Telefónica Deutschland zur Verfügung. Ab Sommer 2024 wird 1&1 Nationales Roaming planmäßig von Vodafone nutzen und Vorleistungen von Telefónica Deutschland schrittweise verringern.

1&1 startet eigenes Netz

Das 1&1 5G Netz ist nach langer Ankündigungsphase endlich da: Am 08.12.2023 ist das vierte Mobilfunknetz in Deutschland gestartet. Drillisch-Tarife wechseln damit ins 1&1-5G-Netz.

Zur Unterstützung kommt National Roaming zum Einsatz. Seit 29.08.2024 ist das Vodafone-Netz (statt zuvor o2) die Fallback-Lösung. 

Letzte Störung im 1&1-Netz

Das eigene 5G-Netz von 1&1 Drillisch: Alle Infos

Als Konzernchef Ralph Dommermuth im Rahmen der Halbjahresbilanz für das Geschäftsjahr 2019 den Start des eigenen 5G-Netzes ankündigte, wurde dafür noch das Jahr 2021 angepeilt, berichtete unter anderem Heise Online. Es sollte Ende 2022 werden: Am 28.12.2022 wurde offiziell nach einer langen Testphase die Vermarktung des 5G-Netzes von 1&1 gestartet, allerdings als Fixed Wireless Access (FWA).

Richtig durchstarten wollte 1&1 ursprünglich Ende September 2023, aber auch dieses Datum wurde nunmehr verschoben, und zwar auf den 08.12.2023.

Solange das im Aufbau befindliche Netz noch nicht mit wesentlicher Netzabdeckung verfügbar ist, kann 1&1 per National Roaming auf das Netz von Vodafone (bis 29.08.2024: Telefónica) zugreifen.

1&1 nutzt OpenRAN im eigenen Netz

Immer mal wieder ist von OpenRAN die Rede, wenn es um das eigene 1&1 Netz geht. Was das genau bedeutet, erklärt 1&1 nochmal genauer:

Herzstück des 1&1-Netzes bildet eine private Cloud in dezentralen Edge-Rechenzentren, die via Glasfaser mit Gigabit-Antennen verbunden sind. Sämtliche Netzfunktionen werden per Software gesteuert, die auf herkömmlichen Servern läuft, wie man sie in jedem Rechenzentrum findet.

Anders als in herkömmlichen Netzarchitekturen, die häufig nur von einem Hersteller bereitgestellt werden, verfügt das 1&1 Open RAN über standardisierte Schnittstellen, über die 1&1 flexibel mit den sichersten und besten Ausrüstern am Markt zusammenarbeitet. So verzichtet 1&1 von Beginn an auf Komponenten chinesischer Hersteller.

Netzausbau von 1&1: Aktueller Stand

Wer sich den Netzausbau von 1&1 im Detail ansehen möchte, kann dies nun auch über die Mobilfunkkarte der Bundesnetzagentur tun.

Wichtig daran: Die Netzkarte der Bundesnetzagentur ist normalerweise nicht auf dem neuesten Stand. Das bedeutet, dass auch der National-Roaming-Wechsel von Telefónica zu Vodafone nicht per sofort berücksichtigt wird. Beachte dies, wenn Du die Netzabdeckung betrachtest.

Bestehende Tarife werden ja ohnehin erst nach und nach ins Vodafone-Netz umgestellt.

  • Am 30.08.2024 zeigte die Netzkarte noch die Telefónica als Roaming-Partnerin an.
Mobilfunkkarte der Bundesnetzagentur

Mobilfunkkarte der Bundesnetzagentur zeigt nach wie vor die Telefónica als National-Roaming-Partnerin

1&1 mit eigenem 5G Netz: Versorgungsauflagen

Die Bundesnetzagentur stellt den Netzbetreibern bestimmte Versorgungsauflagen für den Ausbau ihrer Netze. Bei Nichterfüllung ist mit Bußgeldverfahren zu rechnen. Für 1&1 gilt

  • Bis 2030 sollen 50% aller Haushalte mit dem eigenen 5G-Netz versorgt sein.
  • Das bedeutet: Du wirst noch über einen langen Zeitraum hinweg National Roaming mit den Partnern o2 bzw. Vodafone nutzen.

Bislang verlief der Netzausbau schleppend, im Laufe des Jahres 2023 standen weniger als 100 Antennen, bis Ende 2023 sollen rund 1.000 Standorte vorbereitet sein, unabhängig davon, ob die Antennen bereits für die Übertragung von Funkfrequenzen freigeschaltet sind.

  • Ab 2024 sollen pro Jahr 3.000 neue Standorte erschlossen werden.
  • Insbesondere in Städten soll der Ausbau vorangetrieben werden. In ländlichen Regionen wird das neue Netz vermutlich noch eine Weile auf sich warten lassen.

Warum überhaupt 1&1 Drillisch?

Ist vom 1&1 Netz die Rede, ist damit dann eben auch das Drillisch-Handynetz gemeint. Denn Drillisch gehört mit Marken wie winSIM, sim.de oder handyvertrag.de zu 1&1 bzw. zur United Internet.

Wer also einen günstigen Drillisch-Tarif abschließt, landet seit Dezember 2023 im 1&1-Netz, unterstützt durch National Roaming (o2, Vodafone).

1&1 5G Netz: Streitigkeiten, Beschuldigungen und verzögerter Netzausbau

Schaust Du auf den bisherigen Ausbau mit 1&1 Funkmasten, wird schnell klar, wie sehr 1&1 bezüglich seiner Ausbauziele hinterherhinkt: Von den zu installierenden 1.000 Mobilfunkmasten standen Anfang 2023 gerade einmal fünf, auch im Laufe des Jahres 2023 gab es ein ziemliches Chaos in Sachen Ausbau. Umso verwunderlicher, dass 1&1 dann im Dezember endlich startbereit war.

1&1 war sich jedoch keiner Schuld bewusst und legte im Februar 2023 Beschwerde beim Kartellamt gegen Vodafone wegen Verzögerung beim Netzausbau ein. Der Vorwurf lautete: Vodafone verhindere den 1&1 Netzausbau durch Vantage Towers. Die für den Ausbau der Mobilfunkmasten zuständige Vantage Towers AG hatte die vereinbarten Ausbauziele nicht eingehalten.

  • Hauptaktionärin der Vantage AG ist die Vodafone Gruppe.
  • Vodafone wiederum ließ bis Ende 2022 ganze 1.600 Antennen durch Vantage Towers in Stellung bringen.

Im April 2023 zog dann die Bundesnetzagentur Konsequenzen und verhängte ein Bußgeldverfahren gegen 1&1 wegen verzögertem Netzausbau.

Das Ganze hatte weitere Verzögerungen zur Folge, sodass der für Herbst 2023 angekündigte Startschuss für die erste mobile Nutzung des 1&1-Handynetzes tatsächlich ausfiel.

Einem Bericht der Wirtschaftswoche ist zu entnehmen, dass im Herbst 2023 rund 40 Antennen stehen, die Betonfundamente von rund 500 Antennen sind wenigstens in Stellung gebracht.

Erste Standorte: Sichtungen wurden gemeldet von den United-Internet-Standorten in Karlsruhe und Montabaur. In Berlin, Düsseldorf, Essen, Frankfurt am Main, Freiburg und Solingen soll es mittlerweile (Stand: September 2023) weitere Antennen geben.

1&1 Drillisch 5G Standort Sender

Der mutmaßliche 5G-Sender am Standort Karlsruhe (noch ohne Betrieb). Mit freundlicher Genehmigung von @xeoniki200

5G-Tarife vorerst im Telefónica-Netz

Im Juli 2023 schaltete 1&1 den 5G-Zugang in allen Allnet-Flat­rate-Tarifen frei, allerdings eben alles noch stark eingeschränkt als eine Art mobiler Hotspot oder Festnetz-Ersatz. Im Dezember 2023 startet das eigene 1&1-Netz dann vollständig und für alle Smartphones mit 5G. Hier verschaffst Du Dir einen Überblick über aktuelle Tarife:

Welche Probleme kann es für 1&1 beim 5G-Ausbau geben?

Ob das Ziel zu schaffen ist für 1&1 Drillisch, hängt nicht nur von Kooperationsverträgen mit den Netzwerkausrüstern ab, sondern auch davon, ob Gemeinden überhaupt das Aufstellen neuer Funkmasten genehmigen.

Nicht zuletzt sieht sich z.B. auch die Deutsche Telekom immer öfters in der Zwickmühle, dass man zwar das Netz deutlich ausbauen und damit „verbliebene weiße Flecken“ schließen oder das Netz an sich besser machen will, aber Gemeinden als Besitzer öffentlicher Gebäude und/oder Grundstücke das Aufstellen der nötigen Funkmasten mitten im Gemeindegebiet verweigern.

Ein zunehmendes Problem, dem auch 1&1 Drillisch bei seinen 5G-Plänen gegenüber stehen dürfte.

Schwieriger Start mit gewissem Restrisiko

Damit 1&1 Drillisch sein eigenes Netz erfolgreich starten kann, bedarf es jedoch neben dem Aufstellen von eigenen Funkmasten noch einer anderen Lösung. Damit ein flächenmäßig nutzbares Netz zustande kommt, ist 1&1 Drillisch zwingend auf National Roaming in anderen Netzen angewiesen. Neben Telefónica Deutschland mit seiner Kernmarke o2 stehen auch die Telekom und Vodafone auf der Liste der Verhandlungspartner.

„Mein Bauchgefühl ist, dass wir National Roaming angeboten bekommen, auch von Vodafone oder von der Telekom – die Frage ist aber natürlich zu welchen Konditionen“, sagte Dommermuth zu dem Thema bereits im Jahr 2019. Die Bundesnetzagentur jedenfalls hat die Frequenzlizenzen für 5G mit der Auflage des diskriminierungsfreien Zugangs weiterer Anbieter verknüpft. Und lag damit gar nicht falsch. Denn zukünftig wird 1&1 mit Vodafone als Roaming-Partner koopieren, auch wenn 1&1 bis Ende Juni 2025 vertraglich noch an o2 gebunden ist.

Genau darin sieht auch Dommermuth die Notwendigkeit, um erfolgreich ein viertes Mobilfunknetz in Deutschland starten zu können. Zumindest zu Beginn, solange das eigene Netz noch erhebliche „weiße Flecken“ aufweisen wird.

National Roaming Partnerschaft mit o2 und Vodafone

Neuester Partner für die 1&1 Mobilfunk GmbH im Zuge von National Roaming ist die Vodafone GmbH. Beide Mobilfunkanbieter schlossen im August 2023 einen verbindlichen Vorvertrag für eine langfristige, exklusive National Roaming Partnerschaft. Die National Roaming Leistungen von Vodafone sollen nach Abschluss der vorherigen National Roaming Kooperation (mit der Telefónica Deutschland) starten und eine Grundlaufzeit von 5 Jahren beinhalten.

1&1 äußert sich in einer Pressemitteilung vom 2. August 2023 folgendermaßen:

Ab dem plangemäßen Start des 1&1 Mobilfunknetzes auf Basis der neuartigen OpenRAN-Technologie Ende nächsten Monats werden auf dem Netz von 1&1 Kunden mit 4G Mobilfunktarifen zunächst mit flächendeckenden National Roaming Leistungen von Telefónica versorgt, bis die National Roaming Versorgung durch Vodafone bereit steht. Ab dann können auf dem 1&1 Netz auch 5G Mobilfunktarife flächendeckend angeboten werden. In der Übergangszeit bis zur Bereitstellung des 5G National Roaming durch Vodafone wird 1&1 seinen Kunden mobile 5G-Dienste im Rahmen des bisherigen MVNO-Modells bereitstellen

und weiter

Sobald alle 1&1 Kunden für National Roaming Leistungen durch Vodafone aktiviert wurden, wird 1&1 Mobilfunk für die Dauer der Vertragslaufzeit National Roaming Leistungen exklusiv von Vodafone beziehen.

Zuvor hatte 1&1 mit der Telefónica zwecks National Roaming kooperiert.

National Roaming ab Dezember 2023 auch im o2-5G-Netz

Diese Kooperation wurde überraschend auch auf 5G erweitert, wie im November 2023 bekannt wurde. Die National-Roaming-Regelung im o2-Netz soll somit auch zum Start des 1&1-5G-Netzes im Dezember 2023 bestehen bleiben. Ab Sommer 2024 soll dann die Kooperation mit Vodafone greifen und National Roaming mit der Telefónica Schritt für Schritt zurückgefahren werden.

Zur alten National-Roaming-Regelung findest Du weitere Informationen im ausgeblendeten Abschnitt.

Es wird schwer für 5G mit dem 1&1-Logo

Da 1&1 Drillisch lediglich über insgesamt 70 MHz Spektrum in den künftigen 5G-Bändern mit 2 GHz und 3,6 GHz besitzt, kommt der Konzern nicht drum herum, auf National Roaming zu setzen. Rein physikalisch wäre ein flächendeckendes Netz mit den ersteigerten Frequenzblöcken wirtschaftlich und Infrastrukturmäßig so gut wie nicht machbar. Umso wichtiger ist die National-Roaming-Vereinbarung, um überhaupt ein Netz unter wirtschaftlichen Aspekten aufbauen zu können.

Mit den genannten 5G-Frequenzen wäre eine stabile Versorgung nur auf kurze Strecken möglich, nicht jedoch über größere Distanzen. Auf lange Sicht wird sich 1&1 Drillisch auch mit der Ersteigerung von Frequenzblöcken bei niedrigen Frequenzbändern beschäftigen müssen, um ein 5G-Netz in der Fläche, zum Beispiel außerhalb von Großstädten, überhaupt vernünftig realisieren zu können.

Die nächsten Schritte für eine kommende Auktion wurden durch die Bundesnetzagentur bereits eingeleitet, hier wird es jedoch frühestens 2026 zu weiteren Entscheidungen kommen. Und Stand 2023 hinkt der Netzausbau den bisherigen Zielen so weit hinterher, dass eine Ersteigerung weiterer Frequenzen unrealistisch erscheint.

Mehr Wettbewerb durch neues 1&1 5G Netz und ernste Hürden

Für Marktbeobachter könnte das Engagement von 1&1 Drillisch für 5G-Frequenzen vor allem für Verbraucher ein Vorteil sein. So wird von Experten erwartet, dass 1&1 Drillisch eine aggressive Preisstrategie anvisiert, was zu einem härteren Konkurrenzkampf und damit schneller sinkende Preise für den Verbraucher bedeuten kann, als wenn nur die bekannten drei Big Player um die Kundschaft buhlen würden.

Zu Beginn werde man jedoch verstärkt LTE ausbauen und nicht komplett auf 5G setzen. Gründe dafür sind zum einen die fehlende Telefonie-Unterstützung der derzeitigen 5G-Netztechnologie, als auch die Tatsache, dass 4G LTE noch über Jahre hinweg den Massenmarkt bedienen werde.

Weitere Informationen zu 5G an sich findest Du in unserem Ratgeber zu dem Thema. Und 5G-Tarife stellen wir Dir natürlich ebenfalls vor!

Originalartikel vom 16.08.2019 – zuletzt aktualisiert am 02.10.2023.

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Profilbild von Marleen
Die Technik- und Mobilfunk-Expertin Marleen ist bereits seit 2009 kein unbeschriebenes Blatt mehr in der Branche. Nach dem Studium der Information- und Medientechnik absolvierte sie ein Volontariat bei einem großen Telekommunikationsmagazin und verblieb dort auch 9 Jahre. Bereits dort hatte sie ersten Kontakt mit Schnäppchen. Seit November 2017 ist Marleen als Chefredakteurin bei Handyhase.de tätig.
Beteiligte Autoren: Daniel Molenda , Stefanie

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